Gelsenkirchen/Gladbeck. Tobias Leufke war im Spiel von Viktoria Resse II gegen Zweckel II offen und ehrlich. Dafür wird er nun mit dem Fairplay-Preis ausgezeichnet.

Für Karl Englich, Trainer der zweiten Mannschaft des SV Zweckel, war die Sache sofort klar. „Diese Leute“, so der Übungsleiter, „sollen belohnt werden. Das muss gar nicht durch materielle Dinge passieren, vielmehr sollte ein solches Verhalten öffentlich präsent gemacht werden, damit es Nachahmer findet.“ Der Coach ging noch einen Schritt weiter. Tobias Leufke (Viktoria Resse) sollte für den Fairplay Preis des Fußball- und Leichtathletikverbands Westfalen vorgeschlagen werden.

So kam es. Und nun wird dem Gelsenkirchener Amateurfußballer am Freitag, 13. Dezember, diese Auszeichnung aus den Händen des Kreisvorsitzenden Christian Fischer verliehen. Aber der Reihe nach.

Plötzlich ertönt beim Spiel von Viktoria Resse II gegen den SV Zweckel II ein Pfiff

Karl Englich ist der Trainer des SV Zweckel II. Er lobt Tobias Leufke für dessen faires Verhalten.
Karl Englich ist der Trainer des SV Zweckel II. Er lobt Tobias Leufke für dessen faires Verhalten. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Am 10. November lief die 38. Minute im Spiel der Kreisliga B1 zwischen Viktoria Resse II und dem SV Zweckel II. Der Tabellensiebte aus Resse lag auf dem schwer zu bespielenden Ascheplatz am Emscherbruch - auf der sonnigen Hälfte ist aus der gefrorenen Asche bereits eine Pfützenlandschaft geworden, die im Schatten liegende ist dagegen noch steinhart – gegen die zweitplatzierten Zweckeler mit 0:1 hinten. Dann flog eine Ecke in den wuseligen SVZ-Strafraum. Trotz allen Einsatzes kam jedoch kein Spieler an den Ball, die Kugel rauschte ins Toraus. Als alle Beteiligten sich schon wieder zurück zu ihren angestammten Positionen begeben wollen, ertönte jedoch plötzlich ein Pfiff.

Schiedsrichter Wolfgang Frech zeigte auf den Elfmeterpunkt. Er habe ein Foul an einen Resser gesehen. Tatsächlich lag ein Akteur der Viktoria auf dem Boden: Tobias Leufke. Als jener die Entscheidung mitbekommt, war er genauso überrascht wie alle anderen. Doch statt das Geschenk dankbar anzunehmen und so gegen den Aufstiegsaspiranten die große Chance zum Ausgleich zu haben, ging Leufke zum Unparteiischen und korrigierte ihn. „Ich habe gesagt, dass ich nicht gefoult wurde, sondern nur während des Zweikampfs im Matsch ausgerutscht bin“, berichtete er hinterher. Schiedsrichter Frech nimmt seinen Entschluss daraufhin zurück, es geht mit Abstoß für Zweckel weiter.

Zweckels Trainer Englich findet Leufkes Verhalten bemerkenswert

Es ist eine außergewöhnliche Szene des Fair-Plays, die sich an diesem Novembersonntag in Resse abspielte und aus der die Hauptfigur Leufke eigentlich gar keinen großen Hehl machen wollte: „Ich habe nicht lange nachgedacht und relativ instinktiv entschieden. Es kann ja gut sein, dass das für den Schiedsrichter aus der Ferne nach einem Foul ausgesehen hat. Aber für so etwas möchte ich keinen Elfmeter haben, das wäre mir auch unangenehm.“

So selbstverständlich, wie es sich bei Leufke anhört, fand Zweckels Karl Englich die Entscheidung aber nicht: „Ich finde es bemerkenswert, beim Stand von 0:1 gegen den Tabellenzweiten zum Schiedsrichter zu gehen und den Elfmeter zurücknehmen zu lassen. Hut ab davor.“

Auch Viktoria-Trainer Ludwig Harelik ist voll des Lobes

Auch Viktoria-Trainer Ludwik Harelik war voll des Lobes über den Verteidiger: „ Tobias ist sportlich und menschlich ein Vorbild. Wenn mich jemand vorher gefragt hätte, hätte ich ihm das auf jeden Fall zugetraut.“

Belohnt wurde die Ehrlichkeit nicht, Resse verlor. Wie die Partie wohl ausgegangen wäre, wenn es den Elfmeter gegeben hätte? Für Leufke stellt sich die Frage nicht: „Ich würde unsere Niederlage nicht daran festmachen. Man weiß ja auch gar nicht, ob der Elfmeter reingegangen wäre. Ich ärgere mich viel mehr darüber, dass wir der zweiten Halbzeit nicht die Chancen zum 2:2 genutzt haben.“