Hattingen. Der Hattinger Fußballprofi Mirkan Aydin hat seinen Vertrag in der Türkei bei Hatayspor verlängert. Er möchte in die Süper Lig aufsteigen.

Mirkan Aydin sieht zufrieden aus. Seine Familie ist vor kurzem größer geworden und bei seinem Verein in der zweiten türkischen Liga, Hatayspor, läuft es gut. Dort hat der 32-Jährige seinen Vertrag verlängert, nachdem er zuletzt oft das Trikot wechselte. Am Sonntag startet er in die Saison gegen Altinordu – mit dem Ziel, aufzusteigen. Zuletzt war sein Team ganz knapp in den Play-Offs gescheitert. Wir haben mit dem Profi gesprochen.

Herr Aydin, Sie sind vor Kurzem zum zweiten Mal Vater geworden. Wie geht es Ihnen und dem Nachwuchs?

Mirkan Aydin Sehr gut, es ist alles gut gelaufen. Mein Sohn ist gesund und zuhause. Der erste Sohn ist auch fußballbegeistert. Wenn er Spaß daran hat, soll er es spielen. Dann kann der Papa später auch Tipps geben. Wenn nicht, dann soll er was anderes machen.

Wo leben Sie und wo Ihre Familie?

Ich lebe in der Türkei, meine Frau und Kinder in Haßlinghausen. Wir wollen uns aber alle paar Wochen sehen. Das ist natürlich anstrengend, aber meine Familie kommt öfter mal in die Türkei.

Sie haben Ihren Vertrag verlängert. In den vergangenen Jahren waren sie bei mehreren Vereinen, oft nur kurz. Wie kam es zu ihrer Entscheidung?

Mein Vertrag ist ausgelaufen, viele Vereine haben bei mir angefragt. Aus der Türkei, aber auch aus anderen Ländern, etwa aus dem arabischen Bereich. Vom Kopf her war es aber schwer, loszulassen. Auch unser Trainer hat verlängert, das war für mich entscheidend. Die Rahmenbedingungen bei Hatayspor sind gut und daher konnte ich mir vorstellen, dort zu bleiben. Auch, weil ich mir im Verein und bei den Fans ein gewisses Standing erarbeitet habe.

Gibt es noch einen weiteren Bezug, den Sie zu Hatayspor haben?

Fußballprofi Mirkan Aydin (32) ist zu Besuch in seiner Heimat Hattingen gewesen.
Fußballprofi Mirkan Aydin (32) ist zu Besuch in seiner Heimat Hattingen gewesen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Ich muss sagen, dass ich vor meinem Wechsel den Verein nicht so gut kannte und auch nur wenige Informationen darüber hatte. Aber ich kannte ein paar Spieler, die dorthin gewechselt sind. Zum Beispiel Kubilay Sönmez, der früher in der Schalker Jugend gespielt hat und andere Stationen in der Türkei hatte. Oder Gökhan Karadeniz, der mal bei Trabzonspor gespielt hat.

Warum glauben Sie, dass es mit Hatayspor in dieser Saison mit dem Aufstieg klappen kann?

Wir haben in der vergangenen Saison mit der Art, wie wir Fußball gespielt haben, sehr viel mediale Aufmerksamkeit bekommen. Wir sind eine Mannschaft, die wirklich Fußball spielt. Der Torwart ist sehr gut, vergleichbar mit Marc-André Tersteegen. Wir haben zwar nicht die individuell besten Spieler, aber als Mannschaft sehr stark. Uns haben nur zwei Spieler in Richtung Süper Lig verlassen. Ich denke, dass wir das kompensieren können. Schon in der vergangenen Saison haben wir im Pokal Galatasaray geschlagen. Das sind alles Indizien für unsere Qualität.

Gibt es in der Liga denn noch starke Konkurrenten oder zählt Hatayspor als Favorit?

Unter den Insidern gelten wir schon als Favorit. Aber mit Bursaspor gibt es einen Absteiger, der zu den Vereinen zählt, die in den vergangenen 20 Jahren auch Meister geworden sind. Die werden wieder hoch wollen, mussten aber eine komplett neue Mannschaft zusammenstellen. In der Türkei gibt es oft eine große Fluktuation in den Vereinen. Wir haben dagegen einen Vorteil, weil wir uns gut kennen und wissen, woran wir sind. Ein guter Start ist dann immer eine gute Voraussetzung für eine gute Saison.

