Das Saisonziel war nach den Erfahrungen des Vorjahres bescheiden genug. „Wir wollen so schnell wie möglich in ruhiges Fahrwasser kommen”, hatte Trainer Thomas Molsner vor dem Beginn der Meisterschaftsrunde 2008/2009 für die Handballer des VfL Gladbeck als Parole ausgegeben.
Dieses Ziel haben die Rot-Weißen verfehlt, sie erreichten zu keinem Zeitpunkt ruhiges Fahrwasser und mussten sich am Ende als Drittletzter der Tabelle nach fünf Jahren wieder aus der Regionalliga West verabschieden. Die WAZ sucht nach Ursachen für den Abstieg.
Die Mannschaft: Der VfL Gladbeck ist ohne Wenn und Aber mit einer Regionalliga-tauglichen Mannschaft in die Saison gegangen. Wer in eigener Halle gegen den TuS Niederwermelskirchen gewinnt, der am Ende Dritter wurde, oder gegen den TuS Ferndorf (Fünfter in der Abschlusstabelle), der hat das Zeug, um in der dritthöchsten Klasse zu bestehen.
Nicht kompensieren werden konnten die langfristigen Ausfälle, dafür war der Kader einfach nicht ausgeglichen genug besetzt. Im Grunde genommen konnten die Rot-Weißen in der Saison kaum einmal mit ihrer geplanten Rückraum-Besetzung antreten. Robert Lukic, ein Mann, der immer für ein paar sogenannte leichte Tore gut ist, kehrte nach einer Verletzung aus der vergangenen Saison erst im Laufe der Hinrunde wieder ins Team zurück. In der Rückrunde zog sich Lukic erneut eine schwere Verletzung zu. Noch stärker wog der Ausfall von Timo Marcinowski. Er verletzte sich in der Hinrunde in Ferndorf am Knie, stand lange nicht zur Verfügung und fand nach seinem Comeback nicht zu gewohnter Form. Marcinowski war in den vier Jahren zuvor nicht nur immer der beste Torschütze des VfL gewesen, sondern er gehörte stets auch zu den Topscorern der Liga. Neben Lukic und Marcinowski handelte sich auch Marcel Nichulski eine schwere Verletzung ein, die dafür sorgte, dass er seine aktive Karriere beendete.
Die Zugänge: Der VfL ist mit fünf neuen Spielern in die Saison gegangen. Positiv fielen davon Torwart Tobias Kokott und die beiden Eigengewächse Sebastian Schmedt und Christopher Klasmann auf. Ralph Willam kam weder unter Trainer Molsner noch später unter Siegbert Busch zu Einsätzen und kehrte bereits während der Saison nach Dinslaken zurück. Marcel Nichulski konnte verletzungsbedingt kaum in Erscheinung treten. Und dem im Winter nachverpflichteten Rückkehrer Jan Garschagen gelang es nicht, an seine frühere Form anzuknüpfen.
Die Trainer: Der VfL ging mit einem neuen Trainer in die Saison. Thomas Molsner hatte in der Spielzeit davor die Gelegenheit gehabt, als Assistent von Siegbert Busch Verein und Mannschaft kennen zu lernen. Der ehemalige Tusem-Spieler blieb aber, nachdem er die sportliche Verantwortung übernommen hatte, alles in allem glücklos. Zudem hat er schwelende Konflikte im Team unterschätzt. Nach sieben Niederlagen in Serie trennten sich die Gladbecker Anfang Dezember des vergangenen Jahres von Molsner, unter dessen Regie der VfL gerade einmal 0,5384 Punkte geholt hatte.
Siegbert Busch übernahm erneut den Trainerjob, konnte seine Rot-Weißen aber auch nicht mehr retten, obwohl sich das Team fortan in kompakterer und insgesamt etwas besserer Verfassung präsentierte. Nimmt man das letzte Saisonspiel in Uerdingen einmal aus - zu diesem Zeitpunkt stand der VfL bereits als Absteiger fest - errangen die Gladbecker nach der Rückkehr von Busch 0,8125 Punkte pro Spiel. Auf die Saison hochgerechnet hätten die Rot-Weißen also etwas mehr als 24 Zähler geholt - und die hätten gerade eben zum erneuten Klassenerhalt gereicht.
Die Auswärtsschwäche: Der VfL hat in der vergangenen Saison in der Fremde gerade einmal drei Punkte geholt, nur die vöölig hoffnungslos überforderte DJK BTB Aachen war auswärts noch erfolgloser in der Regionalliga West. Einen offensichtlichen Grund dafür, warum die Rot-Weißen außerhalb Gladbecks kaum punkten konnten, gibt es eigentlich nicht.
Als besonders schmerzhaft erwies sich im Nachhinein die Niederlage bei Mitabsteiger SC Longerich, diese zwei Zähler fehlten dem Team in der Endabrechnung, um zumindest das Abstiegsendspiel in Uerdingen zu erreichen. In der Riesener Halle präsentierte sich der VfL als ganz anderes Kaliber: 17:13-Punkte bedeuteten in der Heimtabelle den neunten Tabellenplatz.
Das Pech: Weil letztlich nur zwei Punkte fehlten, um in Uerdingen das Abstiegsendspiel zu erreichen, wird man auch diesen Faktor nennen müssen. Der VfL kassierte im Saisonverlauf nämlich sechs Niederlagen mit höchstens zwei Toren Differenz; erinnert sei dabei nur an die Partie in Ferndorf, in der Robert Lukic in der letzten Sekunde die Latte traf und die Gladbecker mit 32:33 verloren. Darüber hinaus teilten sich die Rot-Weißen zweimal die Punkte (in Ibbenbüren und zu Hause gegen Nordhemmern/Mindenerwald), obwohl das Team zwischenzeitlich schon hoch geführt hatte.
Die Konstanz: Viele Spiele in der laufenden Runde liefen nach ein und demselben Schema ab: Der VfL hielt mit, war phasenweise sogar besser als der jeweilige Gegner. Es folgten jedoch regelmäßig Phasen, in denen plötzlich einfach nichts mehr gelingen mochte, minutenlange Phasen, die die Kontrahenten häufig nutzten, um sich entscheidend abzusetzen.