Die Gladbecker Bob-Anschieberin Annika Drazek beeindruckt erst beim Weltcupsieg mit Pilotin Jamanka. Und setzt dann ein Statement gegen Doping.

Am Sonntagmorgen, keine 48 Stunden nach ihrem Triumph beim ersten Weltcuprennen der Saison, war Annika Drazek schon wieder im Kraftraum, Gewichte stemmen. Der Start in die Saison ist perfekt gelungen, jetzt geht es darum, die Spitzenposition zu unterstreichen. Am liebsten natürlich direkt beim Heimspiel in Winterberg am kommenden Wochenende.

Dabei setzte Drazek am Freitag im lettischen Sigulda gleich zwei dicke Ausrufezeichen. Erst, als sie mit Mariama Jamanka zum Sieg im ersten Weltcuprennen der Saison raste. Und dann, als sie der russischen Dopingsünderin Nadeschda Sergejewa bei der Siegerehrung den Handschlag verweigerte.

„Wer dopt, ist für mich kein Athlet“

Sergejewa war bereits 2016 einmal positiv auf ein verbotenes Mittel getestet worden. Bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang war in ihrer Dopingprobe das verbotene Trimetazidin gefunden worden. Nach einer neunmonatigen Sperre ist sie nun zurück. (Olympia war im Februar, seitdem hat kein nennenswertes Bobrennen stattgefunden.)

Dass sie der Russin, die in Sigulda Silber gewann, nicht die Hand gab, begründete Drazek in der Sportschau mit klaren Worten: „Der Grund ist eigentlich ganz einfach für mich: Wer dopt, ist für mich kein Athlet. Sie hat das zweimal getan, zuletzt bei den Olympischen Spielen und sie verdient von mir einfach keinen Respekt.“

„Jetzt ist sie wieder hier und lacht mich an“

Auch die kurze Sperre kritisierte sie harsch: „Jetzt ist sie wieder hier, lacht mich an und fühlt sich eigentlich wie alle anderen, wo ich mir denke: Nein, zweimal, sorry.“

Der Sieg mit großem Vorsprung in Sigulda war das erste internationale Rennen, seit den Olympischen Spielen in Pyeongchang, wo Drazek um wenige Hundertstel eine Medaille verpasste und Jamanka mit einer anderen Anschieberin Gold holte – ohne zuvor ein einziges Weltcuprennen gewonnen zu haben.

Erster Weltcup-Sieg für Jamanka

Sigulda war also Jamankas erster Sieg im Weltcup und nach den Eindrücken aus Lettland wird es nicht das letzte Mal in dieser Saison gewesen sein, dass die beiden ganz oben standen. In dieser Kombination sind Jamanka/Drazek absolut spitze.

Sowohl der schnellste als auch der zweitschnellste Lauf des Tages kam von Jamanka/Drazek, die Zeit des ersten bleibt in Lettland als neuer Bahnrekord an der Wand stehen.

Kein anderer Schlitten startet so schnell

Bahnrekord: Annika Drazek (re.) schiebt den Schlitten an, den Mariama Jamanka zur Goldmedaille steuert.
Bahnrekord: Annika Drazek (re.) schiebt den Schlitten an, den Mariama Jamanka zur Goldmedaille steuert. © Viesturs Lacis

Kein anderer Schlitten erreichte so schnell die Marke von 30 Stundenkilometern, die Spitzengeschwindigkeit von 121,5 km/h wurde nur ganz knapp übertroffen.

Und folgendes ist vor allem für Drazeks Leistung als Anschieberin aussagekräftig: die beiden hatten auch zwei der drei schnellsten Startzeiten, wenn man beide Läufe zusammennimmt. „Das ist für mich auch nicht so üblich“, freute sich Jamanka. 5,30 Sekunden im ersten Lauf waren Startrekord.

Die beiden werden zusammen durch die Saison gehen

Nachdem Bundestrainer René Spiels die Besetzungen in der vergangenen Saison wechselte und Drazek am Ende mit Stephanie Schneider zu Olympia fuhr, sind Jamanka/Drazek jetzt gesetzt. „Das ist der Plan, dass wir zusammen bleiben“, sagten die beiden im Sportschau-Interview.

Jamanka ist die beste Pilotin, fährt souverän und tritt selbstbewusst auf. Dass sie selbst ihre Leistung auf der schwierigen Bahn in Sigulda nicht als perfekt einschätzte – geschenkt, sie machte es besser als alle anderen. Und Drazek ist mit Abstand die beste Anschieberin im Team, vielleicht der Welt. Sobald die beiden am Start stehen, sind sie Medaillenkandidatinnen, wenn nicht Favoritinnen.

Das sind vielversprechende Aussichten für Winterberg.