Klagenfurt. Österreichischer Kapitän hat seine privaten Probleme nun geklärt und kämpft mit Sead Kolasinac um seinen Stammplatz auf der linken Abwehrseite.
„Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.“ Ein Satz als Gradmesser, als Ansage, als Perspektive. Christian Fuchs sitzt im Garten des Schalker Mannschaftshotels in Klagenfurt am Wörthersee und erzählt freimütig über die schwere Zeit, die er hinter sich hat, und über den Aufbruch zu Besserem, das er unmittelbar vor sich sieht. Die Tage in seinem Heimatland sind für den Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft zwar anstrengend, weil er ja nicht zum Urlaub hier ist, sondern bei oft 30 Grad hart trainieren muss. Aber er jammert nicht, denn er hat ein klares Ziel vor Augen: Er giert danach, den Weg zurück in die Mannschaft zu finden.
Zu Beginn der Rückrunde hatte er seinen Stammplatz als linker Außenverteidiger verloren, der junge Sead Kolasinac zog an ihm vorbei und ließ sich anschließend nicht mehr verdrängen. Andere etablierte Profis machen in vergleichbaren Fällen den Mund weit auf, werben mit allen Mitteln für sich und verlassen dabei manchmal auch den Pfad der Fairness. Christian Fuchs aber hat sich nicht beschwert, im Gegenteil: Er gab selbstkritisch zu, in dieser Phase keine guten Leistungen gebracht zu haben, und bescheinigte dem talentierten Konkurrenten, „stark gespielt“ zu haben. Alle Achtung. So redet ein echter Teamplayer.
„Meiner Meinung nach ist das der einzig vernünftige Weg“, erklärt der 27-Jährige. „So etwas kommt vor in einer Karriere, auch wenn ich das vorher noch nicht kannte.“
Seine höchst professionelle Haltung brachte ihm die Anerkennung ein, die er sich erhofft hatte. Trainer Jens Keller registrierte es natürlich sofort, dass hier kein Feuerchen gelegt, sondern an die Mannschaft gedacht worden war. „Ich hatte ein gutes Feedback vom Verein“, erzählt Christian Fuchs. „Der Trainer hat mir gute Trainingsleistungen bestätigt und mir gesagt, dass er sieht, dass ich mich nicht hängen lasse und er mich jederzeit bringen kann.“
Das galt für das letzte halbe Jahr, Christian Fuchs aber hat den Schalter auf Neustart gestellt. „Jetzt muss ich zusehen, dass ich wieder von Anfang an dabei bin“, sagt er. „Ich will mich aufdrängen und zeigen, dass ich wieder voll da bin.“ Dafür drückt er in jeder Übungseinheit aufs Gaspedal.
Dass er in der vergangenen Saison aus dem Rhythmus kam, mag auch damit zu erklären sein, dass er privat in Turbulenzen geraten war. Zum Jahresende wurde Christian Fuchs geschieden, seine neue Freundin ist Amerikanerin und wohnt in New York, die Organisation einer solchen Fernbeziehung ist nicht leicht. „Ich habe wieder Ruhe in mein Privatleben gebracht“, erzählt Christian Fuchs. „Es ist auch wichtig, dass privat alles passt.“
Auch sportlich glaubt er, die „schwierige Phase“ hinter sich zu haben. Er habe erst lernen müssen, mit dieser Situation umzugehen, sagt er, aber das müsse jetzt Vergangenheit sein. Gerade jetzt in Klagenfurt sei ja jeder mit ganzem Einsatz bei der Sache. „Das Training bei gefühlten 40 Grad ist zwar hart“, sagt Christian Fuchs, „aber das ist ja der Zweck eines Trainingslagers, dass man noch mal alles rausholt.“ Außerdem sei der Kader noch stärker geworden. „Alle Positionen sind jetzt doppelt besetzt, das ist sehr gut für den Konkurrenzkampf. Aber trotz des Kampfes um die Leibchen ist es wichtig, dass wir diese gute Stimmung in der Mannschaft haben.“
Das Rennen um die Plätze in der Schalker Anfangself beim DFB-Pokalspiel der ersten Runde beim FC Nöttingen hat begonnen. Für Christian Fuchs ist dieser 5. August das erste wichtige Datum, er sagt: „Ich werde alles dafür tun, um nicht mehr auf der Bank sitzen zu müssen.“