Sprockhövel. Malte Lobeck forderte den Rekordweltmeister Phil Taylor heraus. Aktuell kämpft „The Power“ wieder um den Titel, und Lobeck drückt die Daumen.
Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit, für viele sportbegeisterte Menschen ist es aber auch die Zeit des Dartsports. In London wird, wie in jeden Jahr, an und zwischen den Feiertagen die Weltmeisterschaft ausgespielt. Rekordweltmeister und Dart-Ikone Phil Taylor wird in diesen Tagen zum letzten Mal im berühmten Alexandra-Palace, auch bekannt als „Ally Pally“, die Pfeile auf die Scheibe werfen. Danach wird Taylor seine Karriere beenden. Im Vorfeld der Weltmeisterschaft spielte „The Power“, wie Phil Taylor auch genannt wird, auf seiner Deutschland-Tour gegen einen in Hattingen und Sprockhövel bestens bekannten Sportler – nämlich gegen Malte Lobeck.
Den Namen Malte Lobeck bringt man allerdings weniger mit Dart, sondern eher mit Fußball in Verbindung. Lobeck ist die Tormaschine des A-Kreisligisten TuS Hasslinghausen. Aber am Ende dieses Jahres wechselte er ausnahmsweise auch einmal den Ball gegen die Pfeile aus, um vor mehr als 1 000 Zuschauern in Gevelsberg gegen Phil „The Power“ Taylor zu spielen.
Mit einem eigenen Einlauflied auf die Bühne
„Das war ein unglaublicher Moment, als ich mit eigenem Einlauflied auf die Bühne gegangen bin“, sagt Malte Lobeck, der sich über ein Qualifikationsturnier die Teilnahme für dieses große Ereignis gesichert hatte. „Meine ganze Familie und viele Freunde waren da, das Spiel gegen Taylor war einfach ein Riesenerlebnis“, so Lobeck.
Ohne Erwartungen zum Qualifikationsturnier
Ein „Leg“ galt es zu spielen, das heißt - einmal von 501 Punkten abwärts auf null Punkte kommen. Mit einer Menge Aufregung und Nervosität im Bauch klappte es nicht so gewohnt für Malte Lobeck, der Weltmeister zog mit all seiner Routine schnell davon. Auf zwei großen Leinwänden konnten alle Zuschauer in der Halle dieses Spiel verfolgen. „Da musst du erst einmal mit klarkommen, dass so viele Menschen in dein Gesicht sehen können, das ist nicht ohne gewesen“, erinnert sich Lobeck an einen außergewöhnlichen Moment.
In der Qualifikation tat sich Lobeck leichter. Aus einer Laune heraus fuhr er mit Niklas Neuendorf, der für die zweite Mannschaft des TuS Hasslinghausen spielt, zu einem der Quali-Turniere, um ein bisschen Spaß zu haben. „Ich hab’ nicht daran gedacht, dass ich vielleicht gegen Phil Taylor spielen könnte“, so Lobeck. Nach dem Einwerfen und bei der Betrachtung der Gegner rechnete er sich immer noch nicht viel aus, „alle anderen Spieler hatten die Hemden ihres Dartvereins an, und ich lief da einfach mit meinem Alltagshemd auf“, so Lobeck, der keinem Dartverein angehört. Beim Einwerfen hat die Konkurrenz dann alles getroffen, und der Haßlinghauser spielte mit dem Gedanken, schnell wieder die Heimreise anzutreten.
Ein optimaler Auftakt - Eröffnung mit einer 160
Doch es kam anders. Malte Lobeck eröffnete seine erste Partie gleich mit einer 160, einer im Dart sehr guten Wertung, Maximalausbeute sind 180 Punkte. Nach dem tollen Start lief es fast von alleine, Lobeck warf und traf wie er wollte, die Gegner bissen sich reihenweise die Zähne an ihm aus. „Die wollten wohl alle unbedingt gegen Taylor spielen und haben dann verkrampft, ich habe gar nicht dran gedacht und einfach Spaß gehabt“, so Lobeck.
Im entscheidenden Spiel schockte der Sprockhöveler seinen Kontrahenten gleich mit der Bestwertung von 180 Punkten, und von diesem Schock erholte sich der Gegner nicht mehr, so dass Lobeck sich bei den Würfen auf die Doppel – denn nur mit einem Doppel kann man eine Partie beenden – etwas Zeit lassen konnte. Mit der nötigen Gelassenheit traf Lobeck die doppelte Zehn - und die Qualifikation für das Spiel gegen „The Power“ war geschafft.
Der abgezockte Vollprofi Taylor, der bei seiner letzten WM in diesem Winter seinen 17. Titel holen will, ließ Lobeck in Gevelsberg eigentlich so gut wie keine Gelegenheit, näher heranzukommen. Aber der 22-Jährige verbesserte sein Spiel im Laufe der Zeit, sein Ziel war es, auf jeden Fall einmal im Spiel gegen „The Power“ eine dreistellige Wertung zu erzielen.
Die Tormaschine beim TuS Hasslinghausen
Dreistellig trifft der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger für seinen Fußballverein in einer Saison zwar nicht, dennoch ist er so etwas wie Lebensversicherung für den TuS Hasslinghausen. In der Aufstiegssaison vor zwei Jahren kam Lobeck alleine auf mehr als 50 Tore.
In der vergangenen Spielzeit traf der Angreifer fast dreißig Mal ins gegnerische Tor und hatte damit einen maßgeblichen Anteil am Klassenverbleib des TuS. Doch was ist sein Geheimnis? Was macht Malte Lobeck so gefährlich? „Ein Geheimnis habe ich da eigentlich nicht. Die Abwehrspieler laufen einfach nicht so schnell wie ich“, erklärt Malte Lobeck. „Und wenn ich dann alleine vor dem Tor bin, schiebe ich den Ball einfach am Torhüter vorbei ins Tor.“
Ein Bundesliga-Experte ist Malte Lobeck nicht
Ein Vorbild aus der Bundesliga hat Lobeck nicht, dafür kennt er sich im Profi-Fußball auch gar nicht gut genug aus. „Malte ist ein ganz ungewöhnlicher Fußballer, er interessiert sich fast gar nicht für die Bundesliga oder die Champions-League, ich würde mich wundern, wenn Malte fünf Spieler von Bayern München nennen könnte“, sagt Christian Parlow, langjähriger Trainer in Hasslinghausen und aktuell Co-Trainer und Teammanager des TuS, über seinen Schützling.
Fünf Bayern-Spieler würde er noch aufzählen können, so Lobeck, bei fünf Spielern von Köln oder Berlin würde es jedoch schon schwierig werden, und wo die beiden Teams in der Tabelle stehen, könne er auch nicht sagen. „Beim Bundesliga-Tippspiel bin ich aber immer ganz vorne dabei“, sagt Lobeck.
Ein kurzes Gastspiel beim Hiddinghauser FV
In seiner bisherigen Fußballer-Karriere spielte Malte Lobeck fast nur für den TuS Hasslinghausen. Nur in der Jugend spielte er zwischenzeitlich einmal für den Hiddinghauser FV „Da ist fast unser ganzen Team hingewechselt, warum weiß ich gar nicht mehr, aber dann gab es dort irgendwann Stress, und wir sind geschlossen zurück“, erklärt der Torjäger. Mit vielen seiner aktuellen Teamkollegen spielt er schon über viele Jahre zusammen, so auch mit Felix Schubert, Pascal Levering und Cedric und Otis Herbeck, die zusammen in der ersten Mannschaft des TuS aktiv sind.
Jetzt drückt er die Daumen für Phil Taylor
Mit dem Dartsport begann Malte Lobeck vor sieben Jahren, an der Wand seines Zimmers wurde eine elektronische Dartscheibe angebracht, und immer, wenn ihm danach war, warf er ein paar Pfeile.
Mit der Zeit wurde sein Spiel besser, und aus der elektronischen Scheibe wurde eine „richtige Scheibe“. „Ich würde zwar behaupten, dass ich besser Fußball als Dart spielen kann, aber so schlecht bin ich beim Dart jetzt auch nicht mehr“, erklärt Lobeck. Das unterstrich der Sprockhöveler dann auch noch eindrucksvoll beim Spiel gegen Taylor. Im letzten Versuch schaffte er seine angestrebte dreistellige Wertung und war trotz der Niederlage völlig zufrieden und euphorisch nach seinem Auftritt vor so vielen Zuschauern. „Das würde ich auf jeden Fall noch einmal machen“, so Lobeck.
Trotz der Niederlage wird er bei der Weltmeisterschaft auch für seinen Kontrahenten Phil Taylor die Daumen drücken, auch wenn es für den Rekordweltmeister wohl schwierig werden dürfte, den Titel zu gewinnen. „Michael van Gerwen ist einfach der beste Spieler im Augenblick“, schätzt Lobeck. „Ob er den schlagen kann, weiß ich nicht.“