Hattingen. Liam Doughton verliert mit der Nationalmannschaft das entscheidende Spiel gegen Norwegen. Doch sein Blick richtet sich wieder nach vorne.

Die nächsten Rugby-Weltmeisterschaften werden ohne deutsche Beteiligung stattfinden. Im 15er-Rugby verlor die deutsche Nationalmannschaft das entscheidende Spiel gegen Kanada und verpasste damit die WM im Jahr 2019 in Japan, im 13er-Rugby verlor Deutschland die entscheidende Partie gegen Norwegen und muss deshalb bei der WM 2021 in England zusehen. Das gilt auch für den Hattinger Liam Doughton, der zu dieser 13er-Mannschaft gehört.

Letztlich ging es nur um einen Versuch

Liam Doughton (28) muss immer noch schlucken, wenn er an das WM-Aus denkt. Und auch sein Vater Bob, der Co-Trainer der Nationalmannschaft ist, wirkt nachdenklich, wenn er sagt: „Wir hätten gewinnen sollen.“ Deutschland war nämlich als großer Favorit in dieses Spiel gegangen und scheiterte am Ende denkbar knapp. „Letztlich ging es nur um einen Versuch“, sagt Liam Doughton. „Also einen erfolgreichen Versuch für uns mehr oder einen für den Konkurrenten weniger. Wir waren schon sehr enttäuscht.“

Rugby ist nicht gleich Rugby

Bob Doughton ist Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft.
Bob Doughton ist Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft. © Udo Kreikenbohm

s Laie könnte man denken, dass sich die beiden Rugby-Varianten eigentlich nur durch die Anzahl der Spieler unterscheidet – also auf der einen Seite 15, auf der anderen dann halt 13 – und dass es sonst nur um Kleinigkeiten geht. Aber mit einer solchen Aussage muss man den Doughtons nicht kommen. 15er- und 13er-Rugby seien komplett unterschiedliche Sportarten, sagen Liam und Bob Dougton übereinstimmend. „Das Spiel im 13er-Rugby ist dynamischer, schneller und für den Zuschauer ganz eindeutig auch spannender“, sagt Liam Doughton, und sein Vater fügt hinzu. „Unsere Regeln sind einfacher, und die Taktik ist komplett anders. Wir sind im 13er-Rugby dem Handball näher als dem 15er-Rugby.“

Nur 20.000 aktive Spieler in Deutschland

Liam und Bob Doughton verstehen sich auch als Botschafter ihres Sports. Sie versuchen, Rugby auch in Deutschlang populär zu machen. „Wir haben es im Kampf um Sponsoren aber schwer“, sagt Bob Doughton, der sich auch im nationalen Rugby-Verband engagiert. „Es gibt in Deutschland acht Millionen Fußballer und 800.000 Handballer. Rugby wird aber nur von 20.000 Enthusiasten gespielt“, so Doughton.

Liam Doughton: „Rugby ist hart, aber fair“

Wenn sie darüber erzählen sollen, was sie an ihrem Sport so fasziniert, dann bekommen die beiden Doughtons glänzende Augen. „Wie viel Zeit haben Sie“, kontert Bob Doughton auf diese Frage, versucht es in Zusammenarbeit mit seinem Sohn dann aber in der Kurzform. Rugby habe auch etwas mit Ehrlichkeit zu tun, der Respekt spiele eine ganz große Rolle. Der Respekt vor dem Gegner, aber auch der Respekt vor dem Schiedsrichter. Schließlich fassen es Vater und Sohn dann in einem Satz zusammen. „Rugby ist hart, aber fair.“

Und Bob Doughton hat dann noch einen immer gerne zitierten Satz auf Lager, wenn er denn den Unterschied zwischen Fußball und Rugby aufdröseln soll - nämlich diesen Satz: „Rugby ist ein Spiel für Hooligans, das von Gentlemen gespielt wird. Fußball ist ein Sport für Gentlemen, der von Hooligans gespielt wird.“