Was ist der Unterschied zwischen dem Fußball in Deutschland und der Türkei?

Die Zuschauer in Deutschland sind realistischer, sie können das Spiel besser einschätzen. Die Zuschauer in der Türkei sind dagegen viel emotionaler und wollen am liebsten, dass ihnen eine Show geboten wird. Ihnen ist ein 4:3 oder 5:4 lieber als ein 2:0 und ein taktisch geprägtes Spiel. Die Emotionalität spiegelt sich auch auf dem Platz wieder. Der Fußball ist offensiv, Tore sollen wenn möglich immer nachgelegt werden. So sehen es die Fans.

Welche Rolle spielt die Taktik denn in der Türkei und Sie in Ihrem Team?

Taktisch spielen wir natürlich auch und kennen auch Kniffe, unser Trainerteam ist da ganz gut aufgestellt. Ich habe eine relativ gute Rückrunde gespielt, in der ich zwölf Tore gemacht habe. In der Hinrunde hatte ich mir einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Als Sommertransfer wollte ich im Sturm zeigen, was ich drauf habe.

>>>Der Hattinger Fußballprofi vermisst Planungssicherheit

Wie oft sind Sie in Ihrer Heimat Hattingen?

Wenn Länderspielpausen sind, bin ich vier- bis fünfmal pro Jahr in Hattingen. Die Sehnsucht ist dann schon groß, auch wenn es nur mal zwei Tage sind. In der Sommerpause bin ich mehrere Wochen in Hattingen gewesen.

Verfolgen Sie die heimische Fußballszene, den ersten Jugendverein Winz-Baak?

Mirkan Aydin ist Stürmer und hat in der vergangenen Rückrunde für seinen Verein Hatayspor oft getroffen.
Mirkan Aydin ist Stürmer und hat in der vergangenen Rückrunde für seinen Verein Hatayspor oft getroffen. © Hatayspor | Kor Yildiz

Den VfL Winz-Baak in letzter Zeit eher weniger. Aber allein schon durch meine Familie kriege ich aus der Fußballszene vor Ort viel mit. Letztens habe ich mir ein Spiel vom SC Obersprockhövel angesehen, dort spielt ja mein Cousin Selcuk Aydin.

Kamen zuletzt auch Anfragen aus Deutschland?

Dadurch, dass ich so ein bisschen aus dem Fokus raus war, war das Interesse nicht so stark, dass ich mich für einen Wechsel nach Deutschland entschieden habe. In meinem Alter ist die Wahrscheinlichkeit nicht überall groß, dass ich viel spiele. Wenn man als Spieler dann ein Jahr lang wenig Spielpraxis sammelt, ist es für das nächste Jahr nicht gut. In der Türkei ist es oft so, dass der Trainer selbst anruft, mir wurde das Gefühl gegeben, dass ich dort gebraucht werde und so ist es auch.

Vermissen Sie etwas, was in Deutschland anders ist?

Ja, die Planungssicherheit. In der Türkei werden oft nur wenige Spiele hintereinander terminiert. In Deutschland ist alles viel strukturierter.

Sie waren in den vergangenen Jahren oft nur ein Jahr bei Ihrem Verein. Was waren die Gründe?

In der Türkei ist der Fußball sehr schnelllebig. Als ich in Saudi-Arabien war, war es noch extremer. Auch die Trainer wechseln dort relativ häufig die Vereine. Die Spieler wechseln deswegen auch öfter. Mit dem einen kommt man besser klar, mit dem anderen nicht. Ich hatte oft nur Einjahresverträge unterschrieben, es gab auch Angebote für Verlängerungen von meinen Klubs. Aber es gab bessere Angebote. Ich habe in der Türkei bei traditionsreichen Vereinen gespielt: Eskisehirspor, Göztepe, Altinordu. Hatayspor ist auch traditionsreich. Viele Vereine haben auch neue und schöne Stadien gebaut. Bei Hatay gibt es etwas Nachholbedarf. Das aktuelle Stadion fasst 7000 Zuschauer, ein neues mit 30.000 soll noch in dieser Saison fertiggestellt werden.