Hattingen. Die Geschwister Lars und Lea Bramkamp gehen als Schiedsrichter weiter ihren Weg. Beide sind hochgestuft worden und können sich neu beweisen.

Seit einigen Jahren sind die Geschwister Lars und Lea Bramkamp als Schiedsrichter unterwegs. Längst nicht nur in Hattingen und der näheren Umgebung. Spätestens seit dieser Saison hat sich ihr Einsatzgebiet noch einmal erweitert. Beide sind hochgestuft worden. Der 24-jährige Lars darf nun auch in der Regionalliga Spiele leiten, seine 22 Jahre alte Schwester Lea in der Landesliga. Wir haben mit ihnen gesprochen.

Was bedeutet Ihnen der Aufstieg?

Lea Ich freue mich sehr darüber und habe ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet. Die Nachricht war eine echte Überraschung und ich freue mich, nun mit Assistenten zusammen Spiele zu leiten.

Lars Natürlich bedeutet mir der Aufstieg sehr viel. Wie jede Mannschaft möchte auch ein Schiedsrichter erfolgreich sein und freut sich über eine Beförderung.

Wie kommt es überhaupt dazu, was muss man als Schiedsrichter mitbringen?

Lea Zunächst einmal muss man in einem Kader gemeldet sein, dessen Zusammensetzung der Kreis bestimmt. Jeder Kreis darf eine bestimmte Anzahl von Schiedsrichtern für die jeweiligen Ligen melden, die die Möglichkeit haben, aufzusteigen. Für jede Spielklasse gibt es dann ein Team, aus dem jeder pro Saison bis zu achtmal bei Spielen beobachtet wird. Das Ergebnis wird mit dem Beobachter im Nachhinein besprochen, es gibt dazu schriftlich einen Bogen und eine Note. Nach jeder Saison wird innerhalb eines Teams die Durchschnittsnote erfasst, wer darüber liegt, kann aufsteigen. Man muss also eine gute Spielleitung schaffen und ein bisschen Glück kommt auch dazu.

Lars Ich wurde in jedem Spiel der Oberliga und der A-Jugend-Bundesliga beobachtet. Wer in der Jugend-Bundesliga am Ende den besten Notendurchschnitt hat, bekommt einen Ausbildungsplatz für die Regionalliga. So ist es zumindest in Westdeutschland. An dem Erfolg haben auch meine Assistenten einen großen Anteil. Sie sind zum einen meist meine größten Kritiker, andersherum unterstützen sie mich natürlich in der Spielleitung. Viele Entscheidungen auf dem Platz werden zusammen getroffen.

Erwarten Sie in der höheren Spielklasse einen anderen Fußball und ist es schwieriger, diesen zu bewerten?

Lea Ich hoffe natürlich, dass die neue Spielklasse eine bessere Spielqualität mit sich bringt. Ich denke nicht, dass die Bewertung dadurch schwieriger sein wird. Das Wort „anders“ trifft es in der Position des Schiedsrichters besser.

Lars Ich hatte das Glück, dass ich in der vergangenen Saison schon als Assistent in der Regionalliga zum Einsatz kam. Dabei habe ich schon das höhere Tempo im Vergleich zur Oberliga miterlebt. Das kommt mir zugute, da ich gewillt bin, dass Spiel zugunsten des Flusses viel laufen zu lassen. Je schneller es wird, umso schwieriger ist es zu bewerten. Am Ende muss die richtige Entscheidung stehen, das steht im Fokus. Interessant wird für mich nun sein, dass ich auf Spieler treffe, die zu einem großen Teil ihren Lebensunterhalt mit dem Fußball verdienen. Das heißt für mich, dass ich top vorbereitet sein muss – egal ob regeltechnisch oder hinsichtlich der Fitness. Es gibt auch verschiedene Charaktere, die schon einiges erlebt haben und mich als jungen Schiedsrichter anfangs wahrscheinlich testen wollen, wie weit sie gehen können. Da muss ich auf der Hut sein. Was noch dazu kommt, ist der steigende Zuschauerschnitt. Ich war vergangene Saison beim Traditionsderby zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Rot Weiss Essen Linienrichter, das war vor knapp 10.000 Zuschauern ein unbeschreibliches Gefühl.

Wie fit müssen Unparteiische selbst sein, um 90 Minuten so gut es geht in der Nähe des Balls zu sein?

Lea Natürlich erwartet jeder, dass Schiedsrichter fit sind. Das erwarten Schiedsrichter aber auch von den Spielern. Unsere Fitness wird mehrmals pro Saison durch einen Lauftest überprüft.

Lars Schiedsrichter sind genauso wie die Spieler auch Sportler. Je höher man pfeift, desto fitter muss man sein. Sportliches Training gehört dazu, reicht aber alleine nicht aus. Wenn man die Regeln nicht kann, nützt die beste Fitness nichts. Wir besuchen daher viele Lehrgänge, um in der Hinsicht fit zu bleiben. Ich schaue mir oft auch die eigenen Spiele im Nachgang an.

Inwiefern ist es für Sie interessant neue Spielstätten und Stadien kennenzulernen?

Lea Das Schiedsrichterdasein kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Gerade bei Einsätzen in der zweiten Frauenbundesliga komme ich viel rum. Meistens sieht man dabei aber nur die Sportstätten und Stadien selbst. Viel Zeit verbringt man im Auto. Manchmal werde ich überrascht, dass sich mitten im Nichts plötzlich ein Sportplatz befindet. Man bekommt einiges geboten, darf sich die Plätze bei den Frauen aber nicht wie die in der Männer-Bundesliga vorstellen.

Lars Ich finde es super interessant, neue Stadien kennenzulernen. In der Regionalliga gibt es den Mix zwischen modernen Stadien wie in Essen oder Aachen und traditionelle wie in Wuppertal. Aber auch die Charaktere der Spieler und Funktionäre sind interessant.

Wie verhält es sich im höheren Amateurbereich mit Anfeindungen gegenüber Schiedsrichtern, sind es weniger als in der Kreisliga?

Lea Beleidigungen hört man denke ich in jeder Liga, selbst in der Bundesliga. Und es ist auch völlig normal, dass Spieler meckern. Ich denke, dass die Hemmschwelle zu einem tätlichen Angriff in der Kreisliga niedriger ist. Ich kann aber sehr froh sein, dass ich bisher keine solch negativen Erfahrungen machen musste.

Lars Als ich noch auf Kreisebene aktiv war, wurde ich mal bei einem Relegationsspiel angespuckt. Es führte damals zum Spielabbruch und landete vor der Spruchkammer. Je höher man kommt, desto weniger Anfeindungen gibt es. Der Ton ist rauer, aber die Spieler verdienen teilweise ihr Geld mit Fußball und können sich so etwas nicht erlauben.

Welche Liga ist Ihr Ziel?

Lea Ich möchte natürlich noch weiter kommen, aber alles im Rahmen meiner Möglichkeiten. Das wird sich in der Saison zeigen.

Lars Primär ist mein Ziel, mich in der Regionalliga zu etablieren. Der Sprung von der Oberliga dorthin ist schon enorm.

Die Schiedsrichter sind auch als Linienrichter aktiv und assistieren Kollegen, teilweise in höheren Ligen. Lea Bramkamp ist im Herrenbereich Assistentin in der Oberliga, im Frauenbereich in der zweiten Bundesliga. Lars Bramkamp ist in der Regionalliga weiterhin auch als Assistent dabei. Außerdem leitet er Spiele in der Jugend-Bundesliga.