Belo Horizonte. . Der Star sitzt auf der Bank und ist 45 Jahre alt: Marc Wilmots. „Was wir gelernt haben: Wilmots durfte wechseln, und wie!“, schreibt die Zeitung Het Nieuwsblad.
Belgiens WM-Star sitzt auf der Bank: Spieler und Medien loben Trainer Marc Wilmots, den einstigen Eurofighter des FC Schalke 04, nach der geglückten WM-Rückkehr. „Was wir gelernt haben: Wilmots durfte wechseln, und wie!“, schrieb die Zeitung Het Nieuwsblad in ihrer Mittwoch-Ausgabe lobend über die geglückten Schachzüge des Coaches beim 2:1 über Algerien. Beim bislang letzten belgischen WM-Sieg 2002 hatte der 45-Jährige noch den dritten Treffer beim 3:2 über Russland beigesteuert.
Auch als Trainer kann der frühere Schalker seine Kämpfernatur nicht verbergen. „Er hat geschrien“, verriet Marouane Fellaini auf die Frage nach der Halbzeit-Ansprache von Marc Wilmots. Der Torschütze zum 1:1 verwies darauf, dass der frühere Bundesliga-Profi alles richtig gemacht habe. „Wer weiß, ob ich getroffen hätte, wenn ich von Anfang an gespielt hätte. Der Trainer entscheidet, und dann haben wir ja gesehen...“, erklärte der England-Profi nach der Zitterpartie, die daheim die Rekordkulisse von fast 2,2 Millionen flämischer und knapp 1,5 Millionen wallonischer Zuschauer vor die Fernsehschirme lockte.
Marc Wilmots selbst wehrte jede Art von verbaler Attacke an seinen taktischen Vorgaben beim lange Zeit unansehnlichen Auftritt seiner Mannschaft vehement ab. „Ich weiß nicht, was Sie erwartet haben, einen 4:0-Sieg, 5:0?!“, konterte er einen Fragesteller in Belo Horizonte. „Sie mögen sagen, wir haben nicht genug Chancen kreiert. Aber das interessiert mich nicht. Wir haben gewonnen“, stellte er hochzufrieden nach dem erfolgreichen WM-Comeback der Belgier nach zwölf Jahren fest.
Marc Wilmots hatte gut reden, schließlich hatte er die Torschützen Marouane Fellaini und Dries Mertens eingewechselt. „Ich wusste, der Moment würde kommen“, betonte er später. „Zwei Spieler können den Unterschied machen. Du baust dein Spiel auf 90 Minuten auf.“
Sein (nieder)geschlagener Kollege Vahid Halilhodzic räumte ebenfalls ein, dass Marc Wilmots’ Veränderungen das Spiel entscheidend beeinflusst hatten. Schon in der WM-Qualifikation hatten seine Einwechselspieler die Hälfte aller Siegtreffer erzielt. Im letzten Testspiel vor der WM gegen Tunesien hatte er die Partie gegen Algeriens Nachbarn perfekt simuliert. In der 88. Minute fiel in dem Match das entscheidende 1:0 – Torschütze: Dries Mertens. Marc Wilmots’ Plan war zum zweiten Mal nacheinander aufgegangen. „Nach vorhersehbarem Fußball kann Belgien die Partie dank des Coachings von Wilmots drehen“, schrieb die französische Zeitung Le Monde. Die Daily Mail aus England meinte: „Wilmots bekam, was er wollte.“
„Wir können den Sieg heute genießen, aber gegen Russland müssen wir 100 Prozent fit sein“, betonte Kevin De Bruyne, der nach einer Umstellung zur Pause besser ins Spiel gefunden hatte als im ersten Durchgang. „Ich weiß, dass es große Erwartungen an uns gibt. Aber wir müssen von Spiel zu Spiel schauen“, sagte der Bundesliga-Profi. Marc Wilmots machte in ruhig, aber resolut vorgetragenen Worten deutlich, was er auch Sonntag erwartet: „Du musst an die Schmerzgrenze gehen.“