Im Jahr 2000 erhielt Nadine Rodeck die Diagnose Multiple Sklerose. Inzwischen ist sie amtierende Tennis-Stadtmeisterin

Den Tennisschläger hält sie fest in der Hand. Ihre Schläge, ob Vor- oder Rückhand, sind kraftvoll und platziert. Und weil das alles so gut funktioniert, trainiert Nadine Rodeck (26) bei ihrem Verein, der BSG Gemeinschaftswerk, den Nachwuchs. Dafür besitzt sie seit fünf Jahren mit der C-Lizenz sogar den nötigen Trainerschein.

Die sportliche Laufbahn der jungen Frau grenzt dennoch an ein Wunder. Dass sie sich frei und weitgehend willkürlich bewegen kann, ist nicht selbstverständlich. Vor knapp 10 Jahren erhielt sie die Diagnose Multiple Sklerose (MS).

„Das war ein Schock”, sagt Nadine Rodeck rückblickend. Eine böse Ahnung hatte sie schon, doch die genaue Bedeutung erklärten ihr erst ihre Eltern. Dass irgendetwas nicht stimmte, wusste sie ja längst. „Ich habe es beim Tennis-Training gespürt, bekam Koordinationsstörungen. Irgendwie gehörten Arme und Beine nicht zu mir. Ich spürte überall ein starkes Kribbeln.” Was folgte, war der Weg zum Arzt, doch eine genaue Diagnose gestaltete sich zunächst schwierig. Erst ein Orthopäde äußerte den Verdacht auf MS. Nach einer Kernspintomographie bestand dann schließlich Gewissheit. „Das war im Mai 2000 – so etwas vergisst man ja nicht.”

Danach passierte: erst einmal gar nichts. Den Tennisschläger hängte sie zunächst an den Nagel, für anderthalb Jahre traten auch keine neuen gesundheitlichen Beschwerden auf. „Doch dann bekam ich etwa alle zwei Monate einen Schub, zur Erholung blieb kaum Zeit.” Als „Schub” wird die Wiederkehr bestimmter Symptome bezeichnet, die sich nach einer Weile meist wieder zurückbilden. Manchmal aber auch nicht. So kommt es zu Bewegungs- oder Koordinationsstörungen.

Auch der Sehnerv kann Probleme bereiten. So wie im September 2002. „Auf dem rechten Auge war plötzlich alles schwarz.” Für gut drei Monate war dann gar nicht an Sport zu denken. Erst konnte sie nicht, dann wollte sie nicht. Doch ein Anruf ihres damaligen Trainers bei der TG Rot-Weiß, Christian Timmerhoff, hat die Zukunft eingeleitet. „Komm, wir spielen ein paar Bälle, hat er gesagt, obwohl ich zunächst gar nicht wollte.”

Sie tat es trotzdem, machte 2004 den Trainerschein, und spielte sich auch auf verschiedenen Turnieren in den Vordergrund. Gemeinsam mit Raphael Henkel erreichte sie vor vier Jahren das B-Mixed-Finale der Hattinger Stadtmeisterschaft. Erst vor wenigen Wochen setzte Nadine Rodeck mit Jörg Waschnewski sogar noch einen drauf und gewann das Mixed-Finale der Stadtmeisterschaft. „Dafür erhielt ich mein erstes Preisgeld. Dieser Erfolg war ein schönes Gefühl, das würde ich im nächsten Jahr gerne wieder erleben.”

Eitel Sonnenschein herrscht zwar nicht, denn geringe Koordinationsstörungen sind geblieben, doch inzwischen weiß Nadine Rodeck, wie sie mit ihrer Behinderung umgehen muss. „Ich spreche viel darüber, das hilft.” Ein Ende der immer erfolgreicher werdenden Laufbahn ist auch nicht in Sicht. Das nächste Ziel: Der B-Schein, der Nadine Rodeck ermöglichen würde, im Leistungsbereich als Trainerin tätig zu werden.