Das Interesse am American Football wächst – vor dem TV und im Verein. Ein Spieler und ein Coach aus Hattingen erklären die Faszination Football.

Dass am Sonntagabend in Minneapolis in den USA (deutsche Zeit 0.30 am Montag) der Super Bowl steigt, das weiß Michael Görlich natürlich. Aber auch wenn nicht – wahrscheinlich würde er es auch so merken, dass die entscheidenden Spiele um die Meisterschaft in der NFL anstehen. Der Hattinger ist Football-Trainer in der Jugendabteilung der Assindia Cardinals in Essen, und er sagt: „Wenn das Interesse an Football steigt, dann haben wir mehr Zulauf, ganz klar.“ Einziges Problem: Die Vorbereitung auf die neue Saison ist längst im Gange – trotzdem freut er sich natürlich über jedes neue Gesicht, das in seinen Einheiten auftaucht.

Görlich spielt Football seit 1980, und war einer der Mitgründer der Cardinals in Essen im Jahr 1983. Nach 16 Jahren beendete er seine aktive Karriere. Für ihn ist Football die alte Liebe – aber neu entflammt.

„... dann ist man als Trainer richtig stolz!“

„Ich bin als Trainer eingestiegen, als vor drei Jahren mein Sohn angefangen hat zu spielen“, berichtet Görlich. „Für den war es leider der falsche Sport – aber ich bin dabei geblieben.“ Görlich ist Defensive Coordinator der U16 bei den Cardinals, also für die Verteidigung zuständig. Dort spielen, im Gegensatz zur Offense, mehr unerfahrene Spieler, er bringt ihnen die Grundlagen des American Football bei.

„Das macht einfach Spaß, wenn man sieht, wie die Jungs sich entwickeln. Und wenn es dann einer in die NRW-Auswahl oder so schafft, ist man als Trainer richtig stolz.“

Luis Petry geht in seine zweite Saison

Luis Petry war vom ersten Training an begeistert vom American Football. Gut zu erkennen sind die Schulterpads, die Kopf und Nacken stabilisieren.
Luis Petry war vom ersten Training an begeistert vom American Football. Gut zu erkennen sind die Schulterpads, die Kopf und Nacken stabilisieren.

Ziemlich frisch verliebt in American Football ist dagegen Luis Petry. Der 13-Jährige fährt dreimal in der Woche von Hattingen nach Essen zum Cardinals-Training. „Es ist ein hoher Aufwand, aber es macht ja auch viel Spaß“, sagt Petry, der in seine zweite Saison bei den Cardinals geht.

Für American Football, besonders den Super Bowl begeisterte er sich schon länger. Die NFL verfolgt er regelmäßig – auf Idee, aktiv Football zu spielen, brachte ihn aber ein Freund, der ihn mit zum Training nahm. Luis Petry, der zuvor auch Fußball gespielt hatte, brauchte kein zweites Probetraining – er wollte bleiben: „Ich wurde direkt sehr gut aufgenommen, die Trainer waren sympathisch. Besonders die Teamarbeit erlebt man noch intensiver als zum Beispiel beim Fußball – man muss sich voll auf den Mitspieler verlassen.“

Die Ausrüstung ist wesentlich besser geworden

Das Teamgefühl: Das ist es, was auch Michael Görlich damals begeisterte. Und heute ist es immer noch so: „Nächsten Monat fahren wir ins Trainingslager. Wir haben fast 60 Spieler im Kader. Trotzdem gibt es ein unheimliches Gruppengefühl, mit großem Zusammenhalt. Das bringt den Jungs viel, nicht nur sportlich.“

Der Zusammenhalt ist gleichgeblieben, anderes hat sich aber über die Jahre verändert: „Die Ausrüstung ist günstiger geworden, aber gleichzeitig besser. Wenn ich überlege, mit was für einem Helm ich angefangen habe – da war einfach eine Gummiblase drin.“ Ein Starterpack mit Polstern, Helm, Mundschutz etc. schätzt er auf etwa 500 Euro – das schützt vor fast allen Verletzungen.

Football ist plötzlich wichtig

Und noch etwas ist anders: Football ist Thema. Das sportliche Niveau habe sich in den vergangenen knapp 40 Jahren natürlich deutlich verbessert. Aber besonders seit Football fast jedes Wochenende im deutschen Fernsehen läuft, bemerkt er: „Es wird über Football geredet, Football ist präsent – das merken wir im Verein. Das sieht man auch daran, dass neue, kleine Vereine entstehen.“

Football sei ein Sport für alle und längst nicht so gefährlich, was Verletzungen angeht, wie manchmal behauptet. Der Trend zeigt eindeutig nach oben. Ob Luis Petry seine Freunde mal zum Training mitbringt? „Die gehen alle lieber zum Fußball, leider“, sagt er. „Aber ich würde es sonst jedem empfehlen.“

Super Bowl: „Ich versuche, wach zu bleiben“

Auf dem Schulhof ist der Super Bowl natürlich trotzdem ein Riesen-Gesprächsthema. Es gibt da nur ein Problem: Der neue Champion steht Montagfrüh wohl erst nach vier Uhr fest, vielleicht noch später. Und Montag ist Schule. Guckt Luis? „Ich versuche, so lange wie möglich wach zu bleiben.“