Sprockhövel. . Till Schaefer möchte in diesem Jahr beim Ironman auf der Pazifik-Insel dabei sein. Im vergangenen Jahr hat er die Qualifikation knapp verpasst.
In diesem Jahr will es Till Schaefer (34) wissen, erneut konzentriert sich der Sprockhöveler auf dieses eine Ziel: die Ironman-WM auf Hawaii.Dort misst sich, kämpft und leidet alljährlich das Who-is-Who der weltweiten Triathletik-Szene. Wer dort antreten will, muss sich innerhalb der Saison in vorherigen Wettkämpfen innerhalb seiner Altersklasse qualifizieren.
Schaefer: „Ich will mich immer weiter verbessern“
In der vergangenen Saison hat Till Schaefer (34) sein Ziel nur knapp verfehlt. Beim Qualifikationswettkampf in Hamburg erreichte er in seiner Altersklasse als Sechster das Ziel; die ersten Fünf durften beim Ironman auf Hawaii an den Start gehen. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, wagte er gerade mal drei Wochen später einen neuen Versuch. In Kopenhagen lag er nach der Hälfte des Marathons noch auf Rang fünf, doch dann machte sein Kreislauf schlapp, und der Sprockhöveler konnte sich wieder nicht qualifizieren.
„Viele fragen mich, wie ich nach so einer Niederlage weitermachen kann und warum ich mir das alles antue“, erzählt der Deutsche Meister im Duathlon. „Mich treiben diese Erfahrungen an, besser zu werden. Hätte ich mein Ziel 2018 schon erreicht, hätte ich mir für dieses Jahr ein neues suchen müssen.“ Das wäre dann vermutlich eine Verbesserung der Zeit, nimmt der Lehrer für Sport und Mathematik an.
Beim Ironman in Zürich will er sich qualifizieren
Warum ausgerechnet der Ironman auf Hawaii sein Ziel ist? „Die Wettkämpfe sind einfach am besten organisiert. Der Ironman hat die besten Starterfelder und es sind auch einfach schöne Austragungsorte“, findet Schaefer. In dieser Saison will er sich am 21. Juli in Zürich qualifizieren.
Aber schon vorher gibt es erste Testläufe mit kürzeren Strecken für die einzelnen Disziplinen, 70.3 nennen sich diese Wettkämpfe. Im Gegensatz zur Langdistanz, die in Zürich und Hawaii verlangt wird, sind die Einzeldistanzen beim 70.3-Wettkampf nur halb so lang: 1,2 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Einzelzeitfahren und 21,1 Kilometer Laufen.
Leistungsschub nach Ernährungsumstellung
Am 11. Mai startet Schaefer beim Ironman 70.3 auf Mallorca sowie am 2. Juni im Kraichgau. „Bei den Wettkämpfen kann ich mich für die Ironman-WM 70.3 im Dezember in Nizza qualifizieren“, das kleine Ziel wäre damit für Schaefer erreicht.
Kraft und Ansporn aus verpassten Chancen zu ziehen, ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg nach Hawaii. Aber Schaefer verlässt sich nicht allein auf sein Können und die mentale Stärke; zusätzlich hat er an ein paar Schräubchen gedreht. „Ich habe meine Ernährung komplett umgestellt, verzichte auf Zucker, esse wenige Kohlenhydrate und setze stattdessen auf Gemüse und ein wenig Obst, Fisch und Fleisch.“ Vor seiner Umstellung habe er immer wieder mit Krämpfen zu tun gehabt, das sei nun Geschichte. Außerdem spüre er eine messbare Leistungssteigerung.
Auf seine Ernährung hat Schaefer vor allem während seines Studiums kaum geachtet. „90 Kilo wog ich, als ich meine Master-Arbeit abschloss“, erinnert sich der Gymnasiallehrer. Obwohl ihn schon mit 16 Jahren das Triathlon-Fieber erwischte, konzentrierte er sich während seines Studiums kaum noch auf seinen Sport. „Ich habe mein Studium unter der Regelstudienzeit absolviert und lieber andere trainiert als selbst Sport zu treiben“, erinnert sich der 34-jährige Sprockhöveler. 2011 habe er dann den Entschluss gefasst, 10 Kilometer in 50 Minuten zu laufen, doch seine Kondition sei so schlecht gewesen, dass er nicht mal eine halbe Stunde am Stück laufen konnte. Heute schafft er die zehn Kilometer in 33 Minuten.
„Heute weiß ich, was mir ohne Sport fehlt“
Über die leistungssportfreie Zeit denkt der Triathlet heute positiv. „Dank dieser Pause habe ich heute eine viel höhere Leidenschaft und Dankbarkeit gegenüber dem Leistungssport. Ich weiß nun, was mir ohne Sport fehlt.“ Der Sport strukturiert seinen kompletten Tag, das gesamte Jahr hindurch. Um seinen Beruf und das Training unter einen Hut zu bekommen, muss sich der Lehrer gut organisieren. Zwei bis drei Trainingseinheiten hat er momentan pro Tag. Da ist es nicht selten, dass er bis 23 Uhr am Schreibtisch sitzt. Freistunden oder Pausen nutzt er nicht für einen gemütlichen Kaffee, sondern fürs Training oder um schulische Dinge vorzubereiten.
„Ich möchte die Freude an der Bewegung vermitteln“
Auch auf seinen Beruf als Lehrer hat sein Leben als Triathlet Auswirkungen. „Ich will nicht, dass alle meine Schüler Leistungssportler werden, aber ich möchte ihnen die Freude an Bewegung in der Natur näher bringen. Im Matheunterricht vermittel ich den Schülern, wie wichtig Struktur und Disziplin sind und dass, wer etwas erreichen will, auch etwas dafür tun muss.“
Neben den klassischen Triathlon-Disziplinen gehören auch weitere Elemente zu seinem Trainingsplan, die er teilweise auch in seinen Sportunterricht integriert. „Zum Aufwärmen mache ich gerne Kraftübungen zur Musik, die den Puls schnell in die Höhe treiben. Außerdem ist die Kräftigung der Rumpfmuskulatur wichtig.“ Neben Krafttraining, das er ein bis zwei Mal pro Woche betreibt, gehöre Physiotherapie, Dehnen und Sauna zum Programm. Und ganz wichtig, die Regeneration.
Der Körper braucht auch Ruhepausen
„Mittlerweile weiß man, dass eine hohe Trainingsqualität mehr bringt als viel Training.“ Kurzum: Wer ständig Ausdauersport betreibt, aber seinem Körper keine Pausen könnt, wird sich nicht verbessern. „Das Training schafft die Voraussetzung für die Entwicklung der Leistungskraft in Regenerationsmomenten“, erklärt der Sport-Lehrer. Für Schaefer ist montags der Regenerationstag: „Da mache ich nur Kraftübungen im Fitnessstudio.“ Alle vier Wochen schiebe er aber auch einen Ruhetag ein.
Fünf Paar Laufschuhe gleichzeitig im Gebrauch
Eine weitere Veränderung zum Vorjahr ist sein neues Zeitfahrrad. Aus leichtem Carbon und mit aerodynamisch gestaltetem Rahmen ist es, und es soll Schaefer helfen, schneller zu fahren. Gutes Material ist wichtig und leider auch teuer. Allein fünf Paar Laufschuhe hat der 34-Jährige gleichzeitig im Gebrauch, mit unterschiedlichen Sohlen und Profilen. Acht Paar verschleißt er pro Saison.
Dass er mehrere Schuhe nutzt, liegt daran, dass die Dämpfung der Sohlen sich zwischen den eng getakteten Laufeinheiten sonst nicht rechtzeitig erholen würde. So nutzt sich das Material nicht so schnell ab. Die nächste Anschaffung wird ein Neoprenanzug sein. Till Schaefer hofft, dass mit dem Erfolg auch Sponsoren kommen, um ihn zu unterstützen.