Mit SG Preußen IV verzichtete der Trainer auf einen Punkt im Lokalderby gegen SB Gladbeck. Jan Kaiser schoss auf Anweisung des Linienchefs ein Eigentor zur 2:3-Niederlage
Gäbe es einen Fair-Play-Preis im Amateurfußball, wäre dieser nach dem vergangenen Wochenende an die Viertvertretung von SG Preußen Gladbeck gegangen. Freiwillig verzichtete das Team von Trainer Daniel Thiele auf einen Auswärtspunkt im Derby gegen SB Gladbeck. Im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Steffen Bender spricht der Coach über das Lokalduell, seine Einstellung zum Thema Fair-Play und die bisherige Spielzeit.
Herr Thiele, das Derby gegen SB Gladbeck ging mit 2:3 verloren. Von der Außenlinie gaben Sie die Anweisung, dass Ihr Kapitän Jan Kaiser ein Eigentor erzielen sollte. Warum?
Im Mittelfeld gab es zwischen zwei Akteuren einen Zusammenprall, doch der Schiedsrichter ließ zunächst laufen. Anschließend unterbrach dieser dann doch die Partie. Den fälligen Schiedsrichterball spielten wir zu SB Gladbeck zurück, doch kein Akteur der Gastgeber ging zum Ball. Unser Stürmer Patrick Ratzke markierte daraufhin den 2:2-Ausgleich in der 90. Spielminute. Es sah von allen Beteiligten sehr komisch aus. Für mich war indes schnell klar, dass das so nicht geht. Ich habe Jan Kaiser dann darauf hingewiesen mit dem Ball ins eigene Tor zu laufen.
Eine fast schon heroische Geste.
Mein Gott, es ist nur Fußball. Es gibt schließlich noch ein Rückspiel und da werden wir uns die Punkte zurückholen.
Fair-Play ist heutzutage zwar ein gern formulierter Gedanke, doch gerade in den unteren Kreisligen wird dieser häufig mit Füßen getreten. Wie lange haben Sie über Ihre Idee nachgedacht?
Ich habe von der Außenlinie aus sofort Bescheid gegeben. Jan Kaiser ist als Co-Trainer meine rechte Hand auf dem Feld. Da wurde nicht lange überlegt. Die Gastgeber von Schwarz-Blau haben sich im Anschluss für die faire Geste bedankt.
Schauen wir auf Ihre bisherige Saisonbilanz: Nach dem Aufstieg belegen Sie aktuell den siebten Tabellenrang. Wie zufrieden sind Sie nach dem achten Spieltag?
Für einen Aufsteiger ist die Quote ganz in Ordnung, aber wir haben deutlich mehr Potenzial. Ich habe viel mit Verletzungen zu kämpfen und konnte noch nicht ein einziges Mal meine beste Elf aufs Feld schicken. In dieser Liga ist absolut mehr drin als Rang sieben.
Ihr Team konnte noch nicht einen Auswärtssieg einfahren. Auf heimischen Boden gab es hingegen schon zwei deutliche Kantersiege. Kann Ihre Mannschaft nur auf Kunstrasen glänzen?
Das wäre zu weit gefasst. Auswärts haben wir uns schließlich nicht bei Fallobst vorgestellt, sondern bereits gegen die ersten Drei der Tabelle gespielt. Aber ich muss zugeben, dass uns auf Asche häufig die Konzentration fehlt. Vielleicht frage ich mal in Zweckel nach, ob wir dort im Käfig auf Asche trainieren dürfen (lacht).
Vor der Saison wurde Ihre Vertretung von dem einen oder anderen Kenner der örtlichen Fußballszene als Aufstiegsaspirant gehandelt. Etwas voreilig, oder?
Ich bin nicht davon ausgegangen, dass wir sofort oben mitspielen werden, wenngleich wir mehr Potenzial haben. Es ist nach oben hin aber weiter alles möglich. Sicher ist, dass wir mit dem Abstieg in unserer ersten B-Liga-Spielzeit nichts zu tun haben werden.
Am kommenden Sonntag geht es – auf fremdem Terrain – gegen Anadolusport Gelsenkirchen. Der Gast ist aktuell auf Rang 15 in der Tabelle zu finden. Ein Pflichtsieg, also?
Wenn das nicht der erste Auswärtssieg wird, dann haben wir definitiv etwas verkehrt gemacht. Bei allem Respekt, für Anadolusport sollte es reichen.