Gladbeck.. Jens Ungruhe ist nicht mehr Trainer der Volleyballer des TV Gladbeck. Nach mehr als 30 Jahren hat er nicht nur die Abteilung verlassen, sondern ist auch aus dem Gesamtverein ausgetreten.
Es war nur eine kurze Mitteilung, die fast ein bisschen unterging nach der vergangenen Volleyball-Saison. Nachdem auf der Homepage des TV Gladbeck bereits ein kleiner Aufruf erschienen war, in dem es hieß „Trainer für erste Herrenmannschaft gesucht“, machte es nun der Vorstand öffentlich: Jens Ungruhe ist als Trainer der 1. Herren zurückgetreten.
Damit endet eine Ära in der Volleyballabteilung des TVG. Über 30 Jahre lang hat Ungruhe nämlich die Geschicke der Volleyballer auf und abseits des Feldes mitgeprägt.
Dass er jetzt den Verein verlässt – er ist auch aus dem Gesamtverein ausgetreten – begründet er laut Aussage von Abteilungsleiter Stefan Preyß damit, dass er die Ausrichtung des Vereins nicht mittragen könne. Dabei gehe es laut Preyß um den Schwerpunkt Damenvolleyball mit dem Aushängeschild Bundesligafrauen. Preyß stellt aber klar: „Das heißt nicht, dass der Herrenvolleyball hinten runter fällt.“ Er selbst trainiert die zweite Herrenmannschaft, man sucht im Nachwuchs auch nach Jungs und bei der überraschend anstehenden Relegation (siehe Text unten) am Samstag in Gladbeck wird er selbst übergangsweise die 1. Herren betreuen, um die Regionalliga doch noch zu halten.
Unterschiedliche Ansichten
Jens Ungruhe bestätigt diese Begründung auf Nachfrage. „Ich bin so lange aktiv und habe mit allen Vorstandsvorsitzenden super zusammengearbeitet und glaube mir deshalb ein Urteil erlauben zu können, wie Vereinsarbeit funktioniert – und mit dem aktuellen Vorstand funktioniert das nicht.“
Konkret meint er einerseits die Ausrichtung auf den Damenbereich, andererseits aber auch generell auf den oberen Leistungsbereich: „Wir machen die Fehler von 1988“, sagt er. Damals habe der TVG verstärkt auf die Herren gesetzt und diese mit auswärtigen Spielern verstärkt – und so aus seiner Sicht den Kontakt zur Basis verloren.
Ungruhes Rücktritt ist vermutlich der Endpunkt einer Entwicklung, die sich bereits in öffentlichen Misstönen bezüglich eines möglichen Protests gegen die Regionalliga-Abstiegsregelung im März zeigte und die schon vor einem Jahr, im März 2011, erstmals sichtbar wurde: Damals trat Ungruhe nach jahrelanger Vorstandsarbeit nach außen überraschend, aber geräuschlos als Sportlicher Leiter zurück, blieb aber Trainer. Jetzt scheint auch das für Ungruhe nicht mehr möglich gewesen zu sein.
In Jens Ungruhe verlässt eines der Gesichter des Gladbecker Volleyballs die Bühne. Hochgearbeitet hatte er sich beim TVG, seinem einzigen Verein neben dem Polizeisport, vom Schriftführer mit erst 16 Jahren und Jugendtrainer mit 17 Jahren bis hin in den Vorstand, wo er lange Jahre als Spielwart/Sportlicher Leiter aktiv war, aber auch auf Verbandsebene, etwa als Kreisjugendwart. Als Trainer führte er die Damen beispielsweise in die Oberliga, die Herren mehrmals in die Regionalliga. Selbst gespielt hat er auch, sogar als Spielertrainer. „Es war viel Herzblut dabei“, sagt er.
Mit dem Volleyball hat er vorerst abgeschlossen. „Ich genieße meine Freizeit“, betont Ungruhe. Am Samstag, 2. Juni, aber wird er voraussichtlich noch einmal in der Artur-Schirrmacher-Halle sein. Es ist ja irgendwie auch seine Mannschaft, die dort in der Relegation um den Regionalligaverbleib spielen wird.