Hattingen. Beim Megamarsch durch das Ruhrgebiet waren drei Hattinger gemeinsam am Start. Sie gingen stramm, aber einer musste ab der Hälfte aussteigen.

Als sie ins Ziel kam, war die Freude riesengroß. In diesem Moment fiel Spannung vom Körper ab, der nach 100 Kilometern erschöpft war. So erging es zwei Hattingern beim langen Marsch durch das Ruhrgebiet – bei Tag und Nacht. Silke Nüse und Sebastian Spennemann erreichten nach 20:50 Stunden die Ziellinie. Einen dritten Kollegen, der mitlief, mussten sie allerdings bei Kilometer 54 zurücklassen.

Das Trio entschloss sich, beim Megamarsch anzutreten. Sebastian Spennemann hatte davon mitbekommen und so fanden die drei sich zusammen. „Als ich das erste Mal im Internet darauf gestoßen bin, habe ich es weggeklickt und erst noch belächelt. Doch dann tauchte es noch einmal auf und ich überlegte ernsthaft, mitzumachen“, erinnert sich Spennemann, der früher bei der SG Welper Fußball gespielt hat. Mehr oder weniger aus Spaß postete er auf Facebook, dass er teilnimmt und suchte Mitstreiter. Dann meldeten sich seine beiden Bekannten Silke Nüse und Gavin Overrath und es wurde ernst.

Kaum Vorbereitung auf die Route


Alle bringen eine Grundfitness mit, machen ab und zu Sport. Silke Nüse wandert sogar und musste sich daher kaum auf die Route von Essen über Oberhausen, Duisburg, Mülheim und zurück nach Essen vorbereiten. Die beiden Männer liefen zusammen auch nur einmal, vier Runden um den Kemnader See. „Dabei haben wir Rucksäcke getragen, um das Gewicht zu simulieren. Es klappte gut und wir haben uns den Marsch zugetraut“, erzählt Spennemann. Er wollte teilnehmen, um sich selbst zu beweisen, dass er die Strecke schafft. Und nun will er es noch einmal machen. „Vielleicht war es ja nur Zufall, dass ich ins Ziel gekommen bin“, sagt er zwinkernd.

Hatte ein bisschen etwas von Schnitzeljagd: Sebastian Spennemann auf der Strecke nachts durch den Wald.
Hatte ein bisschen etwas von Schnitzeljagd: Sebastian Spennemann auf der Strecke nachts durch den Wald. © Unbekannt | Sebastian Spennemann


Viele Starter sind nämlich gar nicht im Ziel angekommen, von 1046 Teilnehmern nur 345. „Die meisten haben Blasen bekommen und mussten aussteigen. Ich hatte mir eine Woche lang vor dem Marsch meine Füße mit Hirschtalg eingecremt“, sagt Spennemann. Er hatte kaum Probleme, Blasen bildeten sich erst ab Kilometer 90 bei ihm. Vorher merkte er aber bereits ein Ziehen in seinen Beinen, an der Vorderseite und in den Kniekehlen. Die Strecke verlief überwiegend auf Asphalt, nachts ging es aber auch durch den Wald. Dafür wurden die Teilnehmer mit einer Stirnlampe ausgestattet. „Das hatte etwas von Schnitzeljagd“, meint Spennemann, der kaum müde wurde.

Gruppe motiviert sich gegenseitig

Das Trio traf auf der Strecke immer wieder Leute, die sie dann mitnahmen und sich gegenseitig motivierten. Einige blieben dann bis zum Schluss dabei. „Die Gruppendynamik war super, das hat uns mentale Kraft gegeben, den Marsch durchzuziehen“, so der Wanderer. Doch seinen Kollegen musste er nach der Hälfte der Strecke an einer von vier Versorgungsstationen zurücklassen, es ging aufgrund von Blasen und körperlich nicht mehr. „Wir konnten das Tempo nicht senken, sonst hätten wir die 24 Stunden nicht geschafft“, erklären die anderen beiden.

Über den Veranstalter war gewährleistet, dass die Aussteiger zurückgebracht werden, auch per Nothandy mitten auf der Strecke. Sonst gab es Getränke und Energieration. So schafften es Silke Nüse und Sebastian Spennemann bis zum Ziel, die reine Laufzeit betrug 19:21 Stunden. Spennemann wurde bereits von Bekannten angesprochen, ob sie nächstes Mal zusammen laufen. Für ihn steht fest: „Ich will die Zeit toppen. Mein Motto: Aufgeben ist keine Option.“