Gladbeck. Karl-Heinz und Jürgen Pia blieben immer ihrem Verein treu. Die Biographie der beiden trägt Merkmale, wie sie typisch für den „Kohlenpott“ sind.

  • Die Brüder Karl-Heinz und Jürgen Pia feierten viele Erfolge mit dem Verein aus dem Gladbecker Norden
  • Beide Karrieren weisen typische Merkmale für die Kicker im Ruhrgebiet in den 1950er bis 1970er Jahren auf
  • Auch im Nachwuchsbereich feierten die Pia-Brüder als Trainer zahlreiche Erfolge

Im Fußballkreis Gladbeck hat der Name einen ausgesprochen guten Klang und wird wohl für immer in einem Atemzug mit dem SV Zweckel genannt werden. Hinter dem Namen „Pia“ verbergen sich gleich zwei Kicker: Karl-Heinz und Jürgen stehen für die Zeit, in dem der Klub aus dem hohen Norden der Stadt unumstritten die Nummer eins war. Beider Biographie trägt Merkmale, wie sie eben typisch für den „Kohlenpott“ sind. Doch der Reihe nach.

„Unser Vater Karl hat uns beide 1952 beim SVZ angemeldet,“ erinnert sich der 16 Monate ältere Karl-Heinz. „Ich durfte mit gerade mal sechs Jahren schon spielen, mein Bruder Jürgen war mit vier Jahren noch zu jung.“ Ihr erster Trainer war der eigene Vater, in der Fußballszene nicht unüblich. Dennoch: „Unser Vater war ein richtig guter Fußballer, verlor jedoch im Krieg das rechte Bein. Nach dem Krieg arbeitete er auf der Zeche Zweckel, oftmals 16 Stunden am Tag; im Winter wurde er manchmal mit dem Schlitten zur Arbeit gezogen.“

Schüler-Meister im Mommsenstadion in Berlin

Beim SVZ durchliefen die beiden torgefährlichen Kicker alle Stationen, „unsere Mannschaft war im Grunde eine Straßenmannschaft Bohnekampstraße,“ so Jürgen. Beruflich ging´s auch in die gleiche Richtung, beide erlernten das Handwerk des KFZ-Mechanikers, Jürgen bei Opel Raupach, Karl-Heinz bei VW-Schubert. Danach jedoch wurde, wie es sich im Revier so gehört, die Ruhrkohle AG zum Brötchengeber. Jürgen avancierte zum kaufmännischen Leiter der Zentralwerkstatt Zweckel, Karl-Heinz absolvierte die Prüfung zum Industriemeister, wurde Ausbilder und Sportlehrer an der Bergbau-Berufsschule.

Das erste sportliche Highlight erlebten die Zweckeler Jungs in der geteilten Hauptstadt Berlin. „Wir wurden Schüler-Meister,“ so Karl-Heinz, „und spielten im Mommsenstadion in Charlottenburg bei einem Turnier. Zudem durften wir uns im Olympiastadion eine Partie der Schülernationalelf gegen England ansehen.“ Auf den Rängen 75000 Zuschauer, auf dem Rasen der Gladbecker Bodo Bader, seinerzeit ein Top-Verteidiger in Diensten des SuS Rosenhügel.

Großes Lob für „Jule“ Ludorf

Schon mit 19 Jahren streifte sich der torgefährliche Mittelfeldakteur Karl-Heinz zum ersten Mal das Trikot der „Ersten“ über. Die Premiere gelang, im Spiel gegen den SuS Rosenhügel verurteilte er den Ex-Vertragsspieler Dieter Kress zur völligen Wirkungslosigkeit. Die ersten Trainer waren keine geringeren als die Schalker Paul Matzkowski und Otto Schweisfurth. Sein Urteil: „Es waren gute Trainer, aber der beste, den wir je hatten, war Julius „Jule“ Ludorf.“ Der hatte sogar Eingang in das berühmte Notizbuch von Sepp Herberger gefunden, sagte eine Berufung aber wegen privater Verpflichtungen ab.

Beide Pias trafen für ihren SVZ nach Belieben; Jürgen als robuster „Brecher“ in vorderster Front, Karl-Heinz als offensiver Mittelfeldstratege. In einer Partie wurde jedoch die brüderliche Harmonie auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. „Mein Kopfball senkte sich schon über den gegnerischen Keeper ins Tor, doch Jürgen wollte ihn per Hinterkopf noch veredeln und köpfte das Leder noch übers Tor,“ erinnert sich Karl-Heinz an den Fauxpas des Jüngeren. Während dieser seine Karriere bei den Altherren ausklingen ließ, bedeutete für Karl-Heinz eine schwere Verletzung („Gabelsprengung“) das vorzeitige Aus im Alter von nur 26 Jahren. Entgegen aller Prognosen („Du wirst nie wieder richtig laufen können.“) schaffte Karl-Heinz dank der beharrlichen Arbeit von Willi Schröder aus dem Gesundheitshaus Scholven die Rückkehr auf den Rasen, allerdings als Trainer. „Ich habe als C-Jugend-Coach begonnen und habe die Truppe in die höchste A-Jugend-Liga geführt.“

Entscheidungsspiel in Dülmen sichert Klassenerhalt

Der Ruf, die SVZ-Erste zu betreuen, kam zwangsläufig, jedoch in einer höchst prekären Situation. „Wir waren in der Landesliga so gut wie abgestiegen. In Dülmen kam es zu einem Entscheidungsspiel gegen Preußen Münster.“ Ein nicht enden wollender Autokorso setzte sich Richtung Dülmen in Bewegung - ein lohnender Ausflug: „Wir haben 5:3 gewonnen und die Klasse erhalten.“ Fünf Jahre lang blieb er beim SVZ an der Seitenlinie, weitere Engagements für den Inhaber der A-Lizenz erfolgten beim BV Rentfort und Hansa Scholven.

Viele Erfolge als Jugendtrainer

Seine eigentliche Berufung sah Pia jedoch alsbald als Trainer des Nachwuchses. Als Übungsleiter des Fußballkreises 12 führte er diesen zur Westfalenmeisterschaft, mit dem SC Hassel und der Jugend von Rot-Weiß Oberhausen heimste er viele Titel ein. In all den Jahren blieben beide Pias ihrem SV Zweckel treu, was heutzutage eher selten ist.