Gladbeck. . Als A-Junior bei Schalke riss dem Gladbecker das Innenband. Einen Tag später sollte er mit den Profis trainieren. Später arbeitete er als Trainer
Sein prominentester Mitstreiter in königblauem Dress auf grünem Rasen war zweifelsfrei Olaf Thon. Dessen Karriere bewegte sich nach dem legendären Pokalfight im Parkstadion gegen den FC Bayern bekanntlich kometenhaft nach oben, für Michael Dier hingegen war der Zug Richtung Fußballprofi schon nach der Ankündigung, am Montag am Training der Profis mitzumachen, abgefahren.
Erst die Pflicht, dann die Kür: Im richtigen Leben läuft es häufig genauso wie auf dem spiegelglatten Eis. Nach der Einschulung erhielt der kleine Michael einen Spielerpass, der für einige Jahre in der Geschäftsstelle des FC Gladbeck an der Roßheide aufbewahrt wurde. Bis man höheren Orts auf den unermüdlichen Dauerläufer in der Braucker Defensive aufmerksam wurde. Schon als C-Junior schloss er sich dem FC Schalke 04 an. „Damals gab es noch nicht die professionelle Förderung wie heute, an Konzepte wie Sportinternate hat noch niemand gedacht“, diagnostiziert der Ur-Gladbecker. „Mein Sohn Henrik spielt seit einiger Zeit bei Borussia Dortmund. Im Vergleich dazu ging es damals geradezu amateurhaft zu.“
Kapitän der Schalker A-Junioren
Dennoch lief alles besser als erwartet, eine Zeit lang trug Michael Dier in der A-Jugend sogar die Armbinde, die ihn als Mannschaftskapitän auswies. Dass gerade im Hochleistungssport Glück und Pech eng zusammenliegen, erfuhr Dier im zweiten Jahr als A-Junior. „Morgen trainierst du bei den Profis mit“ wurde ihm beschieden, doch bei einem sonntäglichen Turnier zog er sich einen Innenbandriss zu. „Heute hat man diese Verletzung schnell im Griff, seinerzeit bedeutete das eine Pause von neun Monaten. Ich wollte so lange nicht pausieren, fing zu früh wieder an.“ Die Folge? „Das alte Niveau habe ich nicht mehr erreicht, ich wurde nur noch in der Zweiten eingesetzt“, erinnert sich Dier. Die Reserve der Schalker kickte an der alten Glückauf-Kampfbahn – überwiegend auf Asche. Das war Diers Ding nicht, einen Rückfall in alte FC-Zeiten kam für ihn dauerhaft nicht in Frage.
Michael Dier wechselte zum VfL Bochum II, unter dem späteren Verbandscoach Helmut Horsch spielte er in der dritthöchsten Klasse um Punkte. Nach zwei Jahren ging er zum SC Hassel. „Die acht Jahre am Lüttinghof waren schön, mit Preußen Münster oder Arminia Bielefeld hatten wir hochkarätige Gegner“, erinnert sich Dier. Nach dem SC-Abstieg aus der Oberliga Westfalen zog es ihn zum VfB Kirchhellen; hier traf er seinen einstigen Mitstreiter, Ex-Schalke-Profi Peter Ehmke, wieder, allerdings als VfB-Trainer.
Co-Trainer bei Rot-Weiss Essen in der Regionalliga
Als die Kirchhellener aus finanziellen Gründen einen Neubeginn in der Kreisliga starteten, schloss sich der mittlerweile 35-Jährige dem STV Horst-Emscher an. „Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe“, sagt Dier und lacht. „FC Gladbeck, SC Hassel, STV Horst - all’ diese Vereine gibt es nicht mehr, der VfB hat sich nur durch den Absturz noch gerettet.“
Und das Thema „Vereinsinsolvenz“ sollte ihn nicht los lassen. „Unter Waldemar Wrobel war ich Co-Trainer bei Rot-Weiss Essen. Durch Insolvenz ist RWE dann aus der NRW-Liga abgestiegen, beim Neustart in der Regionalliga war ich nicht mehr dabei.“ Gesundheitliche Probleme machten dem 50-Jährigen mehr und mehr das Leben schwer, eine chronische Entzündung der Gallengänge machte eine zweimalige Lebertransplantation notwendig: „Ich hoffe, dass die Krankheit nicht mehr zurückkommt.“
Daumen drücken für RWE und BVB
Nicht allein auf den Fußball blickt der bei der Stadt Gelsenkirchen tätige ehemalige Kicker mit der Gelassenheit eines Mannes zurück, den die Erfahrung gelehrt hat, was wirklich zählt im Leben. Im Fußball drückt er Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen die Daumen. Wie bitte, Borussia Dortmund? „Mein Sohn fühlt sich beim BVB richtig wohl.“