Gladbeck. . Florian Offel ist seit Kindertagen Fan des FC Bayern München - was im „Revier“ bekanntlich nicht immer ganz einfach ist. Ein Einblick in die Fanseele eines „Roten“ zwischen Königsblau und Schwarz-Gelb.
Nein, einfach hat man es als Bayern-Fan im Ruhrgebiet nicht. Das bekommt Florian Offel schon beim Fototermin für diesen Artikel zu spüren. Während der 24 Jahre junge Bankkaufmann in seinen geliebten Lederhosen über den Parkplatz schlendert, rollt ein Auto langsam vorbei. Die Scheibe senkt sich, und es schallt „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ aus dem offenenen Fenster.
„Ach, damit kann ich leben. So etwas bin ich gewohnt“, sagt Offel, eine Prise der berühmt-berüchtigten bajuwarischen „Mia-San-Mia“-Mentalität schwingt in seiner Stimme mit. Obwohl noch gar keine Rede davon war, die Erfolge des letzten Jahres schwimmen im jeden Satz doch irgendwie, meist in Form eines verschmitzten Lächelns. Ein Lächeln, welches den Blutdruck der Fans anderer Vereine womöglich in gefährlichen Höhen schnellen lässt.
Weite Reise zum „Finale dahoam“
Doch zurück zum jungen Bayern-Fan: Wie wird man als Vollblut-Ruhrpottler eigentlich Fan des FC Bayern München? „Mir wurden die rot-weißen Farben in die Wiege gelegt“, erklärt der ehemalige Schüler des Riesener-Gymnasiums. „Seitdem ich mich erinnern kann, habe ich die Spiele meiner Bayern geschaut.“ Und für „seine Bayern“ hat Florian Offel schon den einen oder anderen Kilometer abgespult. Das Pokalfinale 2008 in Berlin gegen Borussia Dortmund, das in wenigen Wochen nach 2012 seine zweite Neuauflage feiert, war ebenso Ziel wie das „Finale dahoam“ anno 2012 in der Champions League gegen den FC Chelsea aus London. Über 600 Kilometer ging es in den Süden der Republik, mit Ziel Theresienwiese. Karten für das Spiel hatte er zwar nicht, doch die Partynacht in München wollte Offel auf keinen Fall verpassen.
Doch dann kam bekanntermaßen alles anders. „Ich war mir sicher, dass wir gegen Chelsea gewinnen“, sagt er noch heute kopfschüttelnd. „Vor allem nach dem erstem Tor. Aber dann….“ Der Wahl-Münchner muss einmal tief Luft holen. „Dann kam Didier Drogba.“ Umso erfreulicher war es für ihn, dass es im Jahr darauf - ausgerechnnet in London - mit einem 2:1-Sieg über den BVB klappte. Und wo war er, als Philipp Lahm den „Henkelpott“ gen Himmel reckte? „Leider nur zuhause“, räumt Offel zähneknirschend ein. Aber immerhin war es ein durch und durch bayrischer Abend mit Weißwürsten und Weizenbier. „Mit dem Sieg ging ein Traum in Erfüllung. Beim Titelgewinn 2001 war ich zwölf, aber das noch einmal zu erleben, war noch 1000 Mal schöner. Dann noch gegen den BVB, das ist unbeschreiblich.“
Nach dem Triple ist vor dem Triple für den deutschen Rekordmeister. Am Dienstagabend, wenn das Team von Trainer Pep Guardiola Real Madrid zum Halbfinal-Rückspiel empfängt, wird Offel mächtig nervös sein. „Ich hoffe auf einen 3:1-Sieg für uns.“ An das Hinspiel erinnert er sich natürlich nur ungern. „Madrid war klar besser und auch viel cleverer. Es war sehr glücklich, dass wir nur mit 0:1 verloren haben.“ Mit dem heutigen Halbfinale entscheidet sich für den Bayern-Fan die komplette restliche Spielzeit.
Es geht nicht nur im den Einzug in das Finale von Lissabon, sondern auch um die mögliche Wiederholung des „Triples“: „Wenn wir heute Abend verlieren, wäre das äußerst bitter. Dann sehe ich auch für das Pokalfinale gegen Dortmund schwarz. Gewinnen wir aber, dann holen wir erneut alle drei Titel.“ So einfach ist das.