Hattingen. . Die Leistung der deutschen Mannschaft im Spiel gegen Mexiko wirft bei den heimischen Experten Fragen auf. Auch die Taktik wird kritisiert.
„Jetzt sitzen wir hier im Studio und gucken doof“, sagte ZDF-Mann Oliver Welke zur Halbzeitpause des Spiels Deutschland gegen Mexiko (0:1) angesichts einer ganz schwachen Leistung der deutschen Mannschaft, die auch nach dem Wechsel nicht wesentlich besser wurde und die heimischen Fußball-Experten entsetzte und für große Ratlosigkeit sorgte.
Sprenger: „Ich saß regungslos vor dem Fernseher“
„Ich habe absolut regungslos vor dem Fernseher gesessen. Völlig emotionslos. So etwas ist mir seit Jahren nicht mehr passiert“, sagte beispielsweise Rainer Sprenger, der Trainer der zweiten Mannschaft der TSG Sprockhövel. Die erste Halbzeit bezeichnete Sprenger als absolute Katastrophe. „Da war mir eigentlich schon klar, dass es eine unangenehme Überraschung geben würde. Deutschland hat ja völlig ohne Absicherung gespielt und Mexiko so zu den Kontern eingeladen.“
Kursinski: „Wir haben ohne Rechtsverteidiger gespielt“
Einigermaßen fassungslos war auch Ex-Profi und Ex-Trainer Peter Kursinski. „Ich war entsetzt“, sagt Kursinski, um dann aber nachzuschieben: „Entsetzt ist eigentlich nicht mehr der richtige Ausdruck. Entsetzt war ich beim Test gegen Saudi-Arabien. Da haben einige noch gesagt, bis zur WM würde alles gut werden. Doch das war nicht so. Nichts ist besser geworden.“
Sprenger: „Mannschaft zu überheblich“
Kursinski konnte auch die taktische Ausrichtung der deutschen Mannschaft nicht verstehen. „Wir haben im Prinzip ohne rechten Verteidiger gespielt. Kimmich war ja ein Rechtsaußen. Er hat viel zu hoch, also viel zu weit vorne gestanden. Das kann man ja machen, wenn der Gegner es zulässt. Aber die schnellen Mexikaner haben das nicht zugelassen. Und das hätte der Trainer sehen müssen, und dann hätte er auch umstellen müssen. So mussten dann die beiden Innenverteidiger Boateng und Hummels immer wieder rausrücken. Und so etwas ist nie gut.“
Auch die Körpersprache hat Kursinski und Sprenger nicht gefallen. Rainer Sprenger attestierte der deutschen Mannschaft auch ein Einstellungsproblem, eine gewisse Überheblichkeit. „Die Spieler haben wohl gedacht, hier kommt jetzt der Weltmeister, und der Weltmeister wird das Spiel schon irgendwie nach Hause schaukeln.“
„Viele Spieler sind deutlich zu langsam“
Mit Blick auf das Spiel gegen Schweden würde Sprenger die deutsche Startelf ändern. Zunächst einmal im defensiven Mittelfeld. „Khedira und Kroos sind ja nicht die schnellsten Spieler, wobei Kroos aber natürlich ganz eindeutig seine Qualitäten hat. Er wird weiter dabei sein. Aber vielleicht sollte man Sami Khedira dann einfach einmal draußen lassen.“
Und auch in der Offensive würde Sprenger umstellen. Marco Reus sieht er beim Schweden-Spiel in der Startelf auf der Außenposition. „Auf der anderen Seiten könnten dann Julian Draxler oder Julian Brandt spielen, und Mesut Özil muss man Druck machen, damit mehr von ihm kommt“, so Sprenger.
Timo Werner sieht Sprenger dagegen gegen Schweden auf der Bank. „Man kann ja davon ausgehen, dass die Schweden sehr tief stehen werden. Und da gibt es dann halt nicht diese Räume, die ein schneller Mann wie Werner braucht. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn man Thomas Müller vorne reinstellen würde. Oder auch Mario Gomez, dann könnte man es auch einmal über die Flügel mit hohen Flanken versuchen.“
Kursinski: „Der Kader gibt nicht mehr her“
Umstellen würde auch Peter Kursinki, der aber auch die Zusammenstellung des Kaders kritisiert. „Ein Spieler wie Leroy Sané könnte wohl helfen, obwohl er in den Testspielen ja auch nicht gut war. Beim aktuellen Kader sehe ich ein generelles Problem. „Die deutsche Mannschaft spielt zu langsam, der Gegner kann sich leicht sortieren, und im Umschaltspiel sind wir gegenüber Mannschaften wie zum Beispiel Mexiko klar im Nachteil. Ich fürchte nur, dass der aktuelle Kader nicht mehr hergibt.“
Und mit Blick auf die bisherigen Spiele hat Kursinski eine weitere Befürchtung. „Im Achtelfinale geht es wohl gegen Brasilien oder die Schweiz. Beide haben besser gespielt als Deutschland. Ich habe mir bisher jedes Spiel angeschaut, und ich habe keine schlechtere Mannschaft gesehen als Deutschland in der ersten Halbzeit.“