Gladbeck. . Annika Drazek, Bobsportlerin aus Gladbeck, fliegt am Samstag, 3. Februar, zu den Olympischen Spielen. Vorher gab sie der WAZ noch ein Interview.

Ihr sportliches Talent hat einst Ursula Winterfeld entdeckt, eine dem TV Gladbeck verbundene Grundschullehrerin. Damals war Annika Drazek acht Jahre jung. Am Samstag, 3. Februar, besteigt die inzwischen 22-jährige Drazek in Frankfurt/Main einen Flieger mit dem Ziel Pyeongchang. Vor ihrer Abreise zu den Olympischen Winterspielen sprach WAZ-Redakteur Thomas Dieckhoff mit der hochdekorierten Bobsportlerin über die Perspektive Gold, Pilotin Stephanie Schneider und über ihre erste sportliche Liebe, die Leichtathletik.

Hallo Frau Drazek, sagt Ihnen der Name Willi Kaiser etwas?

Annika Drazek: Direkt am Stadion, da steht doch dieser Baum, die Kaiser-Eiche. Klar, das war der erste Gladbecker Olympiateilnehmer und der einzige Gladbecker Goldmedaillengewinner.

Annika Drazek hat gelernt, flexibel zu sein

Genau! Wird Kaiser auch nach den Spielen in Pyeongchang der einzige Gladbecker Olympiasieger sein?

© BLESKEN, Falk

Gold ist nicht das Ziel. Die Nordamerikanerinnen sind schließlich sehr stark, auch wenn wir sie ein paar Mal gut ärgern konnten. Wir haben keinen Medaillendruck, vielmehr heißt es, mal schauen, was nach einer guten Saison bei den Spielen so geht. Die Bronzemedaille zu holen, das wäre mein absoluter Wunsch. Aber ich will nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt.

Sie sind fünfmal in dieser Weltcup-Saison gestartet und haben mit drei verschiedenen Pilotinnen stets einen Podiumsplatz geholt. Inzwischen steht fest, dass Sie mit Stephanie Schneider starten werden. Wäre es nicht besser gewesen, die Teams schon früher festzulegen, um sich optimal aufeinander einzustellen zu können?

Das muss mir egal sein. Ich bin ja seit zwei Jahren in keinem festen Team drin. Und in den vier Jahren, in denen ich das erst mache, ist mir beigebracht worden, flexibel zu sein. Gut ist, dass wir uns im kompletten Frauenteam verstehen.

Drazek war schon zweimal in Pyeongchang

Charakterisieren Sie doch bitte mal die Pilotin Stephanie Schneider!

Die geht volle Pulle, man merkt sofort, die will, die hat Bock. Stephanie war in diesem Winter immer vorne mit dabei, von den Rennen in Whistler und Altenberg, wo sie jeweils nicht durchgekommen ist, einmal abgesehen. Sonst hat sie sich gut verkauft.

Auch bei den Trainingsfahrten in Pyeongchang? Wie oft waren Sie eigentlich schon da, um die Bahn kennenzulernen?

Zweimal, im März anlässlich des Weltcups und bei der internationalen Trainingswoche im Oktober des vergangenen Jahres. Und ja, zuletzt ist Stephanie dort im Training ziemlich gut gefahren.

Einkleidung der Olympioniken fand in München statt

Was steht vor der Abreise noch an?

Training. Außerdem Familie und Treffen mit meinen Freunden und meinem Freund. Und dann geht’s auch schon los.

Spüren Sie denn schon eine gewisse Anspannung?

Es ist noch nicht so krass. Bei der Einkleidung in München hat es aber ein bisschen angefangen.

Drazek verfolgt nach wie vor die Leichtathletik

Hätten Sie eigentlich vor fünf Jahren auch nur daran gedacht, mal an Winterspielen teilzunehmen?

Nee. Wer wechselt schon die Sportart? Ich war ja auch als Leichtathletin erfolgreich. Allerdings hat mein Trainer Heiner Preute schon 2011, 2012 davon gesprochen, dass wir mal Bob machen könnten, wenn es in der Leichtathletik vielleicht nicht so klappt.

Verfolgen Sie denn noch das leichtathletische Geschehen?

Klar, aber nicht mehr so krass intensiv wie früher. Dafür fehlt mir ein bisschen die Zeit. Und Heiner hält mich auf dem Laufenden, was so beim TV passiert.