Gelsenkirchen. Schalkes Trainer hätte gegen eine Niederlage der Leverkusener gegen die Dortmunder nichts einzuwenden. Sorgen reißen vor dem Gladbach-Spiel am Sonntag (17.30 Uhr) nicht ab: Klaas-Jan Huntelaar ist fraglich, Jefferson Farfán fehlt.

Jetzt ist es raus: Jens Keller ist BVB-Fan! Wenn auch nur für einen Spieltag. „Darf man das als Schalke-Trainer überhaupt sagen?“ fragte er kokett zurück, als es um seine Parteinahme beim Ligaspiel Leverkusen gegen Dortmund ging. Aber hier geht nun einmal der Eigennutz vor moralischen Bedenken: Nachdem sich der Reviernachbar mit dem überraschenden 3:0-Sieg bei den Bayern im Rennen um die Vize-Meisterschaft eigentlich distanziert hat, geht es für Jens Keller nur noch um das primäre Ziel: „Wir schauen auf den dritten Platz.“

Und da können Punktverluste von Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg dem königsblauen Ziel nun wirklich nicht schaden. Wobei Schalkes Fußball-Lehrer gar nicht so sehr auf die Konkurrenten auf den Europa-League-Plätzen schauen will: „Unser größter Konkurrent sind wir selbst. Wenn wir punkten, ist es doch völlig egal, wie die anderen spielen.“ Auch, dass die Schalker an diesem Spieltag wieder die Nachzügler am Sonntagabend geben, beeindruckt Jens Keller nicht in der Vorbereitung. „Was sollen wir jetzt über Vor- und Nachteile lamentieren? Wir sind auf Sonntag eingestellt. Natürlich ist es ein gutes Gefühl, dass wir auf jeden Fall Dritter bleiben; egal, wie die Spiele laufen.“ Aber das gute Gefühl, an diesem Spieltag einen noch größeren Graben zu Rang vier ziehen zu können, ist auch bei Jens Keller groß: „Wir haben zu Hause fast eine weiße Weste in der Rückrunde, das werden wir auch am Sonntag zeigen.“

Kühne Worte, wenn man die aktuellen schlechten Nachrichten aus der Trainingswoche ins Kalkül zieht. Größter Schreckmoment sicherlich die Nachricht von Ausnahmestürmer Klaas-Jan Huntelaar, dessen Rachen sich über Nacht entzündet hat. „Er bekommt Medikamente, wir müssen abwarten, wie es morgen ausschaut“, so Jens Keller.

Dass Jefferson Farfán wieder nicht dabei sein wird, daran hat man sich nach seinem kurzen Comeback gegen Eintracht Frankfurt bereits gewöhnt. Nach Knieverletzung und einem allergischen Hautausschlag klingt die jetzige Begründung für den neuerlichen Ausfall des Peruaners irgendwie alltäglich. „Jeff hat sich an den juckenden Stellen gekratzt und diese haben sich entzündet. Die Salbe hat leider nicht so angeschlagen, er darf jedenfalls zur Zeit nicht schwitzen“, so die offizielle Erklärung seines Trainers. Und auch die recht überschaubare Saison von Kyriakos Papadopoulos ist bereits vorzeitig beendet. Nachdem sich der Grieche bei einem Trainingsunfall die Schulter ausgekugelt hatte, bekam er eine Schiene verpasst, die er zwei Wochen tragen soll. Dann ist die Saison passé.

So muss es gegen das höchst wechselhafte Team von Lucien Favre wieder einmal die Junioren-Abteilung richten, auch wenn Jens Keller bei dem einen oder anderen gewisse Verschleißerscheinungen offensichtlich geworden sind: „Sie sind nun in der Bundesliga angekommen, es sind noch drei Spiele, da müssen sie sich halt durchbeißen. Für das große Ziel müssen sie sich über den Schmerz quälen.“ Allerdings habe man im Training auf den allgemeinen Zustand Rücksicht genommen. Man habe zwar in dieser Woche lange trainiert, aber immer wieder Erholungspausen eingebaut. Sollte dennoch etwas schiefgehen, können sie auf die Toleranz des Chefs bauen: „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, der man Fehler eingestehen muss, aber diese werden am Sonntag nicht kommen.“

Die Leichtsinns-Fehler, die Felipe Santana und Sead Kolasinac im Morgengrauen des Mittwochs in einer Kölner Disco begangen haben, sind inzwischen sanktioniert. „Falscher Zeitpunkt, falsche Uhrzeit“, kommentierte Horst Heldt schmallippig. Ansonsten will sich der Manager noch überlegen, wie er auf den stimmungsvollen Ausflug reagieren will, zwischen laut werden und ignorieren reicht dabei die Bandbreite. Und dann soll es wieder gut sein. Horst Heldt: „Sie sind ein Teil von uns, sie gehören zur Familie“, meinte er wie ein Pate. Da ist Lob allerdings gefährlich.