Gladbeck/Gelsenkirchen. . Der Gladbecker eSportler Tim Schwartmann (19) ist Fifa-Profi beim FC Schalke 04. Wie er Profi wurde und warum er nach drei Stunden das Spiel.
Tim Schwartmann denkt sich nichts Böses, als er am 24. Januar den Flughafen Düsseldorf betritt. Der 19-Jährige ist auf dem Weg nach Barcelona. Auf dem Weg zum FUT Champions Cup. Einem bedeutsamen eSport-Turnier. „Ich konnte es nicht so wirklich wahrhaben. Ich dachte, das wäre ein schlechter Scherz“, sagt er. Denn er ist Schalker. Durch und durch. Und einsteigen muss er in den Mannschaftsflieger von Borussia Dortmund.
Schwartmann stammt aus dem Gladbecker Süden
Tim Schwartmann, in der eSport-Szene besser bekannt als Tim Latka, ist FIFA-Profi beim FC Schalke 04. Er kommt aus dem Gladbecker Süden. Vinzenzschule. Dann Riesener-Gymnasium. Heute die Veltins-Arena. „Als ich ganz klein war, wollte ich natürlich auf dem Rasen stehen“, erklärt er. „Dass ich Schalke jetzt in einer anderen Form vertreten darf, ist für mich eine ganz tolle Geschichte.“
Angefangen hat alles damit, dass er auf der Konsole im virtuellen Fußballspiel „Fifa“ schlicht besser war als seine Gegner. Der Gladbecker: „Meine Freunde hatten wirklich keinen Spaß mehr, gegen mich zu spielen. Wir haben dann für mich kleine Hürden eingebaut. Selbst damit habe ich teilweise aber noch gewonnen.“ Deshalb meldet er sich im Februar 2016, kurz vor seinem Abitur, bei der Electronic Sports League (ESL) an. Um zu testen, wie gut er denn wirklich ist.
Schwartmann gewinnt 2016 den „Knappencup“
„Dass es dann so weit nach oben geht, hätte ich zu diesem Zeitpunkt niemals gedacht“, sagt Schwartmann. Locker sitzt er in der neu eingerichteten eSport-Area auf Schalke. Fans dürfen hier vor den Bundesligaspielen des Klubs gegen ihn antreten. Die Beine überschlagen, ein Wasser in der linken Hand und den anderen Arm entspannt gegen das Sofa gelehnt. Ein lässiger Typ.
Der FC Schalke richtet 2016 den „Knappencup“ aus. Der Verein will eine eSport-Abteilung einrichten. Sucht talentierte Spieler. Schwartmann setzt sich durch. „Seit diesem Tag ist es für mich professioneller geworden. Aus ‚Ein bisschen Taschengeld verdienen‘ entwickelte es sich dahin, dass es mein Job werden kann.“ Und das ist es geworden.
Kein klassischer Job, sondern eine Leidenschaft
Von montags bis donnerstags verbringt der Abiturient viel Zeit auf Schalke. Markenpräsenz, PR-Termine und natürlich Fifa. Richtig ernst, was das Zocken angeht, wird es am Wochenende: die Weekend-League. Eine Wochenendliga im Spiel Fifa 18. „Ich sehe den größten Teil nicht als klassischen Job an. Es ist meine Leidenschaft, die ich zum Beruf machen konnte“, sagt er. 40 Partien muss er am Wochenende spielen. Und möglichst alle gewinnen. Durchaus Druck.
„Viel mehr als zwei, drei Stunden kann man am Stück nicht Fifa spielen. Sonst ist die Gefahr sehr hoch, dass man verliert. Das dürfen wir uns nicht erlauben“, erklärt der Gladbecker. Sein großes Ziel: die Fifa-Weltmeisterschaft im Sommer. Um solche Ziele unterstützt von den Königsblauen zu verwirklichen, hat er vor gut einem Jahr sein Informatik-Studium aufgegeben.
Sogar die Lizenzspieler lassen sich Spieltipps geben
„Du kannst nicht mal eben auf einem so hohen Niveau Fifa spielen und nebenbei noch ein Studium machen. Ich musste nicht so lange überlegen. Da haben mir meine Eltern auch wieder viel geholfen. Das war der richtige Schritt“, blickt der eSportler zurück. Und noch etwas ist entscheidend.
„Jeder Spieler ist seine eigene Marke“, sagt Schwartmann. „Schalke macht eSport, um neue Leute zu erreichen. Dadurch haben wir einen gewissen Marktwert. Ich möchte das nicht immer nur auf mich beziehen, sondern auf die Leute, bei denen alles ankommt. Denn sie machen mich zu einer Marke.“ Spieltipps holen sich sogar die Lizenzspieler bei ihm ab. Sein wichtigster Rat aber lautet: „Spaß haben.“
Jahrhundertderby hat er im Schalke-Block erlebt
Als er in den Mannschaftsflieger des BVB einsteigt, denkt der Schalker auch an das Derby zurück. Das er im Block verfolgt. „Jeder Schalke-Fan hat da seine eigene Geschichte. Das war die pure Emotion. Wer da noch sagt, Fußball sei nur ein Sport, der war da nicht mit dabei im Block.“