Sprockhövel. Die 17-jährige Annika Faber hat sich innerhalb kurzer Zeit auf langen Strecken sehr gesteigert. Nun wurde sie aber erst einmal gestoppt.

Mit viel Tempo dreht sie ihre Runden auf der Tartanbahn am Landringhauser Weg. Schaut man dabei in das Gesicht von Annika Faber, wirkt es nur bedingt angestrengt. Die Langstreckenläuferin ist auf dem Weg zur nationalen Spitze, bleibt aber bislang ihrem Heimatverein TV Hasslinghausen treu, für den sie Erfolge holen möchte.


Schaut man in die Vergangenheit und in Datenbanken der Leichtathletik, findet man nicht viel über das Lauftalent aus Sprockhövel. Das liegt nicht etwa an strengem Datenschutz, sondern daran, dass die Schülerin erst seit rund einem Jahr mit dem ambitionierten Laufen begonnen hat – fast durch Zufall. Ihr Onkel Michael Gläser nahm sie mit zur Laufgruppe des Lauftreffs vom TV Hasslinghausen, wo sie hängen blieb, die Lust am Laufen fand und Trainer Dominic Bornemann ihr Talent entdeckte.

Viele Volksläufe mit einigen Siegen

Seitdem ist die junge Dame fester Bestandteil der Gruppe und hat einige Volksläufe mitgemacht. „Dabei geht es mir eigentlich nur um den Spaß“, sagt die 17-Jährige. Doch es läuft auch super, die ASV-Winterlaufserie in Duisburg gewann sie im Frühjahr 2019 etwas überraschend. Auch, weil die beste Konkurrentin beim letzten Rennen nicht angetreten war. Für Annika Faber kam es dennoch überraschend und war motivierend zugleich.

Annika Faber und ihr Trainer Dominic Bornemann vom TV Hasslinghausen.
Annika Faber und ihr Trainer Dominic Bornemann vom TV Hasslinghausen. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer


Auch bei kleineren Stadtläufen hat sich die Läuferin bereits an die Spitze gesetzt, zuletzt etwa beim Schwelmer Citylauf. Was für sie aktuell eine neue Erfahrung ist: sie läuft alleine. Bis zuletzt ist bei Volksläufen ihr Trainer dabei gewesen, quasi als Tempomacher. Nun muss die Nachwuchsathletin ihr Tempo selbst finden. Am liebsten tut sie das auf langen Strecken, mindestens zehn Kilometer oder auch die Halbmarathon-Distanz, die sie bislang dreimal hinter sich gebracht hat. „Ich habe dabei ein besseres Gefühl als auf den kurzen Strecken“, sagt sie.

Trainingseinheit bei der LGO Dortmund

Wohl fühle sie sich auch beim TVH, wo sie zwar hartes Training macht, aber nicht den Zwang spürt, der in Profivereinen herrscht. „Ich fühle mir hier nicht unter Druck gesetzt“, erzählt Annika Faber. Dennoch trainiert sie einmal in der Woche in einer Laufgruppe der LG Olympia Dortmund, unter Trainer Christoph Neuhaus. Den kennt Dominic Bornemann aus seiner Zeit als Wettkampfsportler. „Dort kann Annika mit gleichaltrigen Mädchen laufen, was wir ihr bei uns nicht bieten können“, sagt Bornemann.

Das Training in Dortmund sei außerdem noch strukturierter als am Landringhauser Weg, so Annika Faber. Die Trainer sprechen sich aber auch ab. So kommt die Läuferin insgesamt auf fünf Einheiten pro Woche, zählt sie ihre privaten Dauerläufe dazu. Außerdem fährt sie zwischendurch Rad und besucht mehrmals in der Woche das Fitnessstudio. Potenzial sieht Bornemann noch mit Blick auf die Körperspannung und Stabilisation beim Laufen, um noch ein paar Prozent herauszuholen.

Teilnahme an den Deutschen Jugendmeisterschaften

Bereits in diesem Jahr ist die Hasslinghausenerin bei den Deutschen Jugendmeisterschaften angetreten, über 5000 Meter und 3000 Meter. In Essen lief sie über 5000 Meter im Juni ihre Bestzeit (17:57,20 Minuten). In Ulm lief es Ende Juli nicht so gut, das gesamte Feld im Donaustadion hatte mit der Hitze zu kämpfen, Annika Faber zudem Probleme am Fuß, die sich immer noch nicht ganz gelegt haben und sich jetzt als ernstere Verletzung herausgestellt hat. „Sie hat einen kleinen Bruch oder Haarriss und muss zehn Woche pausieren“, so ihr Trainer. Doch aus Ulm hat sie viel Erfahrung gewonnen, auch wenn die Massenveranstaltung ihr erst nicht zusagte. „Als ich dann unter den Konkurrentinnen war und die Zuschauer auf der Tribüne sah, hatte ich Energie und war motiviert“, erinnert sie sich.

Mindestens das kommende Jahr wird Annika Faber noch für Hasslinghausen starten. Im Moment schreckt sie die Distanz nach Dortmund oder auch zum TV Wattenscheid als mögliche Adresse ab. Die Deutschen Meisterschaften 2020 sind das feste Ziel, bis dahin sammelt sie weiterhin bei Straßenläufen Erfahrung. „Natürlich fehlt es mir manchmal, mit Gleichaltrigen zu laufen“, gibt sie zu. Trainer Dominic Bornemann freut sich, wenn sie weiter am Landringhauser Weg ihre Runde dreht, würde sie aber im Falle eines Wechselwunsches nicht aufhalten. Im Gegenteil: „Ich würde mich ebenfalls für sie freuen.“