Hattingen. Marie Lümmer lebt in einer sportlichen Familie. Sie selbst spielt Fußball in der Frauen-Regionalliga-Mannschaft des VfL Bochum.

Das muss man ihnen lassen. Sportlich sind sie, die Lümmers aus Niederwenigern. Vater Manfred spielte früher auf hohem Niveau Handall und Mutter Dorothee, ebenso wie die älteste Tochter Annina, Volleyball. Außerdem hat Familie Lümmer noch drei hervorragende Fußballer zu bieten. Niklas Lümmer ist der Kapitän des Landesligisten Sportfreunde Niederwenigern und Fabian Lümmer eine besten Offensivkräfte der Wennischen. Zurzeit bremst ihn aber eine Verletzung aus. Und dann gibt es auch noch Marie Lümmer - und die geht ihrem Sport so hochklassig nach wie kein anderes Familienmitglied. Marie Lümmer spielt in der Regionalliga - für die Fußball-Frauen des VfL Bochum.

Ballspiele haben sie immer schon begeistert

© Dietmar Wäsche

Marie Lümmer ist 25 Jahre alt und damit das jüngste Familienmitglied. Dass sie in sportlicher Hinsicht ein großes Talent ist, wurde den Eltern schon schnell klar. „Vor allem Ballspiele hat sie geliebt“, sagt Vater Manfred. „Da konnte sie im Prinzip alles.“ Zunächst spielte Marie Lümmer Volleyball. Trainiert wurde sie von ihrer Mutter. Aber schon bald reizte sie auch der Fußball, was kein Wunder ist, denn Familie Lümmer wohnt ganz in der Nähe des Glückauf-Sportplatzes in Niederwenigern. „Ich war an den Wochenenden oft auf dem Sportplatz und habe bei den Spielen von Niederwenigern zugeschaut“, erinnert sich Marie Lümmer an die Zeit, in der sie den Fußball für sich entdeckte.

Training mit den Brüdern auf dem Spielplatz

Wegen ihres Berufes schafft es Marie Lümmer nicht zu jedem Training beim VfL Bochum
Wegen ihres Berufes schafft es Marie Lümmer nicht zu jedem Training beim VfL Bochum © Wäsche

Zunächst spielte sie dann mit ihren älteren Brüdern – im heimischen Garten, auf dem Spielplatz oder auch auf dem Sportplatz. Sie hat ganz sicher viel von Niklas und Fabian gelernt, denn ihre Brüder waren auch schon in jungen Jahren gute Fußballer. Marie spielte also zunächst mit den Jungs. Mit großer Freude, aber manchmal auch mit ein bisschen Frust. „Die haben mich auch oft ins Tor gestellt, und ich hätte doch gerne selbst Tore geschossen“, sagt Marie Lümmer mit einem Lachen.

An diese Zeiten kann sich auch noch Manfred Lümmer erinnern: „Wahrscheinlich war es für Marie nicht immer ganz leicht, denn damals gab es hier ja noch keinen schönen Kunstrasen, damals wurde in Niederwenigern noch auf Asche gespielt.“

Karrierestart beim SuS Niederbonsfeld

Für Marie Lümmer war aber trotzdem schnell klar, dass sie in einen Verein wollte. Und weil es bei den Sportfreunden Niederwenigern damals noch keine Mädchen-Mannschaft gab, zog sie einen Platz weiter und schloss sich dem SuS Niederbonsfeld an. Das war auch kleine schlechte Adresse, denn der SuS hat in Sachen Mädchen-Fußball einen hervorragenden Ruf.

In Niederbonsfeld spielte Marie Lümmer (oben, 3. von links) noch auf Asche.
In Niederbonsfeld spielte Marie Lümmer (oben, 3. von links) noch auf Asche. © Svenja Hanusch

Beim SuS Niederbonsfeld musste Marie Lümmer auch nicht mehr ins Tor. Sie spielte im Mittelfeld – und das ausgesprochen gut. Sie durchlief dann die einzelnen Mädchen-Mannschaften des SuS Niederbonsfeld und rückte später in das Damen-Team auf. Das kämpfte damals in der Bezirksliga um Punkte.

Doch bald ging es höher hinauf. Weil Marie Lümmer in Bochum zur Schule ging, knüpfte sie über eine Mitschülerin Kontakt zum VfL. Nach ihrem Wechsel spielte sie zunächst noch in der Zweitvertretung in der Westfalenliga, doch schnell rückte sie in die Regionalliga-Mannschaft auf, wo sie zunächst zwar zweimal draußen saß, sich dann aber zeitig einen Stammplatz erkämpfte. Meist wird sie im Mittelfeld eingesetzt, gelegentlich auch in der Abwehr, doch die offensive Aufgabe liegt ihr mehr. Mit dem VfL belegt sie in der Tabelle aktuell den sechsten Platz. In der vergangenen Spielzeit war es zum Ende der Saison sogar der zweite Platz, doch ein Aufstieg in die Bundesliga war in Bochum nie ein Thema. „Wir hatten keine gute Hinrunde gespielt, und man konnte nicht damit rechnen, dass es für uns noch so hoch hinausgehen würde. Es wurde dann auch gar keine Lizenz für die Bundesliga beantragt. Auch aus finanziellen Gründen“, sagt Marie Lümmer.

Wenn möglich, schaut sie sich die Spiele der Brüder an

Wenn es geht, dann macht sie an den Wochenenden einen Abstecher zum Platz an der Burgaltendorfer Straße. Dann schaut sie sich die Spiele ihrer Brüder an, was allerdings nicht immer möglich ist, weil die Regionalliga-Frauen des VfL Bochum oft am gleichen Tag wie die Landesliga-Herren aus Niederwenigern spielen. „Wenn wir aber etwas früher Anstoß haben, dann reicht es zumindest noch für eine Halbzeit in Niederwenigern“, verrät Marie Lümmer.

© Joachim Haenisch

Aber nicht nur die Herren der Sportfreunde Niederwenigern, auch die Frauen aus Niederbonsfeld hat Marie Lümmer noch im Auge. Die SuS-Frauen haben in der vergangenen Saison bekanntlich den Aufstieg in die Landesliga geschafft, worüber sich ihre ehemalige Mitstreiterein sehr freut: „Viele Spielerinnen kenne ich noch. Gerade die jungen. Ich habe früher in Niederbonsfeld ja auch einmal die U13 trainiert. Und von diesen Mädchen spielen einige inzwischen in der Damen-Mannschaft.“

Schichtdienst als Polizei-Kommissarin

Manchmal fällt Fußball für sie aber komplett aus. Denn Marie Lümmer ist Polizeikommissarin und hat als solche Schichtdienst. „Mit jedem Training klappt es nicht, an den Wochenenden aber meistens schon. Die Kollegen wissen ja, dass ich Fußball spiele. Und die Kollegen sind auch so nett, dass sie dann gelegentlich den Dienst mit mir tauschen“, verrät die 25-Jährige. Marie Lümmer ist also ziemlich ausgelastet, viel Freiraum für Hobbys bleibt eigentlich nicht. „Die Zeit, die ich habe, verbringe ich wie die meisten anderen Menschen auch “, sagt sie. „Ich treffe mich mit Freunden und gehe auch schon einmal ins Kino.“

Marie Lümmer ist ein ruhiger, ein ausgeglichener Mensch. „Da gleicht sie ihrem Bruder Niklas, der ist ja in unserer Herrenmannschaft der ruhende Pol“, sagt Vater Manfred Lümmer. „Fabian ist da schon ein bisschen anders gestrickt. Er ist sehr selbstkritisch. Mit seinen Leistungen auf dem Platz ist er eigentlich nie zufrieden. Dabei ist er doch so ein guter Fußballer.“

Schalke und der BVB sind die Lieblingsvereine

Ehrgeizig und engagiert sind aber alle Lümmes. Andernfalls hätten sie es in ihrem Sport ja auch nicht so weit gebracht. Und sie halten auch fest zusammen, wie es sich für eine Familie gehört.

Zumindest dann, wenn es nicht gerade um den bezahlten Fußball geht. Denn in dieser Hinsicht geht ein tiefer Riss durch die Familie. Auf die Frage, ob sie sich auf hohem Niveau eher für Frauen- oder Männerfußball interessiere und für welchen Verein ihr Herz denn schlage, antwortet Marie Lümmer: „Eher Männerfußball. Und dann auch Blau und Weiß. Also wie Niederbonsfeld und VfL Bochum. Ich bin Schalke-Anhängerinnen. Fabian übrigens auch. Niklas und meine Eltern halten es dagegen eher mit Borussia Dortmund. Aber damit kommen wir schon klar. Das sehen wir nicht ganz so eng.“