Gelsenkirchen. Die SSV Buer erfährt eine besondere Ehrung in Leipzig. Vorsitzender Marcel Denneborg vermisst aber Unterstützung von anderer Stelle.

Alles beginnt mit einem „Guten Tag“, einem „Hallo“ und einem Händedruck. „Das ist das Erste, was hier jeder lernt“, sagt Marcel Denneborg. Darauf legt er großen Wert, auch wenn es ihn während der Pandemie auch schon einmal in Schwierigkeiten brachte. Denn das Händeschütteln war bei allen so tief verwurzelt, „dass ich dann selbst irgendwann Corona bekommen habe“, sagt der 1. Vorsitzende der SSV Buer mit einem Lachen. Das dürfte er aber, trotz aller gesundheitlichen Umstände, gerne in Kauf genommen haben. Denn es ist ein Zeichen, dass die Arbeit des Gelsenkirchener Vereins nicht umsonst gewesen ist.

Nicht nur im Kleinen fallen die Ergebnisse dieser Arbeit auf. Auch über die Grenzen der Stadt hinaus findet die Arbeit der SSV Buer Anklang und Lob. Zuletzt in Form des 1. Platzes beim Vereinswettbewerb „(M)ein Verein gegen Rassismus“ der Deutschen Sportjugend (dsj) und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „So eine Auszeichnung ist für den Verein und seine Mitglieder wichtig“, sagt Denneborg. Es ist eine Belohnung „für unsere tägliche Arbeit für die Integration“.

SSV Buer könnte noch „200 Kinder mehr aufnehmen“

Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus den verschiedensten Nationen gehen bei der SSV Buer ihren Sportarten nach. Allein gut 30 Fußball-Mannschaften sind in diesem Jahr gemeldet. Gerne würden Denneborg und seine Vorstandskollegen noch mehr tun – aber das ist aus logistischen Gründen derzeit nicht möglich. „Ich habe auch schon vor einiger Zeit zu unserer Oberbürgermeisterin Karin Welge gesagt, wenn wir mehr Platz bekommen, kann ich noch 200 Kinder mehr aufnehmen.“

Marcel Denneborg, Vorsitzender der SSV Buer.
Marcel Denneborg, Vorsitzender der SSV Buer. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Und auch die würden dann den Buereraner Weg kennenlernen. Egal, woher sie nun kommen mögen. „Wir sehen Menschen aus anderen Ländern hier nie als Ausländer“, betont Denneborg. Integration durch Sport ist die Buerer Maßgabe wie bei so vielen anderen Vereinen auch. Unterschiede werden nicht gemacht – weder in Bezug auf Alter, Geschlecht oder Herkunft. „Bei den Mädchen läuft bei uns alles genauso. Wir haben auch einige, die mit Kopftuch spielen und das ist kein Problem.“

SSV Buer bezieht öffentlich Stellung gegen Antisemitismus

Die Ehrung der dsj beim Fachforum Diversity in Leipzig hat die SSV Buer unter anderem einer Aktion zu verdanken. Als im November 2023 antisemitische Graffitis auf einer Wand am Eingang zum Stadion Löchterheide auftauchten, ging der Verein in die Offensive. „Andere hätten das still gemacht, wir wollten laut sein.“ Zusammen mit Oberbürgermeisterin Welge entfernte der Klub die Schmierereien – und erntete schon Anfang dieses Jahres Applaus dafür. Der FC Schalke 04 verlieh der SSV Buer die Ernst-Alexander-Auszeichnung.

Aber daneben geht es auch immer wieder um die tagtägliche Arbeit für Integration – wie etwa im „Sportlichen Café Miteinander“, in dem seit 2019 zum Austausch eingeladen wird. Oder dem „Kick der Kulturen“, der mit pandemiebedingter Unterbrechung seit 2018 jährlich stattfindet, 2025 dann zum fünften Mal. Es sind Projekte, hinter denen der ganze Verein steht. Und immer beibehalten wird – auch wenn die Hilfe von oben vor allem beim Thema Naturrasenplatz an der Löchterheide fehlt. „Es ist schade, wenn man etwas für die Stadt Gelsenkirchen tut, aber kaum etwas zurückkommt“, sagt Denneborg. Die Arbeit der SSV Buer sei schließlich auch gute Werbung für die Ruhrgebiets-Stadt, die deutschlandweit nicht unbedingt das beste Image besitzt.

So ärgerlich das auch ist, der Verein hat sich daran gewöhnt und wird weitermachen. Immer den eigenen Weg entlang. Und der beginnt wie schon seit Jahren mit einem „Guten Tag“.