Gladbeck. . Der TV Gladbeck feiert in 2012 sein 100-jähriges Bestehen. Die Auftaktveranstaltung zum runden Geburtstag fand nun in der ausverkauften Stadthalle statt.
Wenn ein Verein zu seinem 100. Geburtstag zusammenkommt wie der TV Gladbeck am Wochenende, dann stellt sich Bürgermeister Ulrich Roland das so vor: „Weißt Du noch, damals, beim TV?“ Ein großes Wiedersehen und Erinnern.
Und im Prinzip hat er ja Recht. 438 Blau-Weiße aus ganz Deutschland, Aktive, Ehemalige und Sympathisanten, sowie Verbandsfunktionäre nahmen Platz in der damit ausverkauften Stadthalle. Sie alle kamen, um zu einem Jahrhundert Turnverein zu gratulieren und über „Hunderte, wahrscheinlich Tausende spannende Geschichten“ (Roland) zu sprechen.
Ein vitaler Verein aber kann sich trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht aufs Altenteil zurückziehen. Daher präsentierte sich der TVG zu seinem Ehrentag gar nicht wie ein betagter Rentner, sondern „frisch, attraktiv und erfolgreich dazu“, wie der seit 2011 amtierende Vorsitzende Karsten Krügerke in seiner Begrüßung formulierte.
Wie zum Beweis rappten Leichtathletik-Kinder zum Auftakt und sprinteten später als Pendelstaffel durch den Saal. Das war ein erster kleiner Brückenschlag in die Zukunft.
Die Gegenwart war Thema beim Hauptprogrammpunkt des Abends: den Talkrunden an mit allerlei Sportgeräten dekorierten Turnkästen, die das Moderatoren-Duo Andrea Schültke und Andreas Schlebach (der federführende Organisator dieser gelungenen Feierlichkeiten) mit allen Abteilungen sowie Verbandsvertretern führte. Diese Gespräche waren Momentaufnahmen aus dem Jetzt des Vereins, die die aktuellen Erfolge zeigten (Leichtathletik, Volleyball), aber auch den breitensportlichen Alltag der kleineren Abteilungen (etwa Handball, Basketball).
Weil ein Geburtstag aber eben immer auch zum Rückblick einlädt, kam dieser auch nicht zu kurz. Auf eine Leinwand auf der Bühne projiziert wurden durchgehend fotografische Zeugnisse aus der langen Geschichte des Vereins, die am 17. Januar 1912 im Lokal van Suntum begann. Diese Bilder und dazu zahlreiche Geschichten aus dem TVG lassen sich in der beeindruckenden 488-seitigen Festschrift „Turner, Titel, Tatendrang – Eine Zeitreise“ nachschlagen.
Auf einigen dieser Bilder ist konkreter Sport gar nicht zu sehen; wenn aber etwa einige beinahe vollständig nackte Handballer in der Kabine feiern oder eine TV-Fit-Gruppe gemeinsam grillt, dann deutet das an, was Roland im Grußwort bemerkte: „Der TV ist eine große, herzliche Familie.“ Hier sind tatsächliche Familien entstanden und noch mehr Freundschaften. Dieses Gemeinschaftsgefühl zeichnet, das hörte man auch an diesem Jubiläumsabend in Gesprächen immer wieder, diesen Verein aus. Auch das dürfte Krügerke gemeint haben, als er vom Erfolg sprach.
Damit dies so weitergehen kann, ging der Blick auch beim Jubiläum tatkräftig noch einmal in die Zukunft. Der Bürgermeister versprach, „weiter in den Sport zu investieren“. Hartmut Knappmann, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, forderte beim sportpolitischen Abschlusstalk einen Dialog aller Beteiligten wegen der Offenen Ganztagsschule („Wann sollen die Kinder dann noch trainieren?“).
Und Karsten Krügerke blickt als Vorsitzender mit der Gelassenheit seines Vereins und dessen 100 erfolgreichen blau-weißen Jahren nach vorn: „Vieles besser machen kann man ja nicht.“