Essen. . Die Oberliga-Handballer des VfL Gladbeck hatten allesamt Termine im Essener Elisabeth-Krankenhaus. Warum die Rot-Weißen sich dort vorstellten.
Sebastian Janus ist erschöpft und braucht daher ein paar Minuten, ehe er sich wieder unterhalten kann. Der Kreisläufer des VfL Gladbeck hat vor wenigen Augenblicken noch auf einem Laufband Kilometer gefressen und sich dabei ziemlich ausgepowert. Davor ist der 28-Jährige untersucht worden. Unter anderem hat ihn Dr. Mareike Eißmann, Ärztliche Leiterin im „BodyGuard! Zentrum für Sportmedizin, Training und Leistungsdiagnostik“, einer Herz-Ultraschalluntersuchung unterzogen. „An so etwas“, bekennt Sebastian Janus, „habe ich bis jetzt gar nicht gedacht.“
Damit befindet sich der Handballspieler des VfL in guter - oder vielmehr: in schlechter Gesellschaft. „Wir sind immer wieder überrascht, dass das Thema Herz-Kreislauf selbst in sportlichen Topbereichen kaum eine Rolle spielt“, sagt Dr. Eißmann. Tim Deffte, Leiter der Handballabteilung im VfL und viele Jahre lang Torwart der Gladbecker in der Dritten Liga, Regional- und Oberliga, nickt. Er weiß aus eigener Erfahrung: „Das ist ein total unterschätztes Thema.“
U21-Nationalspieler Faißt starb an Herzversagen
Kaum zu glauben, aber doch wahr. Dabei hat es auch im Handballsport tragische Todesfälle gegeben. Erinnert sei nur an Sebastian Faißt, der vor rund neun Jahren bei einem Spiel der deutschen U21-Nationalmannschaft gegen die Schweiz plötzlich und ohne gegnerische Einwirkung auf den Hallenboden fiel. Trotz Wiederbelebungsmaßnahmen konnte das Talent nicht gerettet werden. Bei der Obduktion wurde Herzversagen als Todesursache festgestellt.
Ungeachtet dessen ist bis zum heutigen Tag für Handballer, die in der Dritten Liga aktiv sind oder in der Oberliga, keine sportmedizinische, geschweige denn eine kardiologische oder herzspezifische Prüfung vorgeschrieben. „Dabei sind das alles Leistungssportler“, sagt der sportwissenschaftliche Leiter des Zentrums, Dr. Timo Wiewelhove.
VfL und Contilia Gruppe sind Gesundheitspartner
Beim VfL ist das Thema Herz-Kreislauf ab sofort aber kein unterschätztes mehr. Die Rot-Weißen haben nämlich mit der in Essen beheimateten Contilia Gruppe, zu der auch das Zentrum für Sportmedizin, Training und Leistungsdiagnostik gehört, eine Gesundheitspartnerschaft geschlossen. Dieses am Essener Elisabeth-Krankenhaus angesiedelte Zentrum, zu dessen Gesundheitspartnern unter anderem Handball-Zweitligist Tusem Essen und Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Essen zählen, widmet sich nämlich insbesondere der Herz-Kreislaufgesundheit.
Außerdem möchte „BodyGuard!“ Aktiven helfen, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Dazu werden der Status quo ermittelt, die gewonnenen Daten interpretiert und in einem weiteren Schritt im Gespräch mit den Verantwortlichen Informationen zur Trainingssteuerung gegeben.
VfL verfügt mittlerweile über medizinisches Netzwerk
Sebastian Janus hat dieser Teil des Programms „Spaß gemacht“. Und nicht nur ihm, wie Tim Deffte aus dem Kreis der Mannschaft zu berichten weiß: „Die Jungs sind völlig begeistert, so einen Check kannten sie bislang nur von Fußball-Bundesligisten.“
Der Handball-Chef des VfL betont: „Diese Gesundheitspartnerschaft mit der Contilia bringt unser bisher schon aufgebautes medizinisches Netzwerk noch einmal auf eine ganz andere Ebene.“ Viel hat sich auf diesem Gebiet bei den Rot-Weißen jüngst getan. Sie verfügen inzwischen in Dr. Yuriy Zolotarevskiy über einen Teamarzt. Und Spieler, die sich verletzt haben, können schnell Arzt-/MRT-Termine bekommen. Und, und, und.
Janus verlässt Krankenhaus mit einem guten Gefühl
Ein funktionierendes medizinisches Netzwerk, so Deffte weiter, sei heutzutage „kein nice to have mehr, sondern ist ein must have“. Anders ausgedrückt: Es ist heutzutage für einen Handball-Viertligisten unerlässlich, über ein derartiges Netzwerk zu verfügen.
Sebastian Janus verließ übrigens mit einem guten Gefühl das Elisabeth-Krankenhaus. Mit seinem Herzen sei alles okay. „Wenn man das hört“, so der Kreisläufer, „ist das schon eine Erleichterung.“