Sprockhövel. Chance von über 90 Prozent auf ein Wiederholungsspiel oder ein aussichtsloser Versuch? So reagiert die TSG Sprockhövel II auf den Einspruch

Das Derby zwischen der TSG Sprockhövel II und dem TuS Hasslinghausen geht in die Verlängerung – vor dem Kreissportgericht. Der TuS Hasslinghausen hat am Montagnachmittag Protest gegen die Wertung des Spiels eingelegt. Christian Parlow, Co-Trainer und Vorstandsmitglied, sieht gute Chancen für einen Erfolg.

Anstoß der Verärgerung und des sportgerichtlichen Nachspiels war eine Szene in der ersten Halbzeit, die zum 2:1 durch Simon Bukowski für die TSG Sprockhövel II führte.

TuS Hasslinghausen - TSG Sprockhövel II: Hätte der Schiedsrichter unterbrechen müssen?

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„Unmittelbar vor dem Tor zum 2:1 schießt ein Sprockhöveler Spieler den Schiedsrichter an. Von ihm prallt der Ball zu einem anderen Sprockhöveler, der dann tief auf den Torschützen spielt“, so Parlow. „Damit kommt der Schütze überhaupt erst in die Position, um das Tor zu erzielen. Der Schiedsrichter hätte das Spiel unterbrechen müssen, hat er aber nicht. Das ist ein klarer Regelverstoß“, sagt Christian Parlow.

Auch Christian Kalina, Trainer der TSG Sprockhövel II, bestätigt die Entstehung des Tores: „Vom Schiedsrichter prallte der Ball zu Mohammed Mousa, der auf Simon Bukowski spielt“, so Kalina.

Schon kurz nach dem Spiel habe der TuS Hasslinghausen darüber nachgedacht, Protest einzulegen. Man habe sich aber die Zeit genommen, um noch einmal eine Nacht darüber zu schlafen, so Parlow. Und auch nach 24 Stunden sei man im Vorstand des TuS davon überzeugt, dass dies die richtige Entscheidung sei.

Schiedsrichter entschied wohl nach einer alten Regel

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„Wenn das Spiel 5:3 ausgegangen wäre, dann hätten wir das sehr wahrscheinlich nicht gemacht, aber es geht um die spielentscheidende Szene. Danach ist kein Tor mehr gefallen. Ohne das Tor wäre das Spiel unentschieden ausgegangen“, sagt Parlow. Dass der TuS Einspruch einlegt, hätte „auch nichts mit dem Gegner und der Tatsache zu tun, dass es ein Derby war. Wir hätten das auch gemacht, wenn der Kontrahent ein anderer gewesen wäre“, führt Parlow aus.

Der Co-Trainer der Mannschaft sehe sehr gute Chancen auf einen Erfolg vor dem Kreissportgericht. Dies habe auch mit der Stellungnahme des Schiedsrichters Ismet Demirdal, der das Derby leitete, zu tun. Er habe seinen sich beschwerenden Spielern nach dem Treffer auf dem Platz gesagt, dass er von der Regel ausgegangen sei, der Schiedsrichter sei Luft, so Parlow.

„Diese Regel gab es mal, sie gibt es aber nicht mehr. Das ist also eine falsche Grundlage, auf der er entschieden hat“, sagt Christian Parlow.

Seit 2020 ist der Schiedsrichter nicht mehr Luft

Seit 2020 gilt: „Der Ball ist aus dem Spiel, wenn er einen Spieloffiziellen berührt, aber auf dem Spielfeld bleibt und ein Team einen aussichtsreichen Angriff auslöst, der Ball direkt ins Tor geht oder der Ballbesitz wechselt. In all diesen Fällen wird das Spiel mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt.“

Vor dem Spiel war noch alles gut – danach flogen dann die Fetzen.
Vor dem Spiel war noch alles gut – danach flogen dann die Fetzen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wenn der Ball, der den Schiedsrichter berührte, also von einem TuSler gekommen wäre, wäre der Fall klar. Da er aber von einem Sprockhöveler kam, ist der Knackpunkt wohl die Frage, ob erst dadurch ein aussichtsreicher Angriff ausgelöst wurde oder der schon vorher bestand.

TuS Hasslinghausen schätzt die Chancen auf ein Wiederholungsspiel auf über 90 Prozent

„Ich gehe davon aus, dass uns Recht gegeben wird. Ich schätze die Chancen auf über 90 Prozent ein, dass es ein Wiederholungsspiel geben wird“, erklärt Parlow.

„Würden wir davon ausgehen, dass es eher schlechte Aussichten gibt, hätten wir den Aufwand auch nicht in Kauf genommen. Immerhin müssen Fristen eingehalten werden und Einspruchsgebühren bezahlt werden. Um Formfehler zu vermeiden, müssen wir schon sehr sorgfältig vorgehen“, sagt Hasslinghausens Co-Trainer und kündigt – wenn nötig – auch einen langen Weg an: „Sollte unser Einspruch abgelehnt werden, dann werden wir das Bezirkssportgericht anrufen. Wenn wir einmal loslegen, hören wir auch nicht auf zu kämpfen.“

TSG Sprockhövels Kalina hält den Protest aus mehreren Punkten für fragwürdig

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Christian Kalina ist indes komplett anderer Meinung. „Wenn wir jetzt anfangen, wegen einer Tatsachenentscheidung Protest einzulegen, können wir das in jedem Spiel machen. Wenn es ein Wiederholungsspiel gibt, dann falle ich echt vom Glauben ab“, so der Trainer der TSG II. Im gleichen Spiel hätte es zum Beispiel auch mehrere falsche Abseitsentscheidungen gegeben.

Zudem hält er die Entscheidung des TuS zum Protest auch aus sportlichen Gesichtspunkten, und die Aussage von Parlow, sein eigenes Team habe gespielt wie eine „Mittelfeldtruppe“, für fragwürdig. „Hasslinghausen hat ein einziges Mal aufs Tor geschossen. Wir haben kein gutes Spiel gemacht, hätten aber trotzdem noch drei, vier Tore mehr machen müssen, standen alleine vor dem Tor. Ein Team, welches 27 Punkte Vorsprung auf das eigene hat, als Mittelfeldtruppe zu bezeichnen, ist schon harter Tobak.“ Das Wiedersehen gibt es wohl vor dem Sportgericht.

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