Hattingen. . Nur meinen eigenen Darth-Vader-artigen Atem höre ich, sehe aufsteigende Luftblasen. Worte gelten hier nichts. Meinen sonst viel sprechenden Mund verschließt das Mundstück des Atemreglers. Die Hände müssen sprechen. Klar und deutlich. Ich bin abgetaucht. Mit Julia Schäfer (24). Auf den Grund des Schwimmbeckens Holthausen, wo ich am Boden knie und der Tauchlehrerin des Deutschen Unterwasserclubs Hattingen einen Torpedo zuwerfe.
Nur meinen eigenen Darth-Vader-artigen Atem höre ich, sehe aufsteigende Luftblasen. Worte gelten hier nichts. Meinen sonst viel sprechenden Mund verschließt das Mundstück des Atemreglers. Die Hände müssen sprechen. Klar und deutlich. Ich bin abgetaucht. Mit Julia Schäfer (24). Auf den Grund des Schwimmbeckens Holthausen, wo ich am Boden knie und der Tauchlehrerin des Deutschen Unterwasserclubs Hattingen einen Torpedo zuwerfe.
Der gleitet in Zeitlupe durchs Wasser. Noch vor zehn Minuten dachte ich: Das schaffe ich nicht. Denn der erste Versuch, aus der Flasche unter Wasser zu atmen, tiefer zu gehen, veränderte Atem- und Körpergefühl, verursachte Unsicherheit. „Weil man unter Wasser schwebt“, erörtert Julia Schäfer nach dem ersten Auftauchen noch im Nichtschwimmerbereich.
Tauchlehrerin nimmt sich für Neulinge geduldig Zeit
Sie nimmt sich für Schnuppertaucher geduldig Zeit, bleibt an deren Seite, erklärt die Ausrüstung, mahnt unter Wasser per Zeichen beim Tiefergehen zum Druckausgleich, fragt immer wieder mit den Händen, ob alles ok ist. Anfangs stabilisiert sie mich unter Wasser, lässt die Luft aus oder in die Weste.
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Die knapp 15 Kilo Gewicht der Ausrüstung sind kaum spürbar. 2000 Liter Luft passen in die Flasche mit einem Innenvolumen von zehn Litern. Pro Minute verbraucht ein Mensch etwa 25 Liter, erklärte zuvor Julia.
Neue Perspektive bietet sich im Schwimmbad Holthausen
Die Arme wollen schwimmen. Brauchen sie aber nicht. Sie sollen nur nach vorne gestreckt werden – oder einfach hängen. Die beflossten Beine sind der Antrieb. Ungewohnt für mich, die vor Jahren mal Rettungsschwimmerin war, sich im Wasser wohl fühlt, gleich ob im Schwimmbad, in der kalten Nordsee oder im warmen Mittelmeer. Surfen macht Spaß, Wasserball ist toll und während andere von Weltreisen träumen, würde mir ein Hausboot als Abenteuer reichen. Gelegentlich war ich Schnorcheln. Abgetaucht bin ich allerdings noch nie. Womit mir wirklich etwas entgangen ist.
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Die Wasserfläche mal von unten betrachten – insgesamt war die Sicht selten so gut. Der Maske sei Dank. Auch wenn man manche Flusen gar nicht so genau sehen will . . . Jedenfalls: Frisbee gespielt habe ich unter Wasser auch noch nie. Da möchte man glatt länger am Schwimmbadboden bleiben. Und sich vorzustellen, jetzt noch in einem klaren Meer mit vielen Fischen zu sein. Die Welt wird langsamer hier unten, ruhiger. Ich sehe andere Taucher Türme unter Wasser bauen, sehe die Flossenbewegungen, derer, die gerade nur mit Maske und Schnorchel Partner-Übungen ausführen. „Denn das Tauchen ist ein Partnersport, alleine geht man nicht runter“, wird mir später Julia erklären. Hier duzen sich alle. Die Atmosphäre ist angenehm familiär.
Beim Partnersport Tauchen gibt es viel zu beachten
Viel gibt es zu beachten – begonnen bei der Maske, die ich fälschlicherweise beim Abnehmen nach vorne abstreife. „Sie bleibt um den Hals, sonst ist sie im Meer schnell weg.“ Und überhaupt lässt man sie nach dem Ansaugen mit der danach arbeitslosen Nase am besten auf – sonst leidet die Sicht. Ich bin kurz aufgetaucht, nehme das Mundstück heraus, weil ich Julia sagen will . . . plötzlich sprudelt es neben mir. Das Mundstück ist mit der Öffnung nach oben unter Wasser. „Umdrehen, dann passiert das nicht“, sagt Julia. Ok. Was ich sagen wollte: „Das ist eine ganz neue, tolle und unerwartete Erfahrung“. Nicht geistreich, aber wahr.
Und erst jetzt bemerke ich, dass mir kalt ist, weil ich mich anders als beim Schwimmtraining doch wenig bewege. Darum trägt Julia einen Neopren-Anzug. Die Ohren sind wieder mit im Spiel, hören ein Lied, das aus den Lautsprechern der Schwimmhalle dringt. Oje . . . Ich glaube, ich tauche einfach wieder ab.
Späte Begeisterung für den Sport und jüngste Tauchlehrerin im Landesverband
„Wenn man nach erfolgreicher Prüfung tauchen geht, die Schwerelosigkeit und eine fantastische Unterwasserwelt kennen lernt, ist man von unserem Sport ,gefangen’. Meine Partnerin und ich (beide über 50 Jahre) haben erst vor fünf Jahren angefangen zu tauchen und sind immer noch hellauf begeistert. Erst durch den Verein haben wir gelernt, entspannt und sicher zu tauchen, auch in unseren heimischen Gewässer“, sagt Ottmar Grawe, zweiter Vorsitzender DUC Hattingen.
Im Sommer tauchen die Mitglieder im Freibad oder in Gewässern, es gibt Tauchausflüge und -reisen. Julia Schäfer ist zurzeit die jüngste Tauchlehrerin im Landesverband NRW des Verbands Deutscher Sporttaucher. Sie hatte für die Ausbildung ein Stipendium erhalten.
Wer tauchen will, muss schwimmen können – und bei Vereinseintritt zuvor ein ärztliches Attest beibringen, dass die Gesundheit bescheinigt.