Gladbeck. . Die Kanufreunde Wiking begrüßten anlässlich ihres 33. Gladbecker Kanuslaloms rund 200 Sportlerinnen und Sportler.

Eigentlich schade, dass die Lippe nicht durch Gladbeck fließt. Dann hätten nämlich auch die Bürger unserer Stadt vor Ort die oft mitreißenden Kämpfe von ganz jungen, aber auch schon betagteren Athleten gegen die Urgewalten von Stromschnellen und Strudeln erleben können. So allerdings wanderte der Kanu-Club Wiking Gladbeck wieder mal nach Dorsten aus, um seinen Kanuslalom auszurichten.

Großartige Leistungen

Auf ihren 220 Kilometern von Bad Lippspringe bis zur Mündung bei Wesel ist die Lippe oft sehenswert, bisweilen etwas träge, manchmal aber wirklich wild und schäumend. Vor über 30 Jahren (es war die 33. Ausrichtung des Rennens) machten die Wikinger aus Gladbeck dieses besonders wilde Stück Lippe aus, das lange in einem landschaftlichen Idyll lag, bevor ebenso wilde Verkehrsplaner eine Riesenbrücke für die A 31 über das verträumte Stückchen Land und Wasser schlugen.

Aber was stört schon eine Autobahnbrücke, wenn man sich ohnehin auf das Wildwasser konzentrieren muss? Und Konzentration ist eine der Komponenten für den Erfolg. Die anderen: Kraft, Ausdauer und ungeheuere Körperbeherrschung. Denn der Tanz zwischen den Stangen, die insgesamt zu durchfahrende 19 Tore ausmachen, hat was von einer Kombination aus Schlangenbeschwörung und Turnkür. Iris Schulz, eine von zahlreichen Zufalls-Passantinnen und Passanten, blieb fasziniert stehen. „Wie lange braucht man wohl, um diese 600 oder 700 Meter runter zu fahren? Fünf Minuten, sechs Minuten?“ Und als sie diese Frage stellte, hatte sie noch nicht gesehen, dass sechs Tore gegen die Strömung zu fahren waren. Spitzenkanuten wie Tim Bremer aus Gladbeck, Deutscher Vizemeister bei der Jugend, braucht keine fünf, sechs Minuten, sondern exakt 97 Sekunden.

Einen freute das natürlich besonders. Denn der Vorsitzende des Verein, Thorsten Bremer, ist sein Vater: „Ja, das hat er toll gemacht!“ Toll – dieses Stichwort kam zahlreichen Radlern in den Sinn, die diese Mischung aus Camping-Platz, Sport-Arena und landwirtschaftlichem Nutz-Gelände sahen. Denn da tönte eine mächtige Beschallungsanlage, da stand ein Bierwagen, ein Grillwagen, quasi die gesamte Infrastruktur einer überschaubaren Großveranstaltung. „Ist schon eine Menge Arbeit“, erzählt Vater Bremer. „Die Zuwegung zu dieser Wiese ist von normalen Autos kaum zu befahren. Und wir mussten auch noch Strom haben. Den bekommen wir vom benachbarten Campingplatz. Die Wiese haben wir vom Bauern gepachtet und alles andere organisieren wir in Eigenregie.“ Bremer wusste am späten Abend nach zwei Tagen Sport, was er und sein Team geleistet hatten.

Die Sportler dankten es ihm und den Wikingern mit großartigen Leistungen. Schon eindrucksvoll, wenn zwei acht, neun Jahre alte Jungs mit ihrem Stechpaddel gegen den Strom kämpfen und dabei das Boot nur zentimeterweise vorwärtsbringen. Dabei haben die Vereine in NRW kaum Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. „Es gibt jährliche nur sechs, manchmal sieben Regatten in NRW“, erzählt Bremer. Kein Wunder also, dass rund 200 Sportler über 600 Starts absolvierten. Und das (fast) unfall-frei. Dem Gladbecker Phillip Wagener fuhr ein anderer Starter wortwörtlich ins Boot. Und zwar gleich 30 Zentimeter tief. Mit dem dicken Loch ging es nicht weiter. Aber man kennt sich. Wagener startete mit einem Leihboot erneut.

Und als am Abend die Sonne als dicker roter Ball in der Lippe zu versinken schien, hatten die Eisvögel wieder freie Flugbahn, die Lippe blieb wild, kann sich aber wieder ein Jahr erholen und Wiking Gladbeck war zufrieden: „Fangen wir schon mal mit der Planung von Regatta 34 an.“