Hattingen. Annika Steinau hat sich für die Junioren-WM qualifiziert und trainiert in Berlin. Der Kemnader See spielt in ihrer Karriere eine wichtige Rolle.

Ausflüge an den Kemnader See haben das Leben von Annika Steinau entscheidend verändert. Zwölf Jahre alt war die Hattingerin damals, ihre Hobbys waren Tanzen und Leichtathletik. Wenn es an den See ging, galt ihre Faszination aber komplett den Spaßbooten, die man sich dort leihen kann. „Irgendwann hat der Bootsverleiher gefragt, ob ich nicht mal zum Rudern gehen möchte. Meine Eltern und ich wussten damals gar nicht, dass es die Möglichkeit gibt“, erinnert sich die heute 18-Jährige.

Steinau ging hin – und blieb. Ihre Leidenschaft war entfacht, Talent und Ehrgeiz ließen sie immer besser werden. So gut, dass sie amtierende Deutsche Meisterin der Altersklasse U19 im Doppelzweier ist und sich aktuell gemeinsam mit Partnerin Emma Appel in Berlin auf die Weltmeisterschaften, die ab dem 8. August in Racice (Tschechien) stattfinden, vorbereitet.

Der Wecker klingelt um 6.15 Uhr in der Früh

Souverän ruderten Steinau und Appel bei den Deutschen Meisterschaften in Köln zum Sieg – der Lohn ist das Trainingslager in der Hauptstadt und in erster Linie das Ticket für die weltweiten Titelkämpfe in Tschechien. Dort gut abzuschneiden – dem ordnet die Lehramtsstudentin alles unter.

Annika Steinau trainiert regelmäßig auf der heimischen Ruhr, aktuell bereitet sie sich in Berlin auf die WM vor.
Annika Steinau trainiert regelmäßig auf der heimischen Ruhr, aktuell bereitet sie sich in Berlin auf die WM vor. © Jürgen Theobald

Jeden morgen um 6.15 Uhr klingelt der Wecker, dann geht es nach Dortmund zur Uni. Nach bis zu acht Stunden pauken steht Training auf dem Programm. Beim RC Witten hat die Hattingerin ihre sportliche Heimat gefunden, täglich trainiert sie auf dem Wasser, dazu kommen Fitnesseinheiten. Am Abend muss sie dann noch lernen. „Zum Glück unterstützt mich die Uni sehr gut“, freut sich die Athletin. So kann sie die Klausuren auch im Trainingslager schreiben, darf bei manchen Veranstaltungen länger fehlen, wenn ein wichtiger Wettkampf ansteht.

„Ich brauche den Vergleich auf Wettkampfebene“

„Ich brauche den Vergleich auf Wettkampfebene, dazu den geregelten Tagesablauf“, berichtet Annika Steinau. Auch deshalb habe sie sich damals für das Rudern entschieden, auch wenn sie mit zwölf Jahren schon ziemlich spät dran gewesen sei. Die Freude an dem Sport hat sie nie verloren: „Ich brauche den Sport. Wenn ich zwei Tage nichts gemacht habe, werde ich schon hibbelig. Ich mag es, draußen in der Natur zu sein, die Leute sind auch sehr nett“, beschreibt Annika Steinau. Nicht zuletzt durch das Rudern hat sie viele Freundschaften in ganz Deutschland geschlossen. „Oft nutze ich die Zeit am Abend, um mit meinen Freunden zu telefonieren.“

Stolz zeigt Annika Steinau ihre Medaillen von der Deutschen Meisterschaft. Gold im Doppelzweier und Bronze im Doppelvierer.
Stolz zeigt Annika Steinau ihre Medaillen von der Deutschen Meisterschaft. Gold im Doppelzweier und Bronze im Doppelvierer. © Jürgen Theobald

Das sie mit Emma Appel auf einer Wellenlänge liegt, und es im Boot perfekt passt, hat sie schon bei der ersten gemeinsamen Fahrt, die nur wenige Wochen vor den Deutschen Meisterschaften anstand, gespürt. „Ich habe sofort gemerkt, dass wir parallel rudern und das eine gewisse Dynamik entsteht“, erinnert sich Steinau. Gemeinsam bereiteten sich die beiden in Magdeburg auf den ersten Höhepunkt der Saison vor.

Mit guten Trainingseindrücken und entsprechend optimistisch, aber auch aufgeregt, ging es nach Köln zu den nationalen Titelkämpfen. Dort lief es von Beginn an gut, die schnellste Zeit im Vorlauf vollendete das Duo mit dem Meistertitel und der Quali für die WM. Dort zählen deutsche Boote schon fast traditionell zu den Mitfavoriten. „Wir werden dann in einem ganz neuen Boot fahren“, freut sich Steinau bereits auf die Wettbewerbe. Eine Medaille ist auch in Tschechien durchaus machbar.

Bald steht der Altersklassenwechsel an

Und dann? Im kommenden Jahr steht der Wechsel in die U23 an. „Das möchte ich auf jeden Fall probieren. Mal schauen, wie ich dort am Anfang mithalten kann“, sagt Annika Steinau. Natürlich hat sie irgendwo auch Olympische Spiele im Hinterkopf.

Momentan ist das aber noch weit weg. „Erstmal muss ich mich in der neuen Altersklasse behaupten“, sagt sie. Sie weiß aber auch: „Die Chance in meinem Leben ist da. Deshalb will ich versuchen, alles was möglich ist rauszuholen.“ Momentan in Berlin, bald in Tschechien – und wer weiß, wo die Reise von Annika Steinau noch hingeht.