Hattingen/Sprockhövel. Jean-Pierre Reuter spielt nicht nur gerne Tischtennis. Er ist auch ein großer Musik-Fan. Die Toten Hosen hat er um die halbe Welt begleitet.

Nur noch ein paar Tage sind es bis zum Jahreswechsel, 2018 ist bald Geschichte. Und Jean-Pierre Reuter wird dieses Jahr sicherlich noch lange in guter Erinnerung behalten. Aus sportlicher Sicht und aus privaten Gründen. Sportlich lief es für den Tischtennis-Spieler vom SSV Preußen Elfringhausen ordentlich, privat mehr als ordentlich. Jean-Pierre Reuter ist im Jahr 2018 in der Welt richtig herumgekommen – als Fan der Düsseldorfer Band „Die Toten Hosen“. Etwa 100 Konzerte der Punkrocker hat Reuter schon miterlebt, in diesem Jahr sah er seine Lieblingsband auch in Hongkong und Argentinien.

Der Liebe wegen zieht Reuter nach Sprockhövel

Aber zunächst noch einmal kurz zum Sportler Jean-Pierre Reuter. Der 46-Jährige wohnt seit drei Jahren in Sprockhövel. Seine Wurzeln hat er in Meerbusch, im Herzen hat er Düsseldorf. Früher spielte er Tischtennis unter anderem bei Borussia Düsseldorf und Bayer Uerdingen. Auch in der Oberliga ging er an die Platte, doch als er dann der Liebe wegen nach Sprockhövel zog, musste er sich einen neuen Verein suchen.

In einem Tischtennis-Shop gibt es einen guten Tipp

In einem Tischtennis-Shop in Wuppertal machte er sich dann schlau, und empfohlen wurden ihm die beiden Vereine VfL Winz-Baak und SSV Preußen Elfringhausen. Jean-Pierre Reuter entschied sich letztlich für Preußen Elfringhausen. „Das liegt näher an Sprockhövel, und ich wurde bei den Preußen dann auch ganz toll aufgenommen“, sagt er. Und er fühlt sich auch immer noch wohl beim SSV, obwohl nach dem personellen Aderlass bei den Elfringhausern jetzt nicht mehr in der Verbandsliga, sondern nur noch in der Landesliga gespielt wird. Aber jetzt sieht es zumindest so aus, als sollten die Preußen den Klassenerhalt schaffen.

Seit 30 Jahren verfolgt er die Karriere der Band

Die Toten Hosen hat Jean-Pierre Reuter in Mendoza fotografiert.
Die Toten Hosen hat Jean-Pierre Reuter in Mendoza fotografiert. © Reuter

Damit aber erst einmal genug in Sachen Tischtennis - und hin zur Musik und hin zu den Toten Hosen. Seit etwa 30 Jahren verfolgt Jean-Pierre Reuter die Karriere der Hosen. An der Band komme man einfach nicht vorbei, wenn man in Düsseldorf zum Eishockey oder zum Fußball gehe“, sagt Reuter, der zu Hosen-Frontmann Campino auch schon zu Jugendzeiten Kontakt hatte. „Seine Freundin war die Schwester von meiner Freundin, und wir waren auch mal zusammen im Kino. Wenn wird später geheiratet hätten, wäre Campino jetzt mein Schwager“, erzählt Reuter mit einem Lachen.

Manager einer Electro-Pop-Band

Musik ist die große Leidenschaft von Jean-Pierre Reuter, der seinen Lebensunterhalt als Referent des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes verdient. „Ich selbst bin eigentlich total unmusikalisch, ich kann auch keine Noten lesen“, gibt Reuter zu. Allerdings managt er eine Band. Die heißt NOYCE™ und ist eine Düsseldorfer Electro-Pop-Gruppe, in der Reuters Lebensgefährtin Violine spielt.

Auch die Fortuna trägt er im Herzen

Einen Teil seiner Freizeit verbringt Jean-Pierre Reuter immer noch in Düsseldorf. Es ist nicht nur Hosen-, er ist auch Fortuna-Fan und musste sich als solcher in seiner neuen Heimat auch schon einige Sprüche anhören. „Hier in Sprockhövel sind ja alle Fans der Gelben oder der Blauen, also Anhänger von Borussia Dortmund oder Schalke 04. Düsseldorf nimmt hier keiner wahr. Als ich mich geoutet habe und sagte, dass ich Fortuna-Fan sei, kam dann prompt die Antwort: „Ach, du bist das.“

„In Sprockhövel geht es sofort bergauf“

In seiner neuen Heimat Sprockhövel fühlt sich Reuter wohl. Allerdings ist ihm das Gelände etwas zu hügelig. „Rund um Düsseldorf ist plattes Land. Da kann man entspannt laufen oder mit dem Rad fahren. Hier geht es aber sofort richtig hoch“, so Reuter, der eigentlich keine Anstrengungen scheut. Zumindest dann nicht, wenn er den Toten Hosen nachreist. Wobei die Konzerte denkbar unterschiedlich ausfallen. In Hongkong etwa spielten die Toten Hosen vor kleiner Kulisse in dem Nebenraum einer Bowling-Bahn. „Viele Leute sind da in Abendgarderobe gekommen, und Alkohol gab es sowieso nicht“, so Reuter.

Zwei Konzerte mit den Toten Hosen in Argentinien

In Argentinien hat Jean-Pierre Reuter die Hosen zweimal gesehen. Bei einem Club-Konzert in Mendoza am Fuße der Anden, aber auch in Buenos Aires vor mehr als 30.000 Fans. „In Argentinien sind die Hosen Superstars“, sagt Reuter. „Viele Fans singen dann auch laut mit, obwohl sicher nur wenige die Texte verstehen. Das sieht dann manchmal auch ganz lustig aus, wenn die Leute die Songtexten von ihren Handys ablesen.“

An seiner Lieblingsband schätzt Reuter auch die Heimatverbundenheit, die Nähe zu Düsseldorf und die Tatsache, das sie immer wieder die Fortuna unterstützt hat. „Außerdem wirkt die Band auf mich ehrlich“, sagt Reuter, der dann aber auch sagt: „Ich weiß natürlich auch, dass die Jungs viel Geld verdient haben. Das sind Millionäre. Die steigen im Hyatt ab und wir Fans im Hostel.“

Diskussion über Fan-Liebe bei „Hier und heute“

Jean-Pierre Reuter in Hongkong beim Konzert der Toren Hosen
Jean-Pierre Reuter in Hongkong beim Konzert der Toren Hosen © Reuter

Etwa 1500 bis 2000 Euro habe ihn die Argentinien-Nummer gekostet, so Reuter. Darüber hat er auch kürzlich im Fernsehen berichtet. Jean-Pierre Reuter war zu Gast bei „Hier und heute“. „Wie weit geht Fan-Liebe?“ - so das Thema der Sendung, auf die sich Reuter vorbereitet hatte. Man will im Fernsehen ja etwas Schlaues zu sagen haben. Aber natürlich war er auch ein bisschen nervös, und der Moderator der Sendung wollte den Neu-Sprockhöveler dann wohl etwas beruhigen, als er sagte. „Es ist alles ganz einfach. Es gibt nur zwei Dinge zu beachten. Wir machen das jetzt live, und eine Million Menschen schauen zu.“

Und plötzlich war der Kopf ganz leer

„Na super“, habe ich mir da gedacht“, sagt Jean Pierre Reuter. „Da habe ich dann doch gespürt, wie das Herz geklopft hat, und alle Antworten, die ich mir vorher so schön zurechtgelegt hatte, waren weg.“

Im Gespräch mit dem WDR-Musik-Experten Manuel Unger sagte Reuter dann aber, dass er eigentlich gar kein Hardcore-Fan der Band sei – und dass er auch kein Autogramm von den Jungs habe. Viel wichtiger war ihm da ein anderer Aspekt.

In den Fan-Foren sorgt Reuter für helle Aufregung

„Es geht in erster Linie um das Gemeinschaftsgefühl. Es geht darum, dabei zu sein. Es geht darum, sich mit Gleichgesinnten zu treffen“, so Reuer, der mit einem Zitat zum Abschluss der Sendung dann aber noch einmal für helle Aufregung bei den Fans sorgte. Er werde auch weiter um die halbe Welt reisen, um die Band zu sehen“, so Reuter, der dann noch hinzufügte. „Und wenn die Hosen ankündigen, dass sie nächstes Jahr in Australien spielen, dann fliege ich halt nach Australien.“

In den einschlägigen Fan-Foren sei danach die Hölle losgewesen, sagt Reuter mit einem Schmunzeln. „Anfangs hieß es da noch, wer ist dieser Typ eigentlich, was will der da im Fernsehen, und warum erzählt er was über die Hosen? Und nach dem Australien-Zitat hieß es dann: Warum sagt dieser Typ, den niemand kennt, dass die Hosen in Australien spielen. Spielen die im nächsten Jahr in Australien?“