Thessaloniki. . Nur knapp 500 Zuschauer werden beim Play-off-Rückspiel zwischen PAOK Saloniki und und dem FC Schalke 04 live dabei sein. Die Königsblauen müssen nach dem 1:1 im Hinspiel mindestens ein Tor schießen. Der griechische Vize-Meister käme mit einem 0:0 in die Gruppenphase der Champions League.

Ohrenstöpsel, so viel steht fest, hatten die Schalker nicht im Gepäck, als sie am Montagmittag in Thessaloniki gelandet waren. Denn die sind ganz sicher nicht nötig, wenn Schalke an diesem Dienstag (20.45 Uhr MESZ, live im ZDF) im Geisterspiel bei PAOK Saloniki bestehen muss, um wieder in die Champions League einzuziehen. Nur knapp 500 ausgewählte Besucher, darunter 225 aus Schalke, werden im Stadion sein – eine gespenstische Atmosphäre. Und für Schalke eine ungewohnte. „Ein Geisterspiel hatte ich noch nie“, lacht Joel Matip.

Der Verteidiger, der sich am Samstag bei der 1:2-Niederlage in Hannover verletzt hatte, hat sich wie erwartet rechtzeitig für das Spiel in Saloniki zurückgemeldet: Er war ebenso mit an Bord der Schalker Maschine wie die zuvor gleichfalls angeschlagenen Atsuto Uchida, Jefferson Farfán und Leon Goretzka. Nachdem Schalke am Samstag fast noch den Notstand ausrufen wollte, hat sich wenigstens die personelle Lage für Saloniki deutlich entspannt. Sportlich dagegen herrscht weiter Alarmstufe eins: „Angespannt“ nennt Joel Matip die Situation.

Aber immerhin scheinen sich die Spieler dessen bewusst zu sein, was heute Abend auf dem Spiel steht. „In Saloniki gibt’s keine Alibis. Das ist das wichtigste Spiel des Jahres“, sagt Julian Draxler, der mit sich selbst in dieser Saison überhaupt noch nicht zufrieden ist. Auch Joel Matip weiß, dass er längst noch nicht wieder in der Verfassung ist, die ihn in der vergangenen Rückrunde zum vielleicht besten Schalker Innenverteidiger reifen ließ: Zum Saisonstart gegen den HSV hatte er einen rabenschwarzen Tag erwischt, danach musste er in Wolfsburg draußen bleiben, ehe er beim Hinspiel gegen Saloniki nach anfänglichen Wacklern wieder einen Aufwärtstrend andeutete – bis zu diesem erneuten Rückschlag in Hannover. „Ein Auf und Ab“, nennt der gebürtige Bochumer das und gibt zu, dass darunter auch das Selbstvertrauen leidet. Umso mehr sehnt Joel Matip daher nun ein gutes Spiel in Saloniki herbei: „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, und dafür werden wir arbeiten.“

Trainer Jens Keller rechnet damit, dass sich Saloniki nach dem 1:1 im Hinspiel erst einmal in der eigenen Abwehr verschanzen wird, um die Schalker kommen zu lassen – schließlich würde PAOK ein 0:0 zum Weiterkommen reichen. Schalke muss dagegen mindestens ein Tor schießen, „aber dafür“, warnt Keller, „haben wir 90 Minuten Zeit“. Die Marschroute ist also klar: Schalke wird nicht sofort nach vorne rennen, um nur kein frühes Gegentor zu kassieren. „Wir wollen uns Zeit lassen, aber trotzdem dominant auftreten“, erklärt Keller. Und Manager Horst Heldt will sich erst gar nicht mit irgendwelchen Negativ-Szenarien beschäftigen. Vor dem Abflug verkündete er: „Wir fliegen dahin, schlagen die und putzen uns den Mund ab.“ Wenn’s so leicht wäre...

Welche Auswirkungen dabei die Geisterkulisse aufs Spiel haben wird, wird man wohl erst am Abend sehen. Jermaine Jones vermutet, dass es „für beide Mannschaften nicht angenehm wird, vor leeren Rängen zu spielen“. PAOK indes hat bereits Erfahrung darin, weil man bereits in der vergangenen Runde gegen Charkow ohne Zuschauer spielen musste – die Uefa hatte den griechischen Vize-Meister wegen Ausschreitungen im Vorjahres-Wettbewerb zu drei Geisterspielen verurteilt; gegen Schalke findet nun das zweite statt. Und Joel Matip weiß zumindest eines genau: „Man wird die Mitspieler besser verstehen können.“

Auf jeden Fall dürfte es für Schalke kein Nachteil sein, dass man diesmal nicht – wie vor einem Jahr beim Sieg in der Champions League in Piräus – gegen ein gellendes Pfeifkonzert der griechischen Zuschauer anspielen muss. Ohrenstöpsel sind nicht nötig.