Gladbeck. . 15 Jahre lang waren sie für die Jugendfußballer des BV Rentfort verantwortlich. Jetzt haben Hubert Hengstermann und Joachim Tautz tschüss gesagt.
Dass ein leibhaftiger Weltmeister, der beim legendären 7:1-Kantersieg über Gastgeber Brasilien mitwirkte, für einige Monate nach seiner Pfeife auf roter Asche bewegte - dieser Traum dürfte für die meisten Jugendtrainer dieses Landes eine fußballerische „Fata Morgana“ bleiben. Für Hubert Hengstermann ist dieser Traum in Erfüllung gegangen.
Hengstermann, seines Zeichens knapp 15 Jahre Leiter der Jugendabteilung des BV Rentfort, hat nun Schluss gemacht. Und mit ihm sein Stellvertreter Joachim Tautz.
Weltmeister Julian Draxler stammt aus Rentfort
Bei den Mini-F-Junioren des BVR unternahm der spätere Weltmeister Julian Draxler unter der Regie von Hubert Hengstermann seine ersten fußballerischen Gehversuche. „Jules“ weitere Entwicklung in der Knappenschmiede bis hin zum Maracana-Stadion dürfte den geneigten Lesern nicht verborgen geblieben sein.
Seit April 1993 war Hengstermann im BV-Jugendbereich tätig. Als Schichtmeister bei BP wie als Feuerwehrmann bei der Ineos-Werkfeuerwehr war es für Hengstermann wie für Tautz nicht immer leicht, die vielen Termine unter einen Hut zu bringen. Dennoch: „Wir haben hier beim BV immer alle Altersstufen besetzt, von den Minis bis zur A-Jugend“, blicken beide voller Stolz zurück. Ihr Credo: „Qualität geht vor Quantität!“
Qualität der Trainer war und ist entscheidend
Im Klartext: „Wir haben darauf geachtet, dass immer ein ordentlicher Trainingsablauf von den Platzkapazitäten möglich ist. Ob das bei fünf F-Junioren-Teams noch gewährleistet ist, halte ich für eine Illusion“, so Tautz. „Und ganz entscheidend war und bleibt für den BV die Qualität der Trainer.“
In diesem Punkt gab es für das Leitungsduo und den Jugendvorstand keine Kompromisse: „Lieber eine Altersstufe abmelden als mit einem unzuverlässigen und uninspirierten Trainer die Saison zu Ende zu spielen.“
2008/2009 bekam der Klub einen Kunstrasenplatz
Die gute Performance der Abteilung allein der Tatsache zuzuschreiben, dass man an der Hegestraße über Kunstrasen verfügt, verweisen beide ins Reich billiger Polemik.
Hengstermann: „Auch mit dem miserablen Ascheplatz gehörte unsere Abteilung zu den besten der Stadt. Und die Umbauphase vom Sommer 2008 bis Anfang Mai 2009 mit den Provisorien ASV-Platz und Albert-Schweitzer-Sportanlage hat uns nur noch weiter zu einer Einheit werden lassen.“
18 Eigengewächse stehen im Kader der Ersten
Das unbestechliche Qualitätssiegel einer jeden Jugendarbeit ist die Durchlässigkeit nach oben. „Von den etwa 20 Spielern des aktuellen Bezirksliga-Kaders sind 18 Eigengewächse“, bilanziert Tautz voller Stolz.
Von der D-Jugend an verfolgen alle Jugendtrainer auch so etwas wie eine einheitliche Spielphilosophie. „Unser früherer Trainer Frank Frye hat hier klasse Arbeit geleistet“, blickt Hengstermann zurück. „Raumdeckung und Viererkette statt Libero und Manndeckung ist Standard.“
Ein einziges Erfolgsrezept gibt es wohl nicht
Nicht nur in diesem Punkt ziehen Jugendabteilung und BVR-Fußball-Vorstand um Gregor Wirgs und Christian van Doorn an einem Strang. Ein weiterer Punkt, den Hengstermann hervorhebt: „Die Mitgliedsbeiträge bleiben niedrig, und unsere Spieler erhalten kein Geld. Wo stehen denn heute all´ die Vereine, die mit Macht und vor allem mit viel Geld nach oben wollten und eine Zeit lang über uns standen?!“
Das eine Erfolgsrezept gibt es sicherlich nicht. Tautz, der auch Pressewart ist: „Unsere Werbung und Medienpräsenz kann sich sehen lassen. Als an der Berliner Straße neu gebaut wurde, sind wir mit Handzetteln dort Klinken putzen gegangen. Auch unsere Homepage wird gut gepflegt.“
Hubert Hengstermann lobt das Team des BV Rentfort
Jugend-Chef a. D. Hengstermann hebt das tolle Team der Abteilung hervor, „Auf alle war und ist 100-prozentig Verlass.“ Und: „Fußballvorstand und Jugendabteilung ziehen an einem Strang. Wenn man hier die Anlage betritt, stehen der Spaß am Fußball, Fairness und Disziplin im Mittelpunkt. Das vermitteln wir hier beim BV Rentfort. Politik, Nationalität oder Religion spielen keine Rolle.“