Gelsenkirchen. Schalke, Norwich, Brann Bergen, Schalke: Ralf Fährmann ist wieder da, wo er hingehört. Und er hat durch „Manni“ Zuwachs bekommen.
Ralf Fährmann tat in den letzten Monaten das, was er für gewöhnlich eigentlich nicht gerne tut: Er verließ seine Wohlfühloase Recklinghausen, um im Ausland seiner Torwart-Tätigkeit nachzugehen. Weil auf Schalke die Stammplatz-Tür verschlossen war, wechselte der Schlussmann erst zu Norwich City nach England. Der Premier League-Traum erwies sich in der Nachbetrachtung als Sackgasse: Fährmann machte für Norwich nur ein Punktspiel: Am 28. September stand er beim 0:2 gegen Crystal Palace im Kasten, wurde aber verletzungsbedingt ausgewechselt.
Wegen einer Leistenverletzung verpasste der 31-Jährige die nächsten Premier League-Partien. Im Januar dieses Jahres durfte Fährmann für Norwich in der vierten Runde des FA-Cups in Burnley ran, zeigte beim 2:1-Sieg eine sichere Leistung. Ansonsten steht noch ein Ligapokal-Einsatz in seiner Norwich-Statistik (0:1 gegen Crawley Town). Fährmann zog die Konsequenzen und ließ sich zu Brann Bergen nach Norwegen ausleihen, um dort die erhoffte Wettkampfpraxis zu bekommen. Die Corona-Pandemie machte dem gebürtigen Chemnitzer einen dicken Strich durch die Rechnung. Fährmann hielt sich ab April bei seinem Stammverein Schalke 04 fit. Das Leihgeschäft mit Brann Bergen wurde beendet. Ohne Einsatzminute. Und jetzt? Scheint es für Fährmann nach einem kniffligen Jahr wieder aufwärts zu gehen. „Ich habe schwierige eineinhalb Jahre hinter mir“, gab Fährmann im Gespräch mit Schalke-TV zu.
Starke Vorbereitung
Fährmann zeigte eine starke Vorbereitung („Die Spielpraxis tut gut“) und konnte sich einen klaren Vorsprung gegenüber Konkurrent Markus Schubert, der zwischenzeitlich krankheitsbedingt passen musste, erarbeiten. Seinen Status innerhalb der Mannschaft hat sich Fährmann auch ohne Kapitänsbinde erhalten. Das Wort des Schalker Urgesteins hat Gewicht. Fährmann wirkt im S04-Dress gut gelaunt, fast schon befreit. „Man kann es nicht in Worte fassen“, sagt der Torhüter, „es ist das Schönste, nach Feierabend nach Hause zu kommen.“
Familienmensch Fährmann freut sich auf seine Frau – und seit ein paar Monaten auch auf Hund Manni. Der schwarze Cane Corso Italiano gilt vom Wesen her als gelehrig, loyal, ruhig, gelassen und selbstbewusst. Im Steckbrief wird die Rasse als „unbestechlicher Wächter für Haus und Hof“ beschrieben. Das passt optimal zu Fährmann.
Der Rückkehrer vermittelt Schalke kurz vor dem Pflichtspielstart ein sicheres Feeling. „Ich hatte immer ein gutes Gefühl, auch wenn ein Spieler auf Ralle zugelaufen wäre“, stellte S04-Urgestein Olaf Thon nach dem 3:0-Testsieg über den VfL Bochum im Interview mit Schalkes Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann fest. Ralf Fährmann kann es kaum erwarten, dass die Bundesliga bald wieder startet. Die lange Zeit des Zuschauens ist für den Routinier bald vorbei. „Wir sind froh, wenn es los geht und man sich mit den Besten messen kann“, sagt er und bilanziert: „Das Training macht Spaß, wir geben ordentlich Gas mit der Torwart-Truppe. Wir haben in der Vorbereitung eine gute Basis geschaffen.“
Und was war mit den Tiefschlägen gegen die Drittligisten Verl und Uerdingen? „Man hat sich im Training verschiedene Inhalte gesetzt. Fehler sind in der Vorbereitung am besten, daraus kann man lernen. Schauen wir mal, wie es in der Liga aussieht“, sagt Fährmann. Wie man die Hütte verteidigt, weiß nicht nur Hund Manni, sondern auch Ralle.