Sprockhövel. Die TSG Sprockhövel spielt sich gegen das überforderte Westfalia Rhynern in einen Rausch. Nazzareno Ciccarelli legt ein überragendes Spiel hin.

Von „Gänsehaut“ sprach Andrius Balaika, der Trainer der TSG Sprockhövel nach Abpfiff. Dieses 5:0 (1:0 zur Pause) gegen Westfalia Rhynern sei ein überragendes Spiel seiner Mannschaft gewesen. Sie habe „sehr diszipliniert und technisch stark“ agiert, „die Räume waren besetzt. Wir hatten immer eine Lösung parat, es war mit das beste Spiel der letzten Jahre“, verteilte Balaika überschwänglich Lob.

Dabei galt der Gegner aus Hamm doch trotz sechs Punkte nach zuvor vier Spielen als Spitzenmannschaft der Oberliga Westfalen. Der Respekt, den Balaika dem Gegner vor der Partie entgegenbrachte, war groß.

TSG Sprockhövel tastet sich vorsichtig in die Partie

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Dementsprechend vorsichtig gingen es die Sprockhöveler in der Anfangsphase der Partie auch an. Da auch Rhynern nicht direkt aufs Risiko-Pedal drückte, waren die ersten zehn Minuten von taktischen Plänkeleien geprägt.

Die Westfalia versuchte das Sprockhöveler Aufbauspiel mit zwei klaren Spitzen auf die Außen zu lenken. Die TSG hatte da gar nicht so viel gegen, konnte sie so doch scharfe, lange Diagonalpässe auf die offensiven Außen Max Maron und vor allem den häufig gesuchten Lewin D Hore auf links schlagen.

Genau dieser Spielzug führte dann auch doch recht schnell zum Erfolg. Der Diagonalball von TSG-Kapitän Christian Antwi-Adjej fand D Hore. Der nahm zunächst das Tempo raus, suchte nach einer Anspielstation, fand sie nicht, setzte zum Dribbling im Vollsprint an, drang in den Strafraum und wurde dort zu Boden gedrückt. Schiedsrichter Cengiz Kabalakli entschied vertretbar auf Strafstoß, Nazzareno Ciccarelli schob locker unten rechts ein (12. Minute).

Kurz danach fiel Ciccarelli nach einem Kontakt im Strafraum, der zweite Strafstoß war der TSG aber – auch nachvollziehbarerweise – nicht vergönnt. Dennoch bestimmten die Hausherren die Partie. Vor allem die linke Offensivseite besorgte Rhynern einen sorgenreichen Sonntagnachmittag. Zwischen der 15. und der 30. Minute drang die TSG beinahe im Minutentakt über links in den Hammer Strafraum ein, fand dann in der Mitte jedoch nicht den wartenden Abschlussspieler oder scheiterte wie der vor Selbstbewusstsein strotzende Ciccarelli aus spitzem Winkel am Pfosten.

Sprockhövels linke Offensivseite wirbelt Westfalia Rhynern durcheinander

Rhynern war sichtlich bemüht, die eigenen Flanken geschlossen zu bekommen, konnte offensiv dadurch aber keine Akzente setzen und geriet kurz danach in Unterzahl. Antwi-Adjej trieb den Ball durchs Zentrum und wollte in den Strafraum eindringen. Wenige Zentimeter vor der Sechzehner-Linie wurde er regelwidrig zu Fall gebracht: Notbremse, Platzverweis.

Alles lief für die TSG, die die Überzahl beinahe nach nicht einmal einer Minute zum 2:0 genutzt hätte. D Hore scheiterte aus kurzer Distanz nach flacher Hereingabe von Ciccarelli jedoch an Westfalia-Torhüter Alexander Hahnemann (36.) – wie auch Maron, der zunächst stark von Antwi-Adjej freigespielt wurde (42.) und danach gerade noch kurz vor der Linie abgegrätscht wurde (44.).

Was der TSG nach dieser ersten Hälfte eigentlich nur noch fehlte, war der nervenberuhigende Treffer zum 2:0.

Blitzstart in der zweiten Hälfte bringt Sicherheit

Mit dieser Motivation im Kopf gelang den Sprockhövelern der perfekte Start in die zweiten 45 Minuten. Gerade einmal 80 Sekunden dauerte es, bis Stürmer Gianluca Zentler einen scharfen, flachen Ball mit einem Kontakt in den Lauf von Ciccarelli weiterleitete, der halbrechts vor dem Tor die Nerven behielt (47.).

Max Maron spielte gut, hatte viele Chancen, belohnte sich aber nicht mit einem Tor für die TSG Sprockhövel.
Max Maron spielte gut, hatte viele Chancen, belohnte sich aber nicht mit einem Tor für die TSG Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Wiederum nur zwei Minuten drauf versuchte es Maron gefährlich. Dass die TSG im fünften Spiel den dritten Sieg der Saison feiern würde, war schon zu diesem Zeitpunkt klar, auch wenn Rhynern mit dem Mute der Verzweiflung bei Distanzschüssen ab und an die Muskeln zucken ließ.

Die TSG konnte darauf jedoch konzentriert, aber auch mit einer gewissen Gelassenheit reagieren und nun auch das Konterspiel in sein Repertoire aufnehmen. So spitzelte erst Ciccarelli den Ball nach Tempogegenstoß und Hereingabe von rechts nur haarscharf vorbei (57.), dann schlenzte D Hore von links nur knapp zu ungenau (60.).

Beinahe lädt die TSG Rhynern zurück ins Spiel ein

Eventuell war sich die TSG auch etwas zu sicher, als sie selbst es war, die Rhynern beinahe zurück in die Partie brachte. In Überzahl ließ sie sich auf eigenem Platz auskontern, Eduard Renke eilte nach hinten, brachte Westfalias Gianluca di Vinti aber zu Fall, sodass der Unparteiische diesmal auf Strafstoß für Rhynern entschied. Der Gefoulte schnappte sich selbst die Kugel, schob sie zwar in die linke Ecke, allerdings so drucklos, dass TSG-Keeper Azmir Alisic wenig Probleme hatte, die Null zu halten.

Es war ein weiterer Tiefschlag für die Westfalia, der kurz darauf das Spiel komplett aus den Händen glitt. Zunächst traf der weiter eifrige, aber vor dem Tor unglückliche Maron erneut den Pfosten, dann war einmal mehr Ciccarelli auf und davon, machte seinen Hattrick zum 3:0 perfekt (73.).

Nazzareno Ciccarelli und Christian Antwi-Adjej zeigten sehr starke Leistungen beim Sieg der TSG Sprockhövel.
Nazzareno Ciccarelli und Christian Antwi-Adjej zeigten sehr starke Leistungen beim Sieg der TSG Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die TSG hatte nun einen völlig wehrlosen Gegner vor sich. Zwei Minuten nach dem 3:0 stürmte D Hore auf links nach vorne und sah im Zentrum eine Lücke, die größer schien als das gesamte Hammer Stadtgebiet. Ein Pass später schoss Antwi-Adjej humorlos zum 4:0 ein (75.). Es ging so weiter und der euphorisierten TSG gelang nun alles: Ein wunderschöner Ciccarelli-Schuss, passend zum Sonntag, schlug zum 5:0 ein (81.) und bedeutete den aus TSG-Sicht perfekten Abschluss einer rundum gelungenen Partie.

„Es war ein überragendes Spiel. Wir sind von Anfang an richtig gut reingekommen. Nach der roten Karte hatten wir ein komisches Bauchgefühl, weil wir mit Überzahl in den vergangenen Wochen keine guten Erfahrungen gemacht haben. Aber wir haben daraus unsere Lehren gezogen und die Tore super rausgespielt. Wir haben nichts zugelassen außer den Elfmeter. Ein riesiges Kompliment an die Mannschaft“, war Balaika nach der Partie rundum glücklich.

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