Gladbeck. . Vor den NRW-Meisterschaften Lange Strecke in Dortmund schildert Marina Koop, Schwimmerin des VfL Gladbeck, einen typischen Wettkampftag.

In Dortmund werden am Samstag, 12. März, die NRW-Schwimmmeisterschaften Lange Strecke ausgetragen. Vor den Titelkämpfen hat die WAZ Marina Koop, eine Aktive des VfL Gladbeck, die in der Westfalenmetropole an den Start gehen wird, gebeten, einen Tag bei einem großen Wettkampf aus ihrer Sicht zu schildern. Hier ihr Bericht.

„5.15 Uhr. Der Wecker klingelt. Kurzes Recken und Strecken, ratz fatz ein bisschen Wasser ins Gesicht. Elektrolytgetränk mischen, noch einmal kurz die Ausrüstung prüfen und dann schnell zum Frühstück. Viel Zeit zum Genießen bleibt nicht.

Ankunft am Bad: Viele Sportler tummeln sich bereits vor dem Eingang. Kaum hast du den ersten Schritt über die Türschwelle gemacht, steigt dein Adrenalinspiegel sprunghaft an. Es geht zu den Umkleiden. Raus aus den Straßenklamotten und rein in die Schwimmkluft. Der Adrenalinspiegel steigt weiter an. Nur noch wenige Meter. Da ist sie, unsere Wettkampfstätte. Jetzt habe ich nur noch einen Gedanken: Ich will jetzt mein Rennen schwimmen.

Bevor es aber soweit ist, gilt es, die Muskulatur zu dehnen, das Warm up zu starten und, um das Wassergefühl aufzunehmen, sich einzuschwimmen. Der Laie wird sich vielleicht fragen: ‘Wassergefühl aufnehmen? Wasser ist doch Wasser!’ Weit gefehlt. Wenn du als Leistungsschwimmer ein anderes Wasser als das deines Trainingsbeckens zu spüren bekommst, musst du dich wirklich darauf einstimmen. Die Dichte ist anders, die Temperatur, die Chlorung . . . und . . . und . . . und. So wie der Fußballer den Fußball und den Platz vorab testet, testen wir das Wasser. Nach den unzähligen von den Trainern verordneten Bahnen des Einschwimmens stehen die Sprints auf dafür extra reservierte Außenbahnen an. Der Trainer verrät dir deine Zeit und gibt noch den einen oder anderen Techniktipp mit auf den Weg.

Um 5 Uhr klingelt der Wecker

Nun musst du noch die im Vorfeld des Wettkampfes üblichen Regularien über dich ergehen lassen. Und dann geht es los. Die Trainer sprechen kurz vor dem Rennen mit dir die Taktik durch, von da an bist du auf dich alleine gestellt. Es kreisen viele Gedanken auf dem Weg zum Startblock durch deinen Kopf. Gehe ich, bei längeren Strecken, schnell oder eher verhalten an? Was macht mein Stehvermögen, also meine Fähigkeit, auf der letzten Bahn bzw. den letzten, entscheidenden Metern, noch einmal zuzulegen, das Tempo zu stehen? Wer ist mit mir bzw. neben mir im Rennen?

Da ist er, mein Startblock. Wackelt er? Ist er fest? Ist er richtig eingestellt? Das prüfe ich am besten noch einmal kurz und stelle ihn auf meine Bedürfnisse ein.

Du stehst, wenn du ein gutes Team hast, nicht ganz alleine auf dem Block. Du hörst von außen die Anfeuerungsrufe deines Teams. Dein Name wird mehrfach geschrien, um dir die Unterstützung der Mannschaft zu signalisieren.

‘Auf die Plätze’: Noch ein ganz kurzer Gedanke daran, mit welcher Startzeit du vom Block springen wirst. ‘Fertig’: Du bringst Spannung in deinen gesamten Körper, jeder einzelne Muskel ist nun in Bereitschaft, alles aus sich heraus zu holen, was in ihm steckt. Dann ertönt der Start-Pfiff und es geht ab. Du nimmst Kontakt mit deinem geliebten Element auf und schwimmst, so schnell wie es geht. Im Wasser denkst du an nichts mehr. Nur noch ‘ballern’ ist angesagt. Du powerst dich aus, um so weit nach vorne zu kommen, wie es eben geht. Auch die Konkurrenz nimmst du, wenn du den Rat des Trainers befolgst und dein eigenes Rennen schwimmst, nicht wahr.

Die letzten Meter haust du noch einmal alles raus, was in dir steckt. Du machst dich lang im Zieleinlauf, um die eine oder andere hundertstel Sekunde herauszuholen. Du schlägst an und dein erster Blick geht zur Uhr. Du bist zufrieden wenn es eine neue Bestzeit geworden ist. Die Frage nach der erreichten Platzierung ist die nächste. Wenn du es dann sogar noch aufs Treppchen geschafft hast, sind Freude und Zufriedenheit nicht mehr zu toppen.

Dann weißt du, wofür du all´ die Zeit investiert und trainiert hast. Worauf du für deinen Sport verzichtet hast. Warum du abends zeitig um 9 Uhr ins Bett gegangen bist, die Ernährung auf den Sport abgestellt, am Wochenende Training und Wettkämpfe absolviert hast, warum du während der Schulzeit morgens um 5 Uhr aufgestanden bist und warum du vor dem Unterricht Frühtraining eingelegt hast.

Alles in allem betrachtet macht es, trotz der ganzen Mühen, trotz des Verzichts, riesigen Spaß, zusammen mit der Truppe vom VfL meinen Sport zu leben.“