Gelsenkirchen. . Alfred Schwede ist mit 82 Jahren der älteste Schiedsrichter im Fußballkreis. Der Gelsenkirchener denkt seit 19 Jahren ans Aufhören. Und tut es doch nicht

In seinem Schiedsrichterausweis steht es schwarz auf es war mal weiß. Geburtsdatum: 16. Januar 1932. Alfred Schwede bringt es also auf 82 Lenze und ist somit der mit Abstand älteste Schiedsrichter des Fußballkreises. Im Fußballverband Westfalen ist er ebenfalls mit der Älteste.

Der Mann mit dem weißen Haar ist topfit. Die acht Kilometer von Erle zur WAZ-Redaktion legt er mit dem Fahrrad zurück. Genauso wie die Strecken zu den meisten Spielen. Schiri, wir wissen, wo dein Fahrrad steht.

Geboren wurde Schwede in Gleiwitz in Oberschlesien, auch das steht in seinem Schiedsrichterausweis. 1966 zog er ins Ruhrgebiet, zunächst nach Dortmund, ein Jahr später, mit 35 Jahren, dann nach Gelsenkirchen. In der Zeitung las er vom regelmäßigen Treffpunkt der Schiedsrichter. Immer mittwochs in der alten Emma-Turnhalle. Schwede fuhr hin und lernte Schiedsrichterobmann Heinz Krug kennen, Vater des späteren Fifa-Schiedsrichters Helmut Krug. Eine Woche später leitete Alfred Schwede, der schon in Gleiwitz Schiedsrichter war, seine ersten Spiele. „Mit 35 Jahren war auf der Karriereleiter natürlich nicht mehr viel drin“, sagt er und lacht. Auf den Sprung in die Landesliga verzichtete er aber freiwillig, ließ Klaus Broska den Vortritt, der später sogar zwei Spielzeiten in der 1. Bundesliga pfiff.

Bis zu drei Einsätze pro Tag

Was Alfred Schwede blieb, war die Kreisliga B, die Kreisliga A und die Bezirksliga. Am liebsten drei Einsätze am Tag. „Sonntagmorgen B-Jugend, danach A-Jugend und dann am Nachmittag noch an der Linie. Das waren noch Zeiten“, sagt er. Vor allem blieb aber ein Hobby, das ihn seit fast 50 Jahren jeden Spieltag aufs Neue fasziniert. Auf die Frage, an welchen seiner circa 1500 Einsätze er sich am liebsten erinnert, antwortet Schwede: „Eigentlich immer an das letzte Spiel. Ich träume sogar davon, gehe einige Szenen noch einmal durch und überlege, ob ich vielleicht doch anders hätte entscheiden müssen.“

Probleme auf dem Platz hat er selten. Und außerhalb des Platzes wird dem freundlichen Schiedsrichter sowieso gerne geholfen. „Die Vereine wissen ja schon, dass ich das mit diesem Internet nicht so habe“, sagt er. „Die Verantwortlichen wissen, dass sie mir beim Online-Spielbericht helfen müssen.“ Um die eigenen Spielansetzungen einsehen zu können, bedient er sich einer handgeschriebenen Anleitung des Schiedsrichter-Lehrwarts Stefan Tendyck. „Da steht fünf Mal drauf, wo ich klicken muss. Früher haben wir noch Postkarten mit unseren Ansetzungen bekommen“, erklärt Schwede.

Der Schiedsrichter-Oldie sagt, der Respekt der Spieler ihm gegenüber habe im Alter deutlich zugenommen. Dass er mit seinen 82 Jahren nicht immer auf Ballhöhe sein kann, ist mehr als verständlich. Aber ein gutes Auge hat er immer noch. „Und wenn die jungen Burschen doch meckern, dann sage ich ihnen, dass wir jetzt erst Fußball spielen und uns nach dem Spiel bei einem Glas Bier gerne über andere Dinge unterhalten“, sagt Schwede. Erst kürzlich habe ein Trainer seiner Mannschaft noch gesagt: Lasst mir den Schiedsrichter in Ruhe. Der hat mich schon in der D-Jugend gepfiffen.

Viele Blicke auf Schwedes Schuhe

Alfred Schwedes Motto: „Wenn die Spieler nach Hause gehen und es kein verlorener Tag für sie war, dann habe ich meine Aufgabe als Schiedsrichter gut erledigt.“ Wie lange er diese anspruchsvolle Aufgabe tatsächlich noch erledigen will, kann Schwede nicht genau sagen. „Ich habe einmal gemeint, solange meine Schuhe halten. Und dann habe ich mich gewundert, dass bei der Passkontrolle alle auf meine Schuhe gucken“, sagt er und lacht. „Schon nach meiner Pensionierung habe ich gesagt: das war es jetzt.“ Das ist 19 Jahre her. Und das nächste Paar Schuhe ist schon gekauft.