Gelsenkirchen. Die Spielführerin der Schalker Westfalenliga-Frauen spricht im Interview über Siegermentalität, Fan-Resonanz und ihre Rolle im Team.
„Es macht mich stolz, bei so einem starken Team in einem Verein, für den seit klein auf mein Herz schlägt, als Kapitänin auflaufen zu dürfen“, sagt Shari Noffke, Leistungsträgerin von Schalkes Frauen-Team I. Eine Sonderrolle genießt die erfahrene Abwehrspielerin durch ihre Spielführer-Rolle allerdings nicht. Sie sagt: „Ich muss aber genauso um meinen Platz in der Startelf und im Team kämpfen, wie die anderen auch.“ Im WAZ-Interview spricht sie über die ausgeprägte Schalker Siegermentalität, den Derbykracher gegen Dortmund und über gelbe Einrichtungsgegenstände.
Shari Noffke, Sie sind Kapitänin bei Team I der Schalke 04-Frauen. Haben Sie angesichts des großen Kaders einen schwierigen oder leichten Job?
Shari Noffke: Ich empfinde es so, dass eine Kapitänin sowohl leichte als auch schwierige Aufgaben hat. Ganz unabhängig von der Kadergröße. Ich möchte allen Spielerinnen und auch dem Trainerteam gerecht werden und meinen Job gut machen. Daher will ich eine gute Ansprechpartnerin für meine Mitspielerinnen sein, ihnen positiv zusprechen und als Motivatorin dienen. Ich möchte für gute Stimmung sorgen und dem Team auf und neben dem Platz helfen. Gleichzeitig versuche ich, die Interessen der Trainer in die Mannschaft zu tragen. Das ist ein toller, aber auch fordernder Job. Mal ist es leichter, mal ist es schwerer. Ich bin froh, dass ich auch erfahrene Spielerinnen an meiner Seite habe, die mich unterstützen.
Schalkes Shari Noffke: „Ich glaube, gut erkennen
zu können, wenn jemand unzufrieden ist“
Wie oft sind Sie der Kummerkasten für Mitspielerinnen, die sich mehr Einsatzzeit erhoffen oder auf anderen Positionen spielen wollen?
Ich glaube, gut erkennen zu können, wenn jemand unzufrieden ist oder eine Spielerin etwas bedrückt. Das merkt man, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, relativ schnell. Ich versuche, von mir aus auf die Spielerinnen zuzugehen und ihnen ein offenes Ohr anzubieten. Kleinere Unzufriedenheiten kommen bei so einem großen Kader zwischendurch zwangsläufig auf, weil jede am Sonntag spielen möchte.
Ich denke aber, dass einige das auch erstmal mit sich selbst ausmachen und gerade bei solchen Themen wie der Einsatzzeit und dem Positionsspiel eher das Gespräch mit den Trainern suchen, die ihnen als Entscheidungsträger auch am ehesten weiterhelfen können.
Schalke hat seit der Gründung des Projekts Frauenfußball einen Aufstieg nach dem anderen gefeiert. Befürchten Sie, dass irgendwann eine sportliche Delle kommt?
Wir versuchen, uns keine Gedanken darüber zu machen, wo wir in der Zukunft sportlich scheitern könnten. Die Konzentration liegt bei uns immer auf dem Hier und Jetzt. Von Training zu Training und von Spieltag zu Spieltag. Ich denke, dass, wenn wir unser volles Potenzial auf den Platz bringen, wir alles erreichen können, weil so viel Qualität in den Mannschaften steckt. Das ist aus meiner Sicht die richtige Denkweise, um auch zukünftig erfolgreich zu sein.
Abteilungsleiter Boris Liebing hat im Rahmen des Schalke-Tags die ausgeprägte Siegermentalität der Schalker Frauen- und Mädchen-Mannschaften gelobt. Wie entwickelt sich so eine Mentalität?
Indem wir immer wieder an uns glauben und uns auf und neben dem Platz gegenseitig pushen, erkennen wir, wie viel Qualität in unseren Mannschaften steckt. Jeder spielt Fußball, um zu gewinnen. Aus dem richtigen Glauben an sich selbst, der Überzeugung, dass wir jeden Gegner schlagen können und dem Willen, für sein Team alles zu geben, ergibt sich diese Siegermentalität.
Wie sehr ist das Oktober-Spiel gegen Revier-Rivale Borussia Dortmund Kabinenthema bei Ihnen?
Wir konzentrieren uns in erster Linie immer auf das nächste Spiel und versuchen, uns Woche für Woche darauf zu fokussieren und vorzubereiten. Natürlich wissen wir alle, dass in dieser Saison das erste Frauen-Derby ansteht. Das ist etwas Besonderes für den Fußball der Frauen im Ruhrgebiet und auch darüber hinaus. Wir freuen uns alle darauf, Teil davon sein zu dürfen und sind natürlich, wie bei allen anderen Gegnern auch, hoch motiviert und überzeugt davon, dass wir das Spiel gewinnen können. Bis dahin sind es aber erst einmal die anderen guten Gegner aus der Liga, gegen die wir spielen werden und Thema in unserer Kabine sind.
Schalke-Kapitänin: „Mir sind die privaten Einrichtungen
meiner Mitspielerinnen nicht bekannt“
Sind gelbe Kleidungsstücke oder Einrichtungsgegenstände bei Ihnen tabu oder ist die Rivalität im Frauenfußball anders als bei den Männern?
Also mir sind die privaten Einrichtungen meiner Mitspielerinnen natürlich nicht alle bekannt, aber ich bin mir relativ sicher, ein BVB-Trikot wird da bei niemandem über dem Bett hängen. (lacht) Mir persönlich gefallen die Farben Blau und Weiß ganz gut und ich glaube, da spreche ich auch für die anderen. Wir tragen die Farben unseres Vereins mit Stolz und kennen die Vereinsphilosophie, die dahintersteckt. Das bedeutet aber nicht, dass ein gelbes Sofa ein No-Go ist. So weit geht das nicht. Liegen da schwarze Kissen drauf, ist das natürlich wieder eine andere Sache. Spaß beiseite. (lacht) Das ist jedem selbst überlassen, dafür wird niemand verurteilt. Hauptsache, wir wissen am Ende des Tages, welche Werte wir vertreten und welcher sportlichen Philosophie wir folgen. Grundsätzlich gibt es Rivalität im Fußball der Frauen, die vielleicht an einigen Stellen nicht ganz so ausgeprägt ist, wie bei den Männern.
Sind Sie selbst Fan der Schalker Zweitligaprofis, gehen Sie zu Heimspielen in die Arena?
Seit klein auf bin ich Schalke-Fan. Mein Papa hat mich da gut erzogen. Früher bin ich mit ihm oft ins Stadion gegangen, weil er eine Dauerkarte hatte. Ich mag das Feeling in der VELTINS-Arena total. Aus beruflichen Gründen war ich in der Vergangenheit an den Wochenenden leider oft gebunden oder wir hatten selbst ein Spiel, was dann natürlich Vorrang hat. Wir waren aber in der vergangenen Saison auch mit ein paar Mädels aus der Mannschaft in der Arena und haben die Männer aus der Nordkurve heraus angefeuert. Also wann immer es geht, bin ich gerne dabei.
Frustriert es Sie und Ihr Team, zuhause vor zweistelliger Zuschauer-Kulisse in der Glückauf-Kampfbahn aufzulaufen?
Nein, im Gegenteil. Wir sind dankbar für jeden einzelnen Fan, der uns unterstützt. Egal ob dort 10, 100 oder 1000 Leute auf der Tribüne sind. Wir freuen uns natürlich, wenn es mehr werden, aber wir wären nie frustriert, wenn es auch nur eine Handvoll wären. Wir wissen jeden Zuschauer und jede Zuschauerin sehr zu schätzen.
Was muss Schalke 04 tun, um im Frauenfußball sichtbarer und attraktiver zu werden?
Wir haben mit Instagram und der Website Plattformen, die sich Schritt für Schritt weiterentwickeln. Insbesondere bei Instagram steigt die Zahl der Follower kontinuierlich. Auch bei Marketingkampagnen mit den männlichen Profis und der Knappenschmiede machen wir auf den Fußball der Frauen auf Schalke aufmerksam. Medial wird nach den vergangenen Aufstiegen inzwischen mehr über uns berichtet. Am Ende ist der sportliche Erfolg natürlich auch wichtige Voraussetzung, damit der Fußball der Frauen auf Schalke noch sichtbarer wird.
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