Jessica Steiger war am Schlusstag der Deutschen Meisterschaften fix und fertig. Und überglücklich - und das nicht nur wegen ihres sensationellen zweiten Platzes über 200 m Lagen in der offenen Klasse.
Die Gladbecker Topschwimmerin gewann in Berlin nämlich nicht weniger als sieben Mal Edelmetall , genauer gesagt: dreimal Gold und viermal Silber.
„Ich habe das noch gar nicht richtig realisiert”, sagte Jessica Steiger am gestrigen Sonntag. Krämpfe hatten die 17-Jährige kurzzeitig geplagt, als alles vorbei war. „Ich bin ziemlich kaputt”, gestand die Schülerin des Ratsgymnasiums. Was kein Wunder war bei den 14 Starts, die sie in den vergangenen Tagen bei den Deutschen absolviert hatte.
Während in der Hauptstadt aus nationaler Sicht rauschende Britta-Steffen-Festspiele stattfanden, waren die Titelkämpfe aus dem Blickwinkel der Sportstadt Gladbeck ein Jessica-Steiger-Festival (was die Leistungen der anderen Teilnehmer des VfL und des SV 13 überhaupt nicht schmälern soll). Silber über 200 m Lagen in der offenen Klasse, Gold über 200 m Lagen, 100 und 200 m Brust im Jahrgang, Silber über 50 und 100 m Rücken und 200 m Schmetterling im Jahrgang - die DM avancierte zu einem vorher nicht für möglich gehaltenen Triumphzug für die Schwimmerin des VfL.
Die eindrucksvollen Resultate nötigten Landestrainer Rudi Böhm Respekt ab („Ein Hammer!”), Bundestrainer Achim Jedamsky staunte nicht schlecht über das Mammutprogramm, das die junge Gladbeckerin erfolgreich absolvierte. Dass zwischenzeitlich VfL-Sprecher und Vater Ralf Steiger fast die Worte fehlten, darf nicht unerwähnt bleiben. Denn das passierte normalerweise nie. „Was hier passiert ist”, so Ralf Steiger kopfschüttelnd, „war überhaupt nicht zu erwarten.”
„Es hat alles gepasst”, fasste Jessica Steiger ihren Berlin-Trip kurz und knapp zusammen. Die völlig unerwartete Silbermedaille über 200 m Lagen in der offenen Klasse habe ihr zusätzliche Motivation verliehen, betonte sie. Und weil zwischen den Starts kaum Zeit blieb, hatte die Gladbeckerin gar keine Gelegenheit, um ins Grübeln zu geraten. „Ich bin einfach nur geschwommen”, sagte Jessica Steiger.
Und zwar in einem der Anzüge, über die in den vergangenen Tagen sehr viel diskutiert worden ist. „Fast alle sind darin geschwommen”, betonte die 17-Jährige, die den ganzen Wirbel um die Materialfrage nicht nachvollziehen konnte: „Das ist, vermute ich, eine Kopfsache, weil man glaubt, mit einem Anzug kann nichts schief gehen.” Jessica Steiger verwies darauf, dass auch bei der Meisterschaft in Berlin durchaus Schwimmerinnen und Schwimmer auch ohne Anzug Top-Ergebnisse erzielt haben. „Und außerdem schwimmt der Anzug ja nicht alleine”, so die erfolgreich Gladbeckerin.
Die bereits am heutigen Montag schon wieder im heimischen Freibad vorbeischauen wird. „Wir haben unser Schul-Sportfest”, so Jessica Steiger. Am Dienstag lädt der VfL zum Empfang, am Mittwoch gibt's schließlich Zeugnisse. Danach will Jessica Steiger komplett abschalten und sich drei Wochen Pause gönnen. Im Anschluss beginnen aber schon wieder die Vorbereitungen auf die nächsten sportlichen Aufgaben.