Tim Tersluisen war im vergangenen Jahr beim Ruhrmarathon der schnellste weiße Läufer. Am Sonntag kann der Student der Elektrotechnik, der für den VfL läuft, infolge einer Verletzung nicht an den Start gehen

Tim Tersluisen hätte am Sonntag wie in den Jahren zuvor liebend gerne am Ruhrmarathon teilgenommen, der durch seine Heimatstadt führt. Eine Verletzung zwingt das Mitglied des VfL Gladbeck jedoch zum Zuschauen. Foto: Archiv, WAZ
Tim Tersluisen hätte am Sonntag wie in den Jahren zuvor liebend gerne am Ruhrmarathon teilgenommen, der durch seine Heimatstadt führt. Eine Verletzung zwingt das Mitglied des VfL Gladbeck jedoch zum Zuschauen. Foto: Archiv, WAZ © WAZ

Tim Tersluisen ist der erfolgreichste Marathonläufer Gladbecks. Seine Bestzeit über die klassische Distanz von 42,195 km liegt bei 2:39,05 Stunden. Beim Ruhrmarathon 2007 war er mit 2:45,28 Stunden schnellster Weißer, im Gesamteinlauf wurde er Siebter. Am Sonntag kann das VfL-Mitglied jedoch nicht teilnehmen. Tersluisens linker Unterschenkel schmerzt "dank" einer Knochenhautentzündung bei jedem Schritt.

Seit neun Jahren ist der 31-Jährige mittlerweile auf der Marathonstrecke aktiv. "Früher war ich ziemlich unsportlich. Erst beim Bund fing ich an, mich für Bewegung zu interessieren", erinnert sich Tersluisen. In der Schule hatte es bei Bundesjugendspielen oft nicht einmal für eine Siegerurkunde gereicht.

1997 verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundeswehr und wurde zum Reserveoffizier ausgebildet. Im Zuge dessen lernte er auch den Umgang mit körperlichen Belastungen. Zwei Jahre später lief er seinen ersten Marathon. "Wettkampfaspekte waren mir damals egal, mich reizte vor allem die Herausforderung", sagt der Gladbecker.

Mittlerweile studiert Tersluisen Elektrotechnik, nebenher arbeitet er in Adi's Sportstube in Gladbeck. Anfang 2004 holten ihn Bekannte zum VfL, für den er bis heute startet. Am 10. Oktober 2004 verbesserte er sich beim Marathon um den Baldeneysee auf 2:40:52 Stunden. "Danach", so der VfLer, "habe ich angefangen, Marathonlauf als Leistungssport zu betreiben." Seit dieser Zeit trainiert er sechsmal in der Woche. Betreuung durch einen Trainer benötigt er nicht. Seine Pläne schreibt er selbst, alle Entscheidung trifft er in Eigenregie. Das nötige Wissen dazu wurde ihm zunächst beim Bund vermittelt, das Übrige brachte er sich selbst bei.

Im Winter kommt Tersluisen im Training auf ein Wochenpensum von 100 bis 110 Kilometer, in der direkten Wettkampfvorbereitung sind es bis zu 130 Kilometer. Normalerweise benötigt er dabei im Schnitt 3:45 bis 3:48 Minuten auf 1000 Meter. Im Jahr bestreitet er bei zwei bis drei Wettkämpfe über die volle Marathondistanz. Testläufe über 10 oder 20 km, wie sie bei Marathonläufern in der Vorbereitung üblich sind, absolviert er für sich alleine, nicht bei offiziellen Veranstaltungen. Das hat einen einfachen Grund. "Ich möchte verhindern, das Konkurrenten meine aktuelle Leistungsfähigkeit einschätzen können", sagt das VfL-Mitglied. Viele Läufer nutzten solche Informationen, um sich im Wettkampf einen Vorteil zu verschaffen. "Manche hängen sich an mich, weil sie wissen, dass ich in etwa ihr Tempo laufe." Wird man einmal als ernsthafter Konkurrent wahrgenommen, hat man es nicht leicht. Mehrmals schon wurde Tersluisen sogar von den Radbegleitungen seiner Gegner behindert: "Es ist hart, wenn dir ein paar Kilometer vor dem Ziel jemand pausenlos vorhält, wie erschöpft du aussiehst."

Seine persönliche Bestzeit von 2:39,05 Stunden stellte er anno 2007 in Duisburg auf. Spätestens im nächsten Jahr möchte er diese verbessern. Trotz seiner guten Leistungen startete er bisher nur in Deutschland. "Mein Traum wäre es, einmal in New York oder Boston anzutreten," sagt er. Seinen letzten Marathon bestritt Tersluisen am 15. März in Steinfurt. Trotz der für seine Verhältnisse nur mäßigen Zeit verteidigte er seinen Titel als Westdeutscher Meister der Altersklasse M 30.