Gladbeck. . Rudolf Schonhoff, der seit 1989 in Gladbeck lebt, hätte in den 70er Jahren Profi bei Schalke 04 werden können. Er entschied sich jedoch dagegen.

Was haben Rudolf Schonhoff und Weltmeister Mesut Özil gemeinsam? Im „Millionärsquiz“ von Günter Jauch wäre das sicherlich keine Frage, die den Kandidaten zu Beginn der Frageserie erwartet.

Die richtige Antwort lautet: Beide haben eine königsblaue Vergangenheit und schnürten für eine gewisse Zeit ihre Fußball-Stiefel für den FC Schalke 04. Und beide lernten das Kicken als „Straßenfußballer“ im „Käfig“ an der Olgastraße in Bismarck.

1989 in Gladbeck heimisch geworden

Rudolf Schonhoff beim Besuch der WAZ-Redaktion. Er hat sein Buch „Mythos Schalke“ mitgebracht. Darin hat er Erinnerungen, Fotos, Anekdoten und Zeitungsberichte aus seiner aktiven Zeit gesammelt.
Rudolf Schonhoff beim Besuch der WAZ-Redaktion. Er hat sein Buch „Mythos Schalke“ mitgebracht. Darin hat er Erinnerungen, Fotos, Anekdoten und Zeitungsberichte aus seiner aktiven Zeit gesammelt. © Mengedoht

„Meine Familie hatte es arbeitsbedingt 1954 vom Emsland ins Ruhrgebiet verschlagen“, erinnert sich Schonhoff. „Ich war noch keine zwei Jahre alt.“ Im Stadtteil Bismarck pöhlten die Kinder in der Freizeit bis zum Eintritt der Dunkelheit. Schonhoff, der seit 1989 in Gladbeck zu Hause ist, sagt: „Irgendwann wollten wir mal auf einem richtigen Fußballplatz mit einem echten Lederball spielen.“

Gesagt getan. Zusammen mit seinen Mitstreitern landeten die Jungkicker auf einem Nebenplatz der Glückauf-Kampfbahn. „Ein Mann im blauweißen Trainingsanzug schoss einen Lederball in die Luft, auf den wir uns sofort regelrecht stürzten“, so der vor kurzem in den Ruhestand getretene Immobilienkaufmann.

Berni Klodt entdeckt Rudolf Schonhoff

Der Mann im blauweißen Dress war Berni Klodt, seinerzeit als Schalkes Bester fester Bestandteil der deutschen WM-Mannschaft, die das Wunder von Bern perfekt gemacht hatte. „Vier Jungen wurden zum Training eingeladen, von einem Tag auf dem anderen war ich bei den Schalker Knaben.“ So ging Casting damals.

„17 Jahre als aktiver Fußballer des FC Schalke 04“, zeigt sich der bald 65-Jährige voller Stolz und präsentiert eine interessante Statistik. „Mit 17 Jahren stehe ich im Ranking als Aktiver wahrscheinlich hinter Manuel Neuer und Klaus Fichtel, aber noch vor Joel Matip und auf gleicher Stufe mit Kaan Ayhan.“ Eine Reihenfolge mit hohem Haltbarkeitsdatum, da die beiden Letztgenannten nicht mehr für Königsblau spielen.

Arbeitgeber stellt ihn für Messepokalspiel nicht frei

Von den Knaben über die Schüler bis zu den A-Junioren durchlief Schonhoff alle Stationen. Wenig später erfuhr der mittlerweile 19-jährige Kicker, dass mit dem Spielerpass auch die Berechtigung für die Lizenzmannschaft gegeben war. „Im Messepokal, später der UEFA-Pokal, sollte ich für die Begegnung mit Racing Straßburg nominiert werden, von meinem Arbeitgeber bekam ich aber keine Freistellung.“

Seine sportliche Heimat wurde die 04-Amateurmannschaft. Vor der Saison 1975/76 erhielt Schonhoff aber einen Anruf. Man bat ihn, mit ins Trainingslager der „Ersten“ nach Warendorf zu fahren. Mittlerweile trainierte Max Merkel die Schalker, assistiert von Friedel Rausch. „Im Trainingsspiel gegen SuS Warendorf habe ich den verletzten Rolf Rüssmann vertreten.

In einer Mannschaft mit Fischer, Fichtel und Bongartz

Bei der Saisoneröffnung im Parkstadion hieß der Gegner Slavia Prag. Schonhoff nahm auf der Ersatzbank Platz. Und erinnert sich: „Nach knapp zehn Minuten schickte mich Rausch zum Warmmachen, in der 18. Minute betrat ich den Rasen beim Stande von 0:2.“ Das Spiel endete 4:4. Teamgefährten waren Erwin Kremers, Klaus Fischer, Klaus Fichtel, Hannes Bongartz und Norbert Elgert.

In die Saison starteten die Schalker mit einem 1:4 gegen den Hamburger SV. Danach stand ein Test bei Rapid Wien auf der Agenda. Merkel, Rausch und Manni Kreuz, der Trainer der Amateure, hatten die gute Vorstellung des ins kalte Wasser geworfenen Vorstoppers noch vor Augen und baten ihn, beim Auftritt in der österreichischen Metropole mitzuwirken. „In der Kabine im Praterstadion war für mich die 4 vorgesehen, ich spielte also in der Startelf.“ Und hier wartete als Gegenspieler kein Geringerer als die „Ösi-Legende“ Hans Krankl.

Gegen Duisburg schaltet Schönhoff Seliger aus

1963 war Rudolf Schonhoff (oben 3. v. li.) Kapitän der Schalker Knabenmannschaft.
1963 war Rudolf Schonhoff (oben 3. v. li.) Kapitän der Schalker Knabenmannschaft. © Mengedoht

Wieder stimmte die Leistung, sogar ein Profivertrag winkte. „Ich habe Ede Lichterfeld und Günter Siebert aber signalisiert, dass ich mit meinem Beruf sehr zufrieden sei.“ Im folgenden Spiel gegen den MSV Duisburg stand Schonhoff wieder in der Startelf, diesmal musste er Nationalspieler Rudolf Seliger neutralisieren. Mit Erfolg, Schalke gewann mit 5:1.

Es folgte noch eine Einwechslung gegen Eintracht Braunschweig, dann - Rolf Rüßmann und Ulrich van den Berg waren wieder fit - ging´s zurück zu den Amateuren.

Vorstopper hat königsblaues Blut in den Adern

Beruflich stark eingespannt ließ sich Schonhoff später doch noch einmal reaktivieren und sorgte mit guten Mitstreitern dafür, dass der TSV Feldhausen ein bis heute nie wieder erreichte Glanzzeit erlebte. „Es hat Spaß gemacht, aber die 17 Jahre Schalke sind nicht zu toppen,“ bekennt Rudolf Schonhoff, der hünenhafte Vorstopper mit königsblauem Blut in den Adern.

P.S.: Vor ein paar Monaten erreichte ihn ein Brief aus dem hessischen Hattersheim. Ein Fußball-Fan und leidenschaftlicher Autogrammjäger bittet darin den Gladbecker um seine Unterschrift, auf einem Porträt signiert. Beigefügte Bitten des Autogrammsammlers: „Möglichst nicht ins Gesicht schreiben“ und „Bitte den Filzstift mit zurücksenden!“