Walter Pietzka beerbt Hartmut Knappmann als Vorsitzender des Stadtsportverbandes. Er will den Individualsportlern künftig eine Stimme geben.

  • Walter Pietzka tritt die Nachfolge von Hartmut Knappmann als Vorsitzender des Stadtsportverbandes an
  • Der langjährige Mitarbeiter der Sparkasse möchte den Individualsportlern eine Stimme geben
  • Drei grundlegende Themen will Pietzka in der nächsten Zeit anpacken und bewältigen

Einem Sportverein gehört er nicht an. Ungeachtet dessen leitet Walter Pietzka seit Anfang April den Gladbecker Stadtsportverband (SSV). Der Nachfolger von Hartmut Knappmann möchte unter anderem Individualsportlern zukünftig eine Plattform bieten und eine Stimme geben und den SSV noch stärker als Dienstleister ausrichten.

Walter Pietzka ist den Gladbeckerinnen und Gladbeckern eigentlich als „Mr. Sparkasse“ bekannt. Sein gesamtes Berufsleben hat Pietzka, der in Stadtmitte aufwuchs und aus einer sozialdemokratisch-gewerkschaftlich orientierten Familie stammt, schließlich bei „seiner“ Sparkasse Gladbeck verbracht.

Karriere bei der Sparkasse

Angefangen hatte er als Lehrling, zuletzt war er Mitglied des Vorstandes. Ende des vergangenen Jahres verabschiedete sich Pietzka im Alter von 62 Jahren in den Ruhestand - mit klaren Vorstellungen: „Ich werde die nächsten Jahre nicht auf der Couch vor dem Fernseher verbringen, sondern mich ehrenamtlich engagieren.“

Gesagt, getan. Walter Pietzka ist seit kurzem Beisitzer im Förderverein des Kotten Nie. Außerdem stellte er sich Anfang April in der Hauptausschusssitzung des Stadtsportverbandes als dessen Vorsitzender zur Wahl. Mit Erfolg. Auch oder obwohl er keinem Sportverein angehört.

Marathon unter drei Stunden

„Sport“, betont Pietzka im Gespräch mit der WAZ, „hat mich ein Leben lang begleitet.“ Als Junge hat er Fußball gespielt. Später entdeckte er seine Leidenschaft fürs Radfahren und für das Laufen. Marathonmann ist er geworden, mit einer äußerst passablen Bestzeit von 2:56 Stunden. Inzwischen machen die Knie aber nicht mehr so mit – und deshalb schwingt er sich heutzutage lieber aufs Rad.

Da geht es lang: Walter Pietzka hat sich klare Ziele gesteckt.
Da geht es lang: Walter Pietzka hat sich klare Ziele gesteckt. © Thomas Gödde

Vielleicht aus den selbst gesammelten Erfahrungen als vereinsloser Langläufer und Radfahrer möchte sich Pietzka den vielen Individualsportlern zuwenden. „Die brauchen ein Sammelbecken und eine Stimme“, ist der neue Chef des Stadtsportverbandes überzeugt. Für diese Aktiven möchte der SSV Lobbyfunktionen übernehmen. Zugleich möchte er, so wünscht es sich zumindest Pietzka, diese Sportler als Mitglieder für die Vereine gewinnen: „In unseren Sportvereinen wird nämlich Tolles geleistet.“

Pietzka denkt an kleinere Klubs

Weil Vereinsarbeit aber immer mehr Professionalität verlangt – man denke nur an viele rechtliche und wirtschaftlich Aspekte, die es zu beachten gilt – zugleich aber immer weniger Menschen bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren, stelle sich, so Walter Pietzka, die Frage, „ob der Stadtsportverband nicht stärker als Dienstleister agieren muss?“ Dabei denkt er zuerst an die kleineren Klubs. „Der VfL Gladbeck braucht mit seinen 4000 Mitgliedern natürlich keinen Stadtsportverband als Dienstleister.“

Welchen Herausforderungen muss sich darüber hinaus der SSV und der Gladbecker Sport in den nächsten Jahren stellen? „Das dominierende Megathema gibt es nicht“, antwortet Pietzka und verweist vielmehr auf drei grundlegende Themen. Der SSV-Chef: „Die Integration steht auf der Tagesordnung. Was der Sport in diesem Bereich leistet, ist gut. Und doch hat es zum Beispiel überhaupt nicht geklappt, türkischstämmige Mädchen in den Sport zu integrieren.“

Bewegungsmangel bekämpfen

Ferner sei „die Integration von Bürgern, die mit dem Begriff Flüchtlinge bezeichnet werden“ eine Aufgabe, die angegangen werden müsse. Und schließlich gelte es, den Bewegungsmangel insbesondere bei jungen Menschen zu bekämpfen. „Das“, sagt Pietzka zu letztgenannten Punkt, „ist ein riesen Themenfeld, bei dem es gilt, die Schulen mit einzubeziehen.“

Im Gespräch mit der WAZ gibt sich Walter Pietzka als Anhänger des Leistungssports zu erkennen. „Leistungssport ist nicht unwichtig, er ist der Katalysator für den sogenannten Breitensport.“