Bredenscheid. Der 16-Jährige, der für den TV Wattenscheid 01 startet, holt sich in Rheine sowohl über 100 als auch über 200 Meter den U-18-Titel.

Es ist noch kein Jahr her, da entschied sich Maximilian Heinrichs nach jeweils drei Fußball-Jahren beim TuS Hattingen und bei der TSG Sprockhövel, nur noch auf die Karte Leichtathletik zu setzen. Und heute? Aus dem einstigen Just-for-fun-Sprinter ist der schnellste U-18-Läufer des Leichtathletik-Verbandes Westfalen geworden.

In Rheine gewann der 16-Jährige mit riesigem Vorsprung von etwa drei beziehungsweise vier Metern über 100 Meter (11,07 Sekunden) und über 200 Meter den Titel. „Ich war super drauf und habe auch noch eine Bestzeit rausgehauen“, sagt er. 22,09 Sekunden brauchte er und ließ damit den vermeintlichen Favoriten, Jakob Bruns von der LG Brillux Münster, der 22,51 Sekunden benötigte, weit hinter sich.

Im Stadion Rote Erde fällt die Zehner-Zeit

Die Entwicklung, die Max Heinrichs in den vergangenen Monaten hingelegt hat, nachdem er bei seinem ersten Wettkampf vor zweieinhalb Jahren für die 100-Meter-Strecke noch 12,9 Sekunden gebraucht hat, ist beeindruckend. Obwohl er auch schon als Flügelspieler und Stürmer ein schneller Fußballer gewesen ist.

Dieser enorme Fortschritt hat ihn auch selbst ein bisschen überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Zehner-Zeit so schnell fallen wird“, sagt der Bredenscheider. „Das ist schon mega.“ Beim Sportfest des LC Rapid Dortmund im Stadion Rote Erde überquerte er am 10. Juni nach 10,91 Sekunden die Ziellinie und sicherte sich das Ticket zu den Deutschen Meisterschaften in Rostock.

Nach den Sommerferien zur Gesamtschule

Aber wie funktioniert das, sich innerhalb eines knappen Jahres auf der 100-Meter-Sprintdistanz um sechs Zehntelsekunden zu verbessern? Max Heinrichs schmunzelt: „Die Gene?“ Mama Andrea und Papa Thomas können nämlich aus ihrer Liebe zur Leichtathletik kein Geheimnis machen. „Sie unterstützen mich auch sehr, und dafür bin ich sehr dankbar“, sagt der junge Mann, der seine Zeit an der Realschule Grünstraße nun beendet hat und nach den Sommerferien zur Gesamtschule gehen wird, um dort sein Abitur zu machen.

Viel entscheidender war für Max Heinrichs aber der Vereinswechsel vom TLV Germania Überruhr, als er noch Fußballer und Leichtathlet war, zum TV Wattenscheid 01, um dort am Olympiastützpunkt auf allerhöchstem Niveau zu trainieren und Top-Athleten als Teamkollegen zu haben. „Als ich das erste Mal da war, hat es mir sofort super gefallen“, erzählt Max Heinrichs. „Das ist eine super Mannschaft, und du kannst dich auf jeden verlassen.“ Oder, wie es Thomas Heinrichs formuliert: „Die Wattenscheider haben andere Ambitionen.“

Trainer Filipowski führt Dutkiewicz zu WM-Bronze

Und die Wattenscheider haben andere Trainer. Top-Trainer. Wie Slawomir Filipowski, der Pamela Dutkiewicz zur Hürden-Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 2017 in London geführt hat, und Janosch Echaust. „Die sind total nett und total sympathisch“, sagt Max Heinrichs. Sie haben dem einstigen Fußballer auch sehr geholfen, den Stil zu verfeinern. „Das ist ein komplett anderer Laufschritt“, sagt er. „Beim Fußball heißt es: Kopf hoch, kurze Schritte. Wir haben den Kopf unten und machen lange Schritte. Das war schon ein Riesenschritt, das so kurzfristig umzubiegen.“

Max Heinrichs ist auch wild entschlossen, noch mehr zu biegen und an seiner Entwicklung als Sprinter zu basteln. „Sicherlich gibt es einen Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht. Aber den habe ich noch lange nicht erreicht“, sagt er. Und er träumt davon, auch mal bei einem Top-Ereignis zu starten – wie eben seine Wattenscheider Teamkollegein Pamela Dutkiewicz bei den Weltmeisterschaften. Er möchte das Trikot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes tragen. „Und die Hymne hören“, sagt Papa Thomas Heinrichs und lächelt.

Als Junior zu einem Top-Ereignis

Überstürzen will Max Heinrichs allerdings auch nichts. „Bis dahin ist es noch ein bisschen“, sagt er. Nichtsdestotrotz hat er auf seiner persönlichen Agenda stehen, sein Ziel schon als Junior zu verwirklichen, also demnächst bei den U-20- oder später bei den U-23-Leichtathleten. „Ich möchte auf jeden Fall mal bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft laufen, irgendwann einmal dabei sein“, sagt er. „Wobei es bei den Erwachsenen noch besser wäre.“ Und wer ihn so anschaut, der hat überhaupt keine Zweifel, dass Maximilian Heinrichs dafür alles und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr geben wird.

Klingt doch auch richtig gut: Der 100-Meter-Weltmeister kommt aus Bredenscheid.