Gladbeck. . Die TSG Hoffenheim taumelt dem Abstieg entgegen. Pascal Schulz aus Gladbeck hält den Kraichgauern die Treue.

Verrückte Fans gibt es wie Sand am Meer. Ganz gleich ob treuer Schalker, Basketballverrückter oder bekennender Eishockey-Liebhaber - sie alle teilen sich eine Eigenschaft: Mit Herz und Seele stehen sie hinter ihrem Verein. In der WAZ-Serie „Verrückte Fans“ gehen wir ihren ungewöhnlichen Leidenschaften auf den Grund. Ganz gleich, für welchen Verein und welche Sportart ihr Herz schlägt.

Nun, für seine große Anzahl an Fans ist Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim wahrlich nicht bekannt. Doch es gibt ihn: Den einen Gladbecker, der sich den Kraichgauern verpflichtet fühlt, sie unterstützt und einsam gegen das Image des Retortenvereins kämpft. Pascal Schulz (24) blieb zwar seinen Farben Blau und Weiß treu, wechselte aber den Verein. Während er anfangs noch Fan des FC Schalke war, schlägt sein Herz mittlerweile für die TSG aus Hoffenheim. Wie es dazu kam? „Ich glaube, dass ich Fan der TSG geworden bin, weil mich ihr Fußball in der zweiten Liga und im ersten halben Jahr der Bundesliga fasziniert hat. Es war so, wie jetzt der BVB spielt. Einfach großartig, seitdem bin ich dort hängen geblieben“, erklärt Schulz.

Wie werde ich Hoffenheim-Fan?

Doch um eine Frage kommt der Gladbecker noch weniger herum: Warum, um Himmels Willen, der Vereinswechsel? Wirft man damit nicht wirklich alle Prinzipien über den Haufen? „Auf Schalke lief damals vieles falsch. Ich habe mich mehr geärgert als gefreut, dabei wollte ich mir den Fußball nicht kaputt machen lassen“, begründet Schulz seinen Schritt. Ein weiterer Hauptgrund: Die Personalpolitik des damaligen S04-Managers Andreas Müller. Doch nun trifft Schulz die Ironie des Schicksals. Seit knapp sechs Monaten ist Müller Manager in Hoffenheim: „Ich muss zugeben, dass ich ohne Müller auf Schalke wohl kaum Fan der TSG geworden wäre. Jetzt in seiner neuen Position kann ich ihm bisher allerdings nur gute Arbeit attestieren.“

Wo fängt Tradition an?

„Retortenverein“, „hochgezüchtet“ und „Söldnertum“ sind da noch die harmloseren Verunglimpfungen, die sich der gemeine Hoffenheim-Fan - und so auch Schulz - anhören darf. „Mich nerven und ärgern diese Aussagen. Viele haben keine Ahnung oder sagen, sie seien Fan von den großen Clubs. Wenn dann auch noch das Wort ‘Tradition’ fällt, platzt mir fast eine Ader. Wo genau steht beschrieben, wann Tradition anfängt?“, fragt er, nicht ohne hinzuzufügen: „Noch keiner konnte mir darauf eine Antwort geben.“

Seitdem Schulz Fan von 1899 ist, muss er häufig auf den geliebten Stadionbesuch verzichten. „Sinsheim ist eben nicht um die Ecke“, seufzt der Gladbecker. Sondern gut 350 Kilometer weit weg. „Es ist schwer öfter dabei zu sein, da ich ja nahezu der einzige Fan aus der Umgebung bin und so die Reisen alleine antreten muss.“ Auswärtsspiele in Dortmund, Schalke oder Gladbach sind aber immer drin. Und wer weiß, vielleicht hat Schulz in der kommenden Saison öfter als ihm lieb sein dürfte die Möglichkeit, sich die TSG in Duisburg, Bochum oder Köln anzuschauen: „Man muss es sagen, wie es ist. Diese Mannschaft hat es derzeit nicht verdient, in der besten Liga der Welt zu spielen.“ Pascal Schulz rechnet mit dem direkten Abstieg. „Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen sich auf den Status der TSG eines Ausbildungsvereins mit jungen Spielern aus Deutschland zurückbesinnen.“

Je verrückter, desto besser - Wir suchen Ihre Geschichte

Die WAZ-Serie „Verrückte Fans“ widmet sich Gladbeckern mit einer besonderen, außergewöhnlichen Fanleidenschaft.

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