Gladbeck. . Im Alter von 34 Jahren schloss er sich anno 1973 dem Butendorfer Traditionsverein Wacker an. Günter Barwich war Dauerrenner und Dauerbrenner.

Auf einen wie Günter Barwich als Gegenspieler zu treffen, konnte einem die Laune verderben. Wie beim Wettlauf zwischen Igel und Hase überkommt einem irgendwann in 90 Minuten das Gefühl; egal, welchen Laufweg man wählt – Dauerläufer Barwich ist immer schon vorher zur Stelle. Allein: einen Doppelgänger wie im Grimmschen Märchen hatte er nie nötig.

Im nächsten Jahr feiert er schon seinen 80. Geburtstag. „Ich erblickte am 6. September 1939 das Licht der Welt, knapp eine Woche nach Beginn des Weltkriegs. Bei dem Termin habe ich selbst wenig zugetan“, so sein lakonischer Kommentar. Kurz vor Kriegsende flüchtete die Familie aus Westpreußen nach Niedersachsen, 1955 wurden die Barwichs in Essen sesshaft. „Zwei Jahre später schloss ich mich dem TuS Holsterhausen an“, erinnert sich Barwich, der mehr als 42 Jahre lang seine Brötchen als Betonbauer und später als Polier auf dem Bau verdiente.

Barwich beginnt seine Karriere als Mittelstürmer

© Lerche/Repro: Mengedoht

Schon mit 18 Jahren erhielt er Einsätze in der Erstmannschaft, die immerhin in der Bezirksliga um Punkte kickte. Und erwischte dabei gleich den ominösen Einstand nach Maß: „Gegen Kray 09 gewannen wir mit 3:2, als Mittelstürmer steuerte ich gleich zwei Tore bei.“ Die 09er aus dem Vorort Kray wurden wenig später sein zweiter Verein: „Als wir dann nach Gladbeck zogen, habe ich mich bei Wacker angemeldet.“ Obgleich schon im „biblischen“ Fußballalter von 34 angekommen, wussten die Butendorfer die Dienste des Dauer(b)renners, der mittlerweile im Mittelfeld agierte, sehr zu schätzen. „Wir hatten schon eine tolle Truppe“, so Barwich. „Nienhaus, Kokott, Kranke, Schulz, Grosch im Tor.“ Die Burgstraße zählte seinerzeit zu den guten Fußball-Adressen in Gladbeck.

Erst im Alter von sage und schreibe 70 Jahren war Schluss mit der Kickerei. „Es hat bis zum Ende Spaß gemacht, ich war ständig in Bewegung, wenn auch nicht mehr mit Tempo“, sagt Barwich und lacht. Zudem zeichnete den Mann mit der Pferdelunge ein bissiges Zweikampfverhalten aus und zudem Beidfüßigkeit: „Ich bin Rechtsfüßer, aber in vielen Situationen habe ich auch mit links draufgehalten, sogar Freistöße und Elfmeter.“ Kopfbälle dagegen waren seine Sache nicht. „Mit gerade mal 1,68 Metern hielt sich die Gefahr, als Kopfball-Ungeheuer tituliert zu werden, in Grenzen“, sagt der Ex-Wackeraner. Bei zehn bis zwölf Toren pro Saison sprang in all´ den Jahren insgesamt nur zweimal das Leder per Kopf ins gegnerische Netz. Seine beste Partie absolvierte Barwich im Pokal. Er erinnert sich: „Mit Holsterhausen spielten wir beim höherklassigen Phönix Essen. Beim 4:4 habe ich dreimal getroffen. Und gegen Schonnebeck habe ich meine erste und einzige rote Karte kassiert.“

Sohn Kai schafft es in die Oberliga

Während Barwich überwiegend in der Bezirksliga um Punkte spielte, schaffte sein Sohn Kai Barwich es bis in die Oberliga. „In der B- und A-Jugend spielte Kai in Schalke, danach hatte er Verträge in Rhade, Osterfeld, Schermbeck und bei der DJK Germania Gladbeck.“ Derzeit ist er in der Ü 40 von Westfalia Herne aktiv. „Zur Einweihung des neuen Kunstrasens war die Schalker Traditionself am Schloss Strünkede zu Gast. Die Westfalia gewann klar mit 5:1, die Schalker hatten kaum Chancen“, resümiert Barwich voller Stolz. Kein Wunder: Sohn Kai ist ein ähnlich konsequenter, ausgesprochen lästiger, aber dabei stets fairer Manndecker, wie sein Vater es über Jahrzehnte hinweg war.