Gladbeck. . Sorgt Angelique Kerber mit ihrem Wimbledon-Sieg für einen Aufschwung im deutschen Tennis? Die Gladbecker WAZ hat sich bei den Vereinen umgehört.
„Unglaublich, wir sind Wimbledonsieger“, sagt Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner nach dem Triumph von Angelique Kerber. Darauf hatte Tennis-Deutschland geschlagene 22 Jahre lang warten müssen. Nun stellt sich die Frage, was der historische Erfolg Kerbers bewirkt? Wird er, ähnlich wie zu den Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf, einen Boom auslösen? Die WAZ hat sich bei den drei Gladbecker Vereinen umgehört. Ergebnis: Einen rasanten Aufschwung erwarten die Verantwortlichen des TC Haus Wittringen, TC Rentfort und der Tennisabteilung des VfL Gladbeck nicht.
TC Haus Wittringen
„Insbesondere für weibliche Talente ist Angelique Kerber ein tolles Vorbild“, sagt Bettina Weist. Die Vorsitzende des TC Haus Wittringen hofft, dass der Erfolg der Deutschen in Wimbledon jungen Spielerinnen auch in ihrem Verein „einen Push geben wird und sie sich noch mehr im Training reinhängen werden“.
Mit einem Kerber-Boom rechnet Weist indes nicht. „Der Sieg könnte aber ein Impuls sein“, sagt die Chefin des mitgliederstärksten Gladbecker Tennisvereins, der nach einem „kleinen Einbruch“ im Nachwuchsbereich zuletzt dank diverser Veranstaltungen wie z. B. dem Kids Day anlässlich des U18-Weltranglistenturniers junge Spielerinnen und Spieler neu für sich gewinnen konnte. „Gerade kürzlich erst“, berichtet Bettina Weist, „haben wir außerdem eine Kooperation mit der Mosaikschule beschlossen.
Der TC Haus Wittringen ist in der Sommersaison mit insgesamt 19 Mannschaften (sieben Jugendteams) im Spielbetrieb vertreten.
TC Rentfort
Kerber-Boom? Wolfgang Schroer, Vorstandsmitglied im TC Rentfort, lacht erst einmal und schüttelt den Kopf. „Nein“, sagt er schließlich, „an einen Kerber-Boom glaube ich nicht so wirklich. Sie wird ein Vorbild für das eine oder andere Mädchen werden und unserem Sport vielleicht auch einen Schub geben, aber keinen Boom auslösen.“
Das liegt laut Schroer nicht an Kerber, sondern vor allem daran, dass die Zeiten sich geändert haben: „Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich seit Mitte der 80er Jahre geändert, Vereine haben nicht mehr diesen Stellenwert.“ Und man dürfe nicht vergessen, dass es seinerzeit neben Boris Becker und Steffi Graf „auch noch einen Michael Stich gab, eine Claudia Kohde-Kilsch und eine Anke Huber“.
Den TCR hält das nicht davon ab, sich nach Kräften im Nachwuchsbereich zu engagieren. „Mit Frau Kerber wird es vielleicht etwas einfacher“, mutmaßt Schroer, der darauf verweist, dass an der Karl-Arnold-Straße mittlerweile wieder rund 50 Kinder und Jugendliche Tennis spielen.
Der TC Rentfort ist in der Sommersaison mit insgesamt elf Mannschaften (sieben Jugendmannschaften) im Spielbetrieb vertreten.
VfL Gladbeck
Die Tennisabteilung des VfL Gladbeck rechnet nach dem Erfolg von Angelique Kerber in Wimbledon nicht mit einem Ansturm neuer und insbesondere junger Mitglieder. Zumal sich die Rot-Weißen laut Thomas Kaminski mit der Jugendarbeit schwer tun. Begründung? „Kinder möchten mit möglichst gleichaltrigen und gleichstarken Kindern spielen.“ Und das kann der VfL nicht bieten.
Kaminski weiter: „Vielleicht entscheidet sich nun aber der eine oder andere Senior dazu, wieder Tennis zu spielen. Das kennt man ja auch aus anderen Sportarten nach Erfolgen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften.“
Der VfL Gladbeck ist in der Sommersaison mit insgesamt sieben Mannschaften im Spielbetrieb vertreten.