Gladbeck. . Er war der große Rückhalt der Gladbecker Sportfreunde: Torwart Manfred Reichert feiert am Samstag, 21. Januar, seinen 80. Geburtstag.

Manfred Reicherts Privatarchiv birgt wahre Schätze. Zwei Notizhefte, Format Geschäftsbuch A 4 Standard, bringt er mit zu seinem Redaktionsbesuch bei der WAZ, ein drittes, verrät er, hat er noch daheim – eine persönliche Chronik „seiner“ Sportfreunde. Am heutigen Samstag feiert die Gladbecker Torwart-Legende 80. Geburtstag.

Der Zahn der Zeit hat sichtlich genagt an der sorgsamen Sammlung, die gespickt ist mit Zeitungsartikeln, Fotos und Postkarten der 40-er bis 70-er Jahre. Da finden sich Zeugnisse aus oftmals so reizend romantisch verklärten Zeiten, als der einzig mögliche Weg zum Fußballplatz noch unmittelbar aus der Kohlegrube zu führen schien.

Reicherts Sammlung ist etwas für Romantiker. Fußball-Romantiker. Kaum muss „Manni“ Reichert mehr als einmal umblättern, da fällt sein Blick entweder auf ein Foto oder eine Schlagzeile. Und ihm selbst fällt eine Anekdote dazu ein.

„Das hier war gegen 48/99 Duisburg. Schwerer Abwehrfehler von uns, der Duisburger läuft allein auf mich zu, bleibt dann aber zum Glück stehen.“ Der bedauernswerte Stürmer war, wie sich herausstellt, der Schlitzohrigkeit des Gladbecker Schlussmanns erlegen. „Ich hab ihm zugerufen, der Schiri hätte gepfiffen. Er hat’s geglaubt.“

Als die Sportfreunde im August 1957 nach dem Aufstieg in die Zweite Liga West in Bottrop dem VfB im zweiten Saisonspiel mit 1:2 unterlagen, da machten der gebürtige Braucker Reichert und seine Sportfreunde in Unterzahl ein richtig gutes Spiel. Ein echter „Schlager“ war es, vor über 18000 Zuschauern. Was die Westfälische Rundschau zu regelrechten Jubelstürmen hinriss: „Eine Prachtleistung der Sportfreunde-Elf.“ Und: „Ueberhaupt, diese Gladbecker Fußballspieler!“ So klang Wertschätzung damals.

An den Saisonauftakt in der „2. Division“ kann sich Reichert leider auch nur zu gut erinnern, das war ein 1:1 im Katzenbusch in Herten: „Der Trainer hat gerufen, ich soll weit raus laufen, Flanken abfangen.“ Das Bild zum Bericht in der WAZ zeigt tags darauf Manni Reichert in Aktion: „Der Gladbecker Torwart streckt sich vergebens, der Schuß von Witwer führt zum glücklichen Ausgleichstor für Herten.“

In seiner langen Karriere, das bestätigen die Zeitzeugen der schreibenden Zunft, war Manfred Reichert selten an einem Gegentreffer Schuld. Auch nicht an denen beim 1:3 in Selm anno 1955, Verbandsliga. „Am Torwart hat es nicht gelegen“, schrieb die WAZ. Ob sie wusste, dass der „Manni“ vor jenem Spieltag seine erste Nacht als verheirateter Mann verbracht hatte? Ganz vorn, in einem der beiden Hefte, steckt übrigens seit über fünf Jahrzehnten ein Hochzeitsfoto der vor Glück strahlenden Eheleute Reichert. So viel zur Fußball-Romantik.