Annika Drazek gewinnt mit Pilotin Stephanie Schneider nicht nur den EM-Titel, sondern triumphiert im Weltcup und stellt einen Startrekord auf.

Was Wimbledon für Boris Becker war, wird Innsbruck-Igls immer mehr für Annika Drazek. Auf der Strecke, auf der sie 2016 Weltmeisterin wurde, feierte Deutschlands beste Anschieberin ihren dritten EM-Titel in Folge – diesmal mit Pilotin Stephanie Schneider. Auch den Weltcup auf der Olympiabahn von 1976 – der parallel ausgetragen wurde und aus dem die kontinentalen Teams für die EM-Wertung herausgerechnet wurden – gewann das Duo. Außerdem knackten Drazek und Schneider den von Weltmeisterin Elana Meyers Taylor vor dreieinhalb Jahren aufgestellten Startrekord.

Zum ersten Mal schob Annika Drazek den Bob von Stephanie Schneider – die gemeinsam mit Lisa Marie Buckwitz bereits vergangene Woche in Winterberg den Weltcup gewann – an. Mit Erfolg. Das Duo war nicht zu schlagen und distanzierte die Kombination Mariama Jamanka, mit der Drazek bisher gestartet war, und Lisa Marie Buckwitz um 0,37 Sekunden. Auf den dritten Platz bei den Europameisterschaften fuhr mit Anna Köhler und Ann-Christin Strack (+0,75 Sekunden) der dritte deutsche Bob. In der Weltcup-Wertung schob sich Elana Meyers Taylor auf den zweiten Rang (+0,36 Sekunden).

„Ich denke, sie haben das Maximale aus dem Rennen herausgeholt. Deshalb habe ich mich auch riesig gefreut“, sagte Heiner Preute, Heimtrainer von Annika Drazek beim TV Gladbeck. Auch Drazek ließ der Freude freien lauf, schrie ihre Emotionen im Ziel förmlich heraus. Den Grundstein auf dem Weg zum Titel, den Drazek bereits 2016 und Anfang diesen Jahres gewonnen hatte, legte der deutsche Bob am Start. „Annika hat von dieser Starterbahn profitiert“, sagte Heiner Preute. Von vorne bis hinten sei es dann eine runde Geschichte geworden. „Natürlich ist Annika auch mit positiven Erinnerungen, wie dem Weltmeistertitel den sie auf dieser Bahn gewonnen hat, nach Innsbruck gefahren“, beschrieb Preute das besondere Verhältnis von Drazek zu Innsbruck.

Olympia in Südkorea fest im Blick

Dass es mit Stephanie Schneider funktionieren würde, daran hatte Preute keinen Zweifel. „Im Training sind sie schon mal zusammen gefahren. Von daher war es kein absolutes Neuland. Der Rhythmus ist auch bei fast allen ähnlich, da kann man sich schnell drauf einstellen“, so Drazeks Heimtrainer.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele in Südkorea im Februar sei der erneute Gewinn des Europameistertitels ein enormer Motivationsschub. „Jetzt sind alle Kombinationen ausprobiert, am Freitag geht es um die finale Qualifikation“, erklärte Preute. Dann steht der Einzelanschubtest in Oberhof an. „Danach liegen alle Fakten auf dem Tisch und es wird darüber nachgedacht, wie es in die zweite Saisonhälfte geht“, so Preute. Die letzte Entscheidung fällt Bundestrainer René Spies, der den deutschen Dreifacherfolg bei den Europameisterschaften als „eine Etappe für Olympia“ beschrieb und betonte: „Wir arbeiten aber weiter an unseren Schwachstellen.“

Zu Gast bei den Sportlern des Jahres

Annika Drazek darf aber zumindest für einen kurzen Moment genießen. Am Sonntagabend war sie in Baden-Baden bei der Ehrung von Deutschlands Sportlern des Jahres zu Gast – danach richtet sich der Blick auf die Entscheidung in Oberhof. Ein dritter EM-Titel in Folge, ein Weltcupsieg und einer neuer Startrekord sind keine schlechten Argumente.