Hattingen. .
Schon beim Anstoß des Auftaktspiels der Fußball-Europameisterschaft wurde deutlich, dass es diesmal etwas anders läuft. Denn der Ball wurde nach hinten gespielt, was bisher untersagt war. Und damit fand dann eine erste neue Regel Anwendung. Eine von insgesamt 95, die in der neuen Saison gültig werden. Es kommt also einiges zu auf die Fußballer - und vor allem natürlich auf die Schiedsrichter. Denn die neuen Regeln gelten in allen Klassen - von der Bundesliga bis zur Kreisliga.
In den vier Wochen bei der EM in Frankreich stehen die neuen Regeln also gewissermaßen auf dem Prüfstand. Während die EM-Schiedsrichter schon vor dem Turnier fleißig gebüffelt hatten, haben die Schiedsrichter der einzelnen Fußballkreise nun Zeit, sie bis zum Beginn der neuen Saison 2016/17 zu studieren. Doch noch sind alle Änderungen nicht allen genau klar. Die Lehrwarte der Kreise sind zurzeit also richtig gefordert.
„Der Kreis bietet natürlich auch Schulungen an“, sagt Hattingens Schiedsrichter-Obmann Walter Wasmuth. „Das ist auch dringend notwendig, denn 95 neue Regeln sind schon eine Menge. Die muss man noch verinnerlichen. Und wenn ich ehrlich sein soll, muss ich sagen, dass ich auch noch nicht alle kenne.“
105 Seiten umfasst das neue Regelwerk. Die ersten Änderungen dürften die Fußball-Fans schon realisiert haben. So sind jetzt auch kurze Behandlungen auf dem Feld erlaubt, wenn ein Spieler verletzt wird und das Foul mit einer Karte geahndet wurde. „Früher musste der verletzte Spieler den Platz verlassen. das war für seine Mannschaft natürlich ein Nachteil. „Die musste in dieser Zeit in Unterzahl weiterspielen“, sagt Walter Wasmuth. „Ich finde diese Änderung gut.“
Manche Regeln hören sich natürlich auch etwas seltsam an. Auf bunte Shorts muss in Zukunft verzichtet werden. Ab sofort ist es Pflicht, dass die Unterziehhose die gleiche Farbe wie die Hauptfarbe der Hose haben muss. Und Platzverweise dürfen schon vor dem Spiel ausgesprochen werden. Die Strafgewalt des Schiedsrichters beginnt ab Betreten des Spielfeldes zur Platzkontrolle. Sollte ein Spieler vor Anpfiff die Rote Karte erhalten, darf die Mannschaft vor Spielbeginn aber noch komplettiert werden.
Auch die Dreifachbestrafung bei einem Foul nach einer klaren Chance im Strafraum ist weggefallen - bisher gab es Elfmeter, eine Rote Karte und die damit verbundene anschließende Sperre. Jetzt kann es der Schiedsrichter auch bei einer Gelben Karte belassen. Strenger werden indes Verstöße von Außenstehende geahndet, von Akteuren, die sich nicht auf dem Platz befinden – also z. B. von Trainern, Masseuren oder Auswechselspielern. „Wenn einer von denen auf den Platz läuft und sich im Strafraum zu einer Tätlichkeit oder einem Foul hinreißen lässt, dann gibt es einen Elfmeter“, sagt Walter Wasmuth. „Bisher gab es meist einen Schiedsrichterball.“
Nicht alle Regeln haben Bestand
Aber sicher werden auch nicht alle dieser 95 neuen Regeln die Zeit überdauern. Es hat ja auch schon Regeländerungen gegeben, die später wieder abgeschafft worden sind. Walter Wasmuth erinnert in diesem Zusammenhang an die Zeitstrafen, die es im Amateurbereich auch bei den Senioren gab. „Natürlich hat es dabei auch Fehlentscheidungen gegeben“, so Wasmuth. „Gelegentlich ist dann auch ein Spieler, der eine knallrote Karte verdient gehabt hätte, mit einer Zeitstrafe davongekommen. Doch generell fand ich die Zeitstrafe gut, dann konnten sich hitzige Gemüter auch wieder ein bisschen abkühlen. Heute haben wir diese Zeitstrafe nur noch im Jugendbereich.